Dr. Reitz |
Kloster
Stuben - Zweckentfremdung
während der
französischen Revolution |
Kloster Stuben -
Zweckentfremdung während der
französischen Revolution
Steine im Butterkorb
Als
die französischen Revolutionsheere Anno
1794 in unsere Heimat einrückten,
errichteten sie allerorts
Freiheitsbäume, schafften
den christlichen Sonntag ab und feierten
statt seiner alle zehn Tage das
sogenannte "Fest der Dekaden.
Das Nonnenkloster Stuben bei Bremm, aus
dem die Schwestern auf die rechte
Rheinseite geflüchtet waren,
verwandelten sie in ein Lazarett. Die
umliegenden Dörfer mußten Lebensmittel
dafür liefern. Diese wurden zunächst in
der Wohnung des Bürgermeisters Andreas
Zimmer in Eller gesammelt und dann nach
Stuben gebracht.
Ein Mann aus der Gegend stahl in der
Bürgermeisterwohnung zu Eller die in
einem Korb befindliche Butter und tat, um
den Diebstahl vorerst zu verschleiern,
Steine hinein. Bürgermeister Zimmer
wußte nichts davon und lieferte den
Butterkorb zusammen mit den
anderen Lebensmitteln ahnungslos an das
französische Lazarett in Kloster Stuben
ab.
Einige Tage später erschienen zwei
französische Dragoner und sechs
Füsiliere aus dem Lager Manderscheid vor
dem Bürgermeisterhaus in Eller. Der
Bürgermeister stand nichtsahnend in der
Haustür. Da er die Soldaten nicht
verstand, kam es zu einem heftigen
Wortwechsel, in dessen Verlauf einer der
Franzosen sein Gewehr auf den
Bürgermeister anlegte und losdrückte.
Der Bürgermeister vermochte eben noch
schnell die Türe zuzuschlagen, so daß
die Kugel ins Holz drang. Er wurde dann
schwer bestraft und verlor dabei Hab und
Gut. Die Franzosen wollten nämlich
durchaus nicht glauben, daß er an den
Steinen im Butterkorb unschuldig war.
Ein altes Aktenstück berichtet, daß
der Bürgermeister Andreas Zimmer in
Eller die ihm zur Strafe aufgetragene
Requisition von einem Fuder Wein, von
Kühen, Hämmeln, Brot, Butter, Mehl,
Eiern, Öl usw. nicht ausgeführt habe
und dafür nach Stuben in den
Prisong abgeführt worden
sei.
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