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Umfangreiche archäologische Ausgrabungen mit interessanten Ergebnissen
Dr. Hans-Helmut Wegner,
Leiter des Landesamtes für
archäologische Denkmalpflege
Seit einiger Zeit werden die ehemaligen Klosteranlagen von Stuben restauriert. In diesem Zusammenhang erfolgten auch archäologische Untersuchungen im Kirchenschiff und in den angrenzenden Außenanlagen, die vom Amt Koblenz der archäologischen Denkmalpflege durchgeführt wurden und die unter der wissenschaftlichen Leitung des Verfassers, sowie der örtlichen Grabungsleitung von Friedel Gebert standen. Die Lage des ehemaligen Klosters in der Moselschleife, unmittelbar auf dem Gleithang am Fluss gegenüber dem steilsten Weinberg Deutschlands, dem Calmont, ist durchaus bemerkenswert. Nach Süden steigt das Gelände allmählich zum Petersberg mit seiner spätantiken Befestigung und den fränkischen Gräberfeldem hin an. Im Norden wird das Areal unmittelbar von der Mosel umflossen und jenseits des Flusses ragt steilfelsig der Calmont auf, dessen Gipfel ein römisches Heiligtum trägt, von dem man weit in das gesamte Moseltal Einblick hat. So verwundert es nicht, dass im Umfeld bereits seit längerem römische Ziegelreste und keramische Bruchstücke aufgesammelt wurden, die möglicherweise auf römische frühe Gebäude an dieser Stelle hinweisen. Auch die jüngsten Grabungsbefunde innerhalb des Kirchenschiffes machten dies noch wahrscheinlicher.
 
Die Experten beim Lokaltermin in der Klosterruine.
 
Die Gründung des Klosters geht auf eine Schenkung des adligen Egelolf zurück, der seinen dort gelegenen Hof mit Burghaus, Kapelle und Weingärten dem Abt Richard I. von der Abtei Springiersbach gestiftet hatte. 1137 wurde der Hof Egelolfs in ein Augustinerinnenkloster für Jungfrauen und Witwen adligen Standes unter der Leitung der Abtei Springiersbach umgewandelt. Schon aus der Uberlieferung wird deutlich, dass an dieser Stelle bereits im Mittelalter ein Burghaus mit landwirtschaftlicher Nutzung und Weinbau vorhanden war. Nach einer ausgeprägten Blüte während des Mittelalters wurde die Lage des Klosters jedoch immer schlechter und es erlitt einen wirtschaftlichen Niedergang. Die baufällige romanische Kirche musste abgerissen werden und wurde durch das jetzt in seinen Umfassungsmauern noch erhaltene Kirchenschiff im Jahre 1685 - 1687 ersetzt. Diesem, mit großen gotischen Fenstern, aber sonst im barocken Stil errichteten Kirchenschiff, galt insbesondere die Sanierung des Mauerwerkes.
 
Die Grabplatte der Nonne Maria Salama v. Metzenhausen, die als Kind im Alter von 7 Jahren 1629 im Kloster starb.
 
 
Viele Skelette offenbarten körperliche Gebrechen, wie auch bei diesem Beispiel an der deformierten Wirbelsäule zu erkennen ist.
 
 
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Wo heute Wein um die Kirchenruine herum wächst, stan- den früher Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Konvents.

Zunächst wurde mit den archäologischen Untersuchungen im Kirchenschiff begonnen. Unmittelbar unter der heutigen Erdoberfläche wurden im östlichen Bereich des Gotteshauses die ehemaligen Fundamente der romanischen Apsis freigelegt. Wie aus später noch erschlossenen Befunden hervorging, handelte es sich offensichtlich um eine dreischiffige Basilika mit vorgezogenem Chor. Besonders bemerkenswert waren die Befunde im Mittelschiff. Tatsächlich befanden sich hier massive Fundamente der römischen Gebäude, die durch ihre Mauertechnik sich deutlich von dem Mauerwerk der ehemaligen mittelalterlichen Burg unterscheiden ließ, dass sich hier ebenfalls, nahezu in der Mitte der großen Hallenkirche befand. Deutlich war die Apsis der Burgkapelle zu erkennen, die von Ost nach West ausgerichtet war. Im westlichen Teil des heute offenen gotisierenden Mauerrings der Klosterkirche konnte ein gleichmäßiger Raum freigelegt werden, der offensichtlich den unteren Teil der ehemaligen romanischen Kirche bildete. Die aufgehenden mittelalterlichen Mauern waren auf römischen Fundamenten errichtet. Dieser tiefer liegende Raum diente als Krypta und enthielt noch den ehemaligen römischen Estrichfußboden. Darauf war die ehemalige Nonnenempore errichtet, die zwar nicht mehr erhalten ist, aber die Fundamente der Säulenbasen mit ihren Verzierungen waren noch vorhanden oder konnten in ihren Standspuren festgestellt werden.

Nördlich davon war später ein mit großen Schieferplatten ausgelegter Keller eingerichtet worden, der von Westen her unmittelbar vom ehemaligen Zugang zum Kloster betreten werden konnte. Dieser zeigte auch hier durch einen schmalen Gang, der sich noch in einer erkennbaren Treppe fortsetzte und an der Pforte mit einer kaminheizbaren Stube vorbei den Eingang zur Klausur bildete. Der schmale Gang führte an dem ehemaligen mittelalterlichen Bergfried mit mächtigen Fundamenten und seiner fast quadratischen Form vorbei, der möglicherweise auch der "Turm" zur romanischen Klosterkirche war. Uber diese Eingangspforte gelangte man in den Kreuzgang. Dieser war 3,00 m breit und mit Schieferplatten belegt. Die Mauern waren so gut erhalten, dass die ehemaligen Eingänge und Türen sowie die Fensternischen in die ehemals Fensterbänke eingelassen waren noch ermittelt werden konnten.

Besonders bemerkenswert ist die Ermittlung der Fundamente der ehemaligen Kreuzkapelle. Sie wurde errichtet insbesondere zur Aufbewahrung der bemerkenswerten Staurothek und bildete einen kleinen Anbau unmittelbar an der romanischen Kirchenaußenwand. Es war ein kleiner Rechteckbau, der im Osten in einem einfachen leicht eingezogenen runden Chorabschluss endete. Hier hatte sich noch der ehemalige Plattenfußboden aus zum Teil quadratischen und rhombisch geformten Keramikfliesen erhalten, wie auch der Verputz der Innenwände mit teilweiser farbiger Bemalung. Auch hier wurde noch älteres Mauerwerk in tieferen Lagen festgestellt, sogar Reste römischer Mauern waren hier in das Fundament mit einbezogen. Es waren die typischen römischen Formate der Bausteine, verlegt in dem charakteristischen festen römischen Trasskalkmörtel. In der Kirche, dem Kreuzgang und der Kapelle lagen zahlreiche Bestattungen, vermutlich von ehemaligen Bewohnern des Klosters. Sie lagen sehr dicht, teilweise mit Überschneidungen. Die Gräber waren unterschiedlich tief eingebracht und haben sich zum Teil überlagert. Besonders bemerkenswert ist ein Grab, das durch eine gut verzierte Platte mit Inschrift abgedeckt war. Darunter befand sich ein großes, verhältnismäßig gut erhaltenes Skelett, vermutlich das der Anna Maria Salama v. Metzenhausen.

Viele Skelette ließen aber auch körperliche Gebrechen erkennen. Eines z. B. hatte eine völlig verkrümmte Wirbelsäule. Zu Lebzeiten muss dieser Mensch unter erheblichen Schmerzen und einen starken Buckel gelitten haben. Einige Gräber wurden offensichtlich auch beraubt. Wann dies geschehen ist, lässt sich schwer sagen. So sind die Gräber gestört bzw. die einzelnen Skelettteile auseinander gerissen, ein Bronzemedaillon mit Goldauflage mit der Darstellung der Mutter Gottes und des knienden Augustinus im unteren Bereich des Skelettes, das offensichtlich bei der "Beraubung" übersehen wurde, lag noch im Grab.

Die wichtige Fragen nach dem offiziellen großen Zugang zur Klosteranlage konnte ebenfalls archäologisch geklärt werden: Die Toranlage lag südlich der Kirche und osthch des Kreuzganges und bestand aus einem breiten Durchgang für Fuhrwerke und Wagen und einer kleiner Pforte für Personen. Die Zuwegung war mit einer durch große Flusskiesel (Katzenköpfen) gepflasterte Straße, die zum Teil auch mit Schieferplatten gestickt war erreichbar. Sie ließ Ausbesserungsstellen erkennen und wurde offensichtlich mehrfach repariert. Die ehemalige Uferstraße selbst führt an der Mosel am Kloster vorbei und nicht - wie heute - am Fuße des Steilhanges des Calmonts.

Die archäologischen Untersuchungen im Gelände des ehemaligen Klosters Stuben haben bisher schon eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen erbracht. Immer wieder wurden bei den Grabungen deutliche Reste römischer und frühmittelalterlicher Bauwerke und älteres Baumaterial, Spolien und Werkstücke der verschiedensten Zeitstellungen festgestellt. Unzweifelhaft sind die vielfältigen römischen Fundamente, die sowohl im Kirchenschiff als auch im Kreuzgang und anschließenden Teilen festgestellt wurden, Hinweis auf ein römisches Gebäude. Doch sind die Grabungsausschnitte bisher zu klein und die diesbezüglichen Befunde wenig zusammenhängend, woraus auf die Nicetius-Burg zu schließen derzeit noch zu voreilig wäre. Namhafte Reste der 1137 erwähnten mittelalterlichen Burg, die als Schenkungsgut diente, konnten festgestellt werden, ebenso wie das romanische Mauerwerk des späten Klosterbaues. Und schließlich konnte auch der Nachweis für den Standort der so genannten Kreuzkapelle ermittelt werden, die gegenüber des Volkseinganges zur Klosterkirche errichtet worden war. Weite Teile des erforschten ehemaligen Kreuzganges runden das bisherige Bild ab. Auch wenn die archäologischen Untersuchungen bereits eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen und guten Ergebnissen gebracht haben, ist dennoch das Bild der historischen Entwicklung und vor allen Dingen die Frühzeit der Gebäude noch immer unklar geblieben. So sollen die Forschungen auch in der nächsten Zeit fortgesetzt weiden, um schließlich ein vollständiges Bild des Ablaufes der historischen Entwicklung zu den ganz frühen und spätrömischen Vorgängerbauten der Anlage wie auch der gesamten Klostergeschichte dereinst zeichnen zu können. In dem vorgesehenen Rundwegesystem der touristischen Erschließung der Region Calmont-Petersberg soll dieses ehemalige Kloster, um dass sich so viele Geheimnisse, Sagen und Legenden ranken, einen besonderen Platz einnehmen.

Text: Aus "Heimatjahrbuch für den Kreis Cochem-Zell 2006" - Fotos: Rainer Pellenz, Bremm
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