Seit einiger Zeit werden
die ehemaligen Klosteranlagen von Stuben
restauriert. In diesem Zusammenhang
erfolgten auch archäologische
Untersuchungen im Kirchenschiff und in
den angrenzenden Außenanlagen, die vom
Amt Koblenz der archäologischen
Denkmalpflege durchgeführt wurden und
die unter der wissenschaftlichen Leitung
des Verfassers, sowie der örtlichen
Grabungsleitung von Friedel Gebert
standen. Die Lage des ehemaligen Klosters
in der Moselschleife, unmittelbar auf dem
Gleithang am Fluss gegenüber dem
steilsten Weinberg Deutschlands, dem
Calmont, ist durchaus bemerkenswert. Nach
Süden steigt das Gelände allmählich
zum Petersberg mit seiner spätantiken
Befestigung und den fränkischen
Gräberfeldem hin an. Im Norden wird das
Areal unmittelbar von der Mosel umflossen
und jenseits des Flusses ragt steilfelsig
der Calmont auf, dessen Gipfel ein
römisches Heiligtum trägt, von dem man
weit in das gesamte Moseltal Einblick
hat. So verwundert es nicht, dass im
Umfeld bereits seit längerem römische
Ziegelreste und keramische Bruchstücke
aufgesammelt wurden, die möglicherweise
auf römische frühe Gebäude an dieser
Stelle hinweisen. Auch die jüngsten
Grabungsbefunde innerhalb des
Kirchenschiffes machten dies noch
wahrscheinlicher. |
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Die
Experten beim Lokaltermin in der
Klosterruine. |
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Die Gründung des
Klosters geht auf eine Schenkung des
adligen Egelolf zurück, der seinen dort
gelegenen Hof mit Burghaus, Kapelle und
Weingärten dem Abt Richard I. von der
Abtei Springiersbach gestiftet hatte.
1137 wurde der Hof Egelolfs in ein
Augustinerinnenkloster für Jungfrauen
und Witwen adligen Standes unter der
Leitung der Abtei Springiersbach
umgewandelt. Schon aus der Uberlieferung
wird deutlich, dass an dieser Stelle
bereits im Mittelalter ein Burghaus mit
landwirtschaftlicher Nutzung und Weinbau
vorhanden war. Nach einer ausgeprägten
Blüte während des Mittelalters wurde
die Lage des Klosters jedoch immer
schlechter und es erlitt einen
wirtschaftlichen Niedergang. Die
baufällige romanische Kirche musste
abgerissen werden und wurde durch das
jetzt in seinen Umfassungsmauern noch
erhaltene Kirchenschiff im Jahre 1685 -
1687 ersetzt. Diesem, mit großen
gotischen Fenstern, aber sonst im
barocken Stil errichteten Kirchenschiff,
galt insbesondere die Sanierung des
Mauerwerkes. |
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Die
Grabplatte der Nonne Maria Salama
v. Metzenhausen, die als Kind im
Alter von 7 Jahren 1629 im
Kloster starb. |
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Viele
Skelette offenbarten körperliche
Gebrechen, wie auch bei diesem
Beispiel an der deformierten
Wirbelsäule zu erkennen ist. |
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Wo
heute Wein um die Kirchenruine
herum wächst, stan- den früher
Wohn- und Wirtschaftsgebäude des
Konvents. |
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Zunächst wurde mit den archäologischen
Untersuchungen im Kirchenschiff begonnen.
Unmittelbar unter der heutigen Erdoberfläche
wurden im östlichen Bereich des Gotteshauses die
ehemaligen Fundamente der romanischen Apsis
freigelegt. Wie aus später noch erschlossenen
Befunden hervorging, handelte es sich
offensichtlich um eine dreischiffige Basilika mit
vorgezogenem Chor. Besonders bemerkenswert waren
die Befunde im Mittelschiff. Tatsächlich
befanden sich hier massive Fundamente der
römischen Gebäude, die durch ihre Mauertechnik
sich deutlich von dem Mauerwerk der ehemaligen
mittelalterlichen Burg unterscheiden ließ, dass
sich hier ebenfalls, nahezu in der Mitte der
großen Hallenkirche befand. Deutlich war die
Apsis der Burgkapelle zu erkennen, die von Ost
nach West ausgerichtet war. Im westlichen Teil
des heute offenen gotisierenden Mauerrings der
Klosterkirche konnte ein gleichmäßiger Raum
freigelegt werden, der offensichtlich den unteren
Teil der ehemaligen romanischen Kirche bildete.
Die aufgehenden mittelalterlichen Mauern waren
auf römischen Fundamenten errichtet. Dieser
tiefer liegende Raum diente als Krypta und
enthielt noch den ehemaligen römischen Estrichfußboden.
Darauf war die ehemalige Nonnenempore errichtet,
die zwar nicht mehr erhalten ist, aber die
Fundamente der Säulenbasen mit ihren
Verzierungen waren noch vorhanden oder konnten in
ihren Standspuren festgestellt werden.
Nördlich davon war später ein mit großen
Schieferplatten ausgelegter Keller eingerichtet
worden, der von Westen her unmittelbar vom
ehemaligen Zugang zum Kloster betreten werden
konnte. Dieser zeigte auch hier durch einen
schmalen Gang, der sich noch in einer erkennbaren
Treppe fortsetzte und an der Pforte mit einer
kaminheizbaren Stube vorbei den Eingang zur
Klausur bildete. Der schmale Gang führte an dem
ehemaligen mittelalterlichen Bergfried mit
mächtigen Fundamenten und seiner fast
quadratischen Form vorbei, der möglicherweise
auch der "Turm" zur romanischen
Klosterkirche war. Uber diese Eingangspforte
gelangte man in den Kreuzgang. Dieser war 3,00 m
breit und mit Schieferplatten belegt. Die Mauern
waren so gut erhalten, dass die ehemaligen
Eingänge und Türen sowie die Fensternischen in
die ehemals Fensterbänke eingelassen waren noch
ermittelt werden konnten.
Besonders bemerkenswert ist die Ermittlung der
Fundamente der ehemaligen Kreuzkapelle. Sie wurde
errichtet insbesondere zur Aufbewahrung der
bemerkenswerten Staurothek und bildete einen
kleinen Anbau unmittelbar an der romanischen
Kirchenaußenwand. Es war ein kleiner
Rechteckbau, der im Osten in einem einfachen
leicht eingezogenen runden Chorabschluss endete.
Hier hatte sich noch der ehemalige
Plattenfußboden aus zum Teil quadratischen und
rhombisch geformten Keramikfliesen erhalten, wie
auch der Verputz der Innenwände mit teilweiser
farbiger Bemalung. Auch hier wurde noch älteres
Mauerwerk in tieferen Lagen festgestellt, sogar
Reste römischer Mauern waren hier in das
Fundament mit einbezogen. Es waren die typischen
römischen Formate der Bausteine, verlegt in dem
charakteristischen festen römischen
Trasskalkmörtel. In der Kirche, dem Kreuzgang
und der Kapelle lagen zahlreiche Bestattungen,
vermutlich von ehemaligen Bewohnern des Klosters.
Sie lagen sehr dicht, teilweise mit
Überschneidungen. Die Gräber waren
unterschiedlich tief eingebracht und haben sich
zum Teil überlagert. Besonders bemerkenswert ist
ein Grab, das durch eine gut verzierte Platte mit
Inschrift abgedeckt war. Darunter befand sich ein
großes, verhältnismäßig gut erhaltenes
Skelett, vermutlich das der Anna Maria Salama v.
Metzenhausen.
Viele Skelette ließen aber auch körperliche
Gebrechen erkennen. Eines z. B. hatte eine
völlig verkrümmte Wirbelsäule. Zu Lebzeiten
muss dieser Mensch unter erheblichen Schmerzen
und einen starken Buckel gelitten haben. Einige
Gräber wurden offensichtlich auch beraubt. Wann
dies geschehen ist, lässt sich schwer sagen. So
sind die Gräber gestört bzw. die einzelnen
Skelettteile auseinander gerissen, ein
Bronzemedaillon mit Goldauflage mit der
Darstellung der Mutter Gottes und des knienden
Augustinus im unteren Bereich des Skelettes, das
offensichtlich bei der "Beraubung"
übersehen wurde, lag noch im Grab.
Die wichtige Fragen nach dem offiziellen
großen Zugang zur Klosteranlage konnte ebenfalls
archäologisch geklärt werden: Die Toranlage lag
südlich der Kirche und osthch des Kreuzganges
und bestand aus einem breiten Durchgang für
Fuhrwerke und Wagen und einer kleiner Pforte für
Personen. Die Zuwegung war mit einer durch große
Flusskiesel (Katzenköpfen) gepflasterte Straße,
die zum Teil auch mit Schieferplatten gestickt
war erreichbar. Sie ließ Ausbesserungsstellen
erkennen und wurde offensichtlich mehrfach
repariert. Die ehemalige Uferstraße selbst
führt an der Mosel am Kloster vorbei und nicht -
wie heute - am Fuße des Steilhanges des
Calmonts.
Die archäologischen Untersuchungen im
Gelände des ehemaligen Klosters Stuben haben
bisher schon eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen
erbracht. Immer wieder wurden bei den Grabungen
deutliche Reste römischer und
frühmittelalterlicher Bauwerke und älteres
Baumaterial, Spolien und Werkstücke der
verschiedensten Zeitstellungen festgestellt.
Unzweifelhaft sind die vielfältigen römischen
Fundamente, die sowohl im Kirchenschiff als auch
im Kreuzgang und anschließenden Teilen
festgestellt wurden, Hinweis auf ein römisches
Gebäude. Doch sind die Grabungsausschnitte
bisher zu klein und die diesbezüglichen Befunde
wenig zusammenhängend, woraus auf die
Nicetius-Burg zu schließen derzeit noch zu
voreilig wäre. Namhafte Reste der 1137
erwähnten mittelalterlichen Burg, die als
Schenkungsgut diente, konnten festgestellt
werden, ebenso wie das romanische Mauerwerk des
späten Klosterbaues. Und schließlich konnte
auch der Nachweis für den Standort der so
genannten Kreuzkapelle ermittelt werden, die
gegenüber des Volkseinganges zur Klosterkirche
errichtet worden war. Weite Teile des erforschten
ehemaligen Kreuzganges runden das bisherige Bild
ab. Auch wenn die archäologischen Untersuchungen
bereits eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen und
guten Ergebnissen gebracht haben, ist dennoch das
Bild der historischen Entwicklung und vor allen
Dingen die Frühzeit der Gebäude noch immer
unklar geblieben. So sollen die Forschungen auch
in der nächsten Zeit fortgesetzt weiden, um
schließlich ein vollständiges Bild des Ablaufes
der historischen Entwicklung zu den ganz frühen
und spätrömischen Vorgängerbauten der Anlage
wie auch der gesamten Klostergeschichte dereinst
zeichnen zu können. In dem vorgesehenen
Rundwegesystem der touristischen Erschließung
der Region Calmont-Petersberg soll dieses
ehemalige Kloster, um dass sich so viele
Geheimnisse, Sagen und Legenden ranken, einen
besonderen Platz einnehmen.
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