Pressemeldungen 2011 nkwt.de
Januar 2011   Bombenfund: Cochem wird am Sonntag evakuiert
Februar 2011   Bombenfund: Cochem wird wieder evakuiert - Bahn hält sich bedeckt
Februar 2011   Der Bauablauf wird aus Sicherheitsgründen komplett umgestellt
März 2011   Wenn «Ludmilla» über den Westerwald pfeift - Russische Diesellok zieht schwere...
März 2011   Bahnbaustelle Cochem: Oberflächensonde versagt
März 2011   Cochem hat Übung: Bombe II entschärft
Mai 2011   Deutsche Bahn informiert Cochemer Bürger über dei Unterfahrung der Oberstadt
Mai 2011   Immobilien in der Cochemer Oberstadt oberhalb des NKWT werden begutachtet
Mai 2011   Nur wenige bohrende Fragen zur neuen Röhre
Juli 2011   Welche Werte vernichtet der Bohrer?
Juli 2011   Beton soll die Bohrschäden minimieren
August 2011   Tunnelbau: Ob's die Cochemer erschüttert?
August 2011   Cochemer Oberstadt wird untergraben - Tunnelbauprojekt in entscheidender Phase
September 2011   Cochem: Bohrarbeiten im Kaiser-Wilhelm-Tunnel in kritischer Phase
September 2011   Mit Zug kollidiert: Autofahrer in Lebensgefahr, Bahnstrecke Limburg-Montabaur...
Oktober 2011   Tunnelbohrer rumort unter Häusern
Oktober 2011   Schäden in Millionenhöhe an Bahnstrecke zwischen Girod und Montabaur
Oktober 2011   Bohrer bricht bald durch den Beton - Tunnelbau Maschine fahrt morgen weiter
Oktober 2011   Wie ein kleiner Vulkan in Cochem: Tunnelbohrer beschert der Oberstadt eine...
Oktober 2011   Güterzug kollidiert bei Winningen mit Pkw - Fahrer kann sich noch retten
November 2011   Durchschlag beim Jahrhundertbauprojekt
November 2011   Ein Stahlungetüm bricht durch den Berg
November 2011   Der Bohrer ist durch, jetzt kommen Kräne - Straße gesperrt
November 2011   84-Tonnen-Kran schwebt auf Brücke ein
Bombenfund: Cochem wird am Sonntag evakuiert Baustellenfotos von Ende Januar 2011
In einem Großeinsatz werden Polizei und Feuerwehr nach 8.45 Uhr alle Häuser kontrollieren. Auch alle Straßen nach Cochem bleiben dann gesperrt; Busse, Züge, Schiffe und Flugzeuge verkehren nicht durch und über Cochem. Udo Bukschat, Leiter des Ordnungsamtes, betont: „Ein Recht auf Selbstgefährdung gibt es nicht.“ Erst, wenn das gefährdetet Gebiet komplett geräumt ist, wird die Bombe entschärft – frühestens um 12 Uhr. Die Einsatzzentrale hofft, am Nachmittag wieder Entwarnung geben zu können.

Wie kam es zu dem Bombenfund? Im Auftrag der Deutschen Bahn misst die Neusser Firma Umwelttechnik Friedrich Lenz den Boden an der Baustelle aus. Dazu lässt sie etwa alle 1,5 Quadratmeter eine Sonde sechs Meter tief in die Erde. Jeder Fremdkörper im Boden baut ein eigenes Magnetfeld auf, das bei der Computerauswertung zu sehen ist, erklärt Feuerwerker Axel Oebel. Die Fliegerbombe, die zehn Zentner schwer und etwa 1,60 Meter lang ist, ging vermutlich als Blindgänger am 5. Januar 1945 nieder, als 60 Prozent der Stadt zerstört wurden.

Nach dem Fund musste sie am Donnerstag zunächst mit einem Bagger freigelegt werden. Weil das Gelände um den Fundort instabil war, errichtete die Firma Lenz einen Verschlag um die Bombe. Am Nachmittag war es soweit: Axel Oebel konnte sein Fundstück präsentieren. Er ist zwar froh, dass beim Ausbaggern alles gut ging, aber nicht besonders stolz auf den Bombenfund: Als Kampfmittelbeseitiger spürt er häufiger Blindgänger auf. „In dem Jahr, als wir die Kölner Rheinwiesen vor dem Papstbesuch vermessen haben, waren es 36 Stück.“
Zum aktuellen Zeitpunkt sind noch keine Straßensperrungen und Evakuierungen notwendig, auch die Züge fahren regulär. Die Bundespolizei bewacht die Bombe, bis sie ordnungsgemäß entschärft ist.

Quelle: Rheinzeitung vom 27.01.2011

Von Dorothea Müth

Cochem - Bauarbeiter haben am Donnerstagmorgen eine Bombe neben auf dem Bahngelände zwischen Gleisen und Briederweg entdeckt. Das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg ist bei der routinemäßigen Messung des Bodens in Zusammenhang mit dem Ausbau des Kaiser-Wilhelm-Tunnels gefunden worden.

Die Entschärfung ist erst für Sonntag geplant, weil dann nur die Wohnbevölkerung die Stadt verlassen muss, erklärt Cochems Bürgermeister Herbert Hilken. Ab 8.45 Uhr wird die Stadt in einem Umkreis von einem Kilometer um den Fundort evakuiert – betroffen sind rund 3000 Menschen und damit fast alle Cochemer außer den Stadtteilen Sehl und Brauheck. Mit einer Wurfsendung informiert das Ordnungsamt alle Haushalte im Verlauf des heutigen Tages. Dabei gibt es auch eine Servicetelefonnummer bekannt, an die sich insbesondere Menschen wenden können, die Hilfe bei der Evakuierung benötigen. Auch Notunterkünfte werden eingerichtet.

Bombenfund: Cochem wird wieder evakuiert - Bahn hält sich bedeckt
  Baustellenfotos von Anfang Februar 2011
Von Angela Kauer

Cochem - Wegen des Bombenfundes auf dem Baustelle der Bahn am Kaiser-Wilhelm-Tunnel in Cochem muss die Stadt ein zweites Mal geräumt werden. Das wird wahrscheinlich am Sonntag, 13. März, oder eine Woche später, am 20. März, der Fall sein.

„Jeder andere Termin würde zu nah am Beginn der Tourismussaison liegen“, sagte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Cochem, Helmut Probst (CDU), am Montag bei einem Pressegespräch. Ein früherer Termin würde den Narrenfahrplan in der Moselstadt durcheinander bringen.

Der Zeitpunkt der Evakuierung hängt auch davon ab, ob die Bahn sich dazu durchringt, das gesamte Baugelände am Kaiser-Wilhelm-Tunnel auf Sprengkörper untersuchen zu lassen. Bisher scannte eine Firma für Umwelttechnik im Auftrag der Bahn nur den jeweils aktuellen Bauabschnitt.

Die Verbandsgemeindeverwaltung hatte das Unternehmen am Wochenende aufgefordert, den Boden komplett auszumessen. Auch der technische Leiter des Kampfmittelräumdienstes Rheinland-Pfalz, Horst Lenz, sagte: „Ich halte diesen Anspruch für absolut gerechtfertigt.“

Allein: Die Bahn hält sich bisher bedeckt. Bis Montagabend hatte sie sich gegenüber der Verwaltung zu dem Thema noch nicht konkret geäußert. Der für Rheinland-Pfalz zuständige Sprecher des Unternehmens war auch für unsere Zeitung nicht zu erreichen. Probst geht aber davon aus, dass er und der Leiter der Baustelle am Kaiser-Wilhelm-Tunnel heute mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit gehen werden.

In Cochem werden derweil die Vorbereitungen für die nächste Evakuierung getroffen. Dafür muss wieder ein Umkreis von 1000 Meter geräumt werden. Das heißt, rund 3000 Cochemer müssen erneut ihre Häuser verlassen.

Quelle: Rheinzeitung vom 07.02.2011

Der Bauablauf wird aus Sicherheitsgründen komplett umgestellt
  Baustellenfotos von Anfang Februar 2011
Die sogenannte Kampfmittelerkundung auf dem ehemaligen Lokschuppengelände am Briederweg gestaltet sich besonders schwierig, da der Boden dort früher mit Bauschutt aufgeschüttet worden war. Die im Schutt enthaltenen Metallteile sind bei der Sondierung kaum oder gar nicht von Kampfmittelresten zu unterscheiden. Beide werden auf den Messgeräten als Verdachtsflächen angezeigt. Erst bei den Erdarbeiten und durch das Freilegen der angezeigten Bereiche kann erkannt werden, was sich im Boden verbirgt.

Auf dem zukünftigen Rettungsplatz gelagertes Material wird nunmehr abtransportiert, und die geplanten Leitungstrassen werden freigelegt. Im Bereich der Stützwand am Rettungsplatz wird eine Tiefensondierung durchgeführt. Im Bereich der neuen Entwässerungsgräben und Leitungstrassen auf der Rettungsplatzfläche und im Bereich der neuen Lärmschutzwand entlang der Bahntrasse werden ebenfalls die in Frage kommenden Bereiche freigelegt und untersucht.

vom 09.02.2011

Nach dem zweiten Fund einer Weltkriegsbombe sollen nun bis zum 11. März alle potentiellen Kampfmittelfundstellen untersucht werden. Um weitere behördliche Evakuierungsanordnungen zu minimieren, stellt die Deutsche Bahn AG den kompletten Bauablauf um.
Bahnbaustelle Cochem: Oberflächensonde versagt Baustellenfotos von Anfang März 2011
An einem Handwagen mit zwei Rädern sind im Abstand von etwa fünfzig Zentimetern fünf Sensoren angebracht. Sie messen alles, was das Erdmagnetfeld stört. „Das kann ein Ölfass sein, oder eben eine Bombe“, sagt Bernd Heuer vom Kampfmittelräumdienst Rheinland-Pfalz. Ursprünglich hatten er und seine Leute das Gelände mit ihrer Ausrüstung untersuchen sollen. Aber: „Der Kollege verfügt über ähnliches Equipment, da müssen wir hier jetzt nicht auch noch aufbauen“, meint Heuer.

Während im Hintergrund Bagger und Lkws die Baustelle verlassen – auch sie könnten das empfindliche Messgerät beeinflussen – zieht Ulrich eine orangefarbene Warnweste über seinen grünen Overall und spannt sich hinter den Karren. In einem mit einer Schnur abgesperrten Bereich läuft Ulrich seine Bahnen. Ein kleiner Computer, den er um den Hals trägt, quittiert jede Kehrtwende mit einem leisen Piepen. Fünf, vielleicht sechs Mal geht das so, dann sind alle Daten im Kasten.

Oberflächendetektor versagt

Als Ulrich sie von dem kleinen Computer auf ein Laptop überträgt, ist die Ernüchterung groß: Fast die gesamte Fläche ist rot, das heißt, das Erdmagnetfeld wird gestört. Ob von weiteren Blindgängern, dem Kanal, der dort im Untergrund verlegt ist, altem Eisen oder der elektrischen Oberleitung der Bahn, können die Experten nicht feststellen. „Auf einem Acker, wo es keine weiteren Störfaktoren gibt, hätten wir bessere Ergebnisse“, kommentiert Ulrich den Befund. Auf etwa einem Drittel der Fläche des zukünftigen Rettungsplatzes, schätzt der Experte, bringt das Gerät gar nichts. Wie also weiter vorgehen?

Quelle: Rheinzeitung vom 02.03.2011

Cochem - Wenn in den kommenden Wochen die Bahnbaustelle am Briederweg nach weiteren Blindgängern abgesucht wird, dann kann das auf einem Teil des Geländes nicht mit einer Oberflächensonde geschehen. Das ist das Ergebnis einer Probeuntersuchung, die eine Kampfmittelräumfirma im Auftrag der Bahn auf dem zukünftigen Rettungsplatz gemacht hat. Die Bahn hatte das zwar befürchtet, aber trotzdem gehofft, das im Verhältnis kostengünstige Verfahren anwenden zu können. Jetzt steht fest: In mindestens einem Drittel des Bodens befinden sich zu viele Metallteile, die die Messung beeinflussen.

Alles Eisenhaltige stört die Sonde

Cochem am Dienstagvormittag: Die Bahn hat Wort gehalten. Die Baustelle am Briederweg, auf der im Zuge des Ausbaus des Kaiser-Wilhelm-Tunnels ein Rettungsplatz entstehen soll, ist komplett geräumt. Wie Arno Ulrich von der Kampfmittelräumfirma Lenz erläutert, ist das auch notwendig: „Alles Eisenhaltige stört meine Sonde“, sagt er. Das Gerät – einen sogenannten Mehrkanaldetektor – hat der Feuerwerker schon zusammengebaut.

Wenn «Ludmilla» über den Westerwald pfeift - Russische Diesellok zieht schwere
Güterzüge von Cochem nach Wallmerod Baustellenfotos von Anfang März 2011


Ihr pfeifendes Geräusch ist nicht zu überhören. Seit letztem Jahr zieht eine russische Diesellok täglich zwei schwere Güterzüge in den Westerwald.

Westerwald. Seit Ende April 2010 fahren meist zwei lange Güterzüge pro Tag von der Tunnelbaustelle des neuen Kaiser-Wilhelm-Tunnels bei Cochem über Limburg in den Westerwald. Mit jeder Fahrt transportiert der meist aus 24 Wagen bestehende Zug rund 1250 Tonnen Material.

Das rotbraune Tonschiefergestein stammt aus der inzwischen fast 1800 Meter tief in den Berg getriebenen Tunnelröhre und wird bei Wallmerod in einer ehemaligen Tongrube deponiert. Für den Spätsommer 2011 ist der Durchschlag in Cochem geplant, bei Problemen mit Wassereinbrüchen oder dem Gestein könnten sich die Arbeiten aber bis in das Jahr 2012 erstrecken. Momentan steht die Vortriebs-Maschine still, da wegen einer Generalüberholung des Schneidrades der Vortrieb ausgesetzt wurde.

900 000 Tonnen per Bahn

Im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung hat ein privates Eisenbahn-Verkehrsunternehmen aus München, die «Rail Transport Service Germany GmbH», kurz RTS, den Auftrag für den Transport des Abraummaterials erhalten, insgesamt rund 900 00 Tonnen. Für die steigungsreichen Strecken im Westerwald sind von Limburg über Montabaur bis zur Entladestelle zwei Lokomotiven im Einsatz, eine an jedem Zugende.

Dazu gehört derzeit eine der mächtigen Diesellokomotiven aus sowjetischer Produktion, die unter dem Spitznamen «Ludmilla» bekannt sind. Diese Loks wurden ab 1972 an die Deutsche Reichsbahn der DDR geliefert. Mit den bis zu 3000 PS starken Maschinen sollten die – vor 40 Jahren noch recht zahlreichen – Dampflokomotiven zwischen Ostsee und Erzgebirge abgelöst werden.

Viele der sehr robusten Loks sind auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung noch auf den Gleisen der DB unterwegs und werden nach wie vor im schweren Güterverkehr eingesetzt. Sowohl die Deutsche Bahn, als auch verschiedene Privatbahnen nutzen die sechsachsigen Maschinen.

Fahrende Kraftwerke

Es handelt sich von der Bauart um Elektrolokomotiven, die den Strom für die sechs Fahrmotoren mit einem Generator erzeugen, der von einem mächtigen 16-Zylinder-Dieselmotor angetrieben wird. Typisch für die über 120 Tonnen schweren Loks ist das pfeifende Geräusch, das Turbolader, Ladeluftkühler und elektrische Lüfter erzeugen. An Betriebsstoffen werden bis zu 6000 Liter Diesel und 1100 Liter Motoröl mitgeführt.

Die derzeit eingesetzte Lok 230 077 in den Firmenfarben Orange und Silber gehört seit April 2010 zu RTS. Die Lok wurde 1972 geliefert und nach ihrer Außerdienststellung im Jahr 1993 von einer Eisenbahnfreunde-Vereinigung erhalten. Nach einer Hauptuntersuchung erfolgte die Wiederinbetriebnahme und der Einsatz bei verschiedenen Unternehmen.

Noch ist sie im Westerwald im Einsatz. Sie soll aber bald durch eine moderne und wesentlich leisere Lok mit diesel-hydraulischem Antrieb abgelöst werden.

Quelle: Frankfurter Neue Presse vom 09.03.2011

Von Dorothea Müth

Alles gut gelaufen: Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr haben Kampfmittelräumer am Sonntag eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich entschärft, die als Blindgänger am Kaiser-Wilhelm-Tunnel niedergegangen war und nun bei Bauarbeiten entdeckt wurde. Zur Sicherheit musste die Stadt geräumt werden. Cochem war für Stunden fast menschenleer, bis die Entschärfer Entwarnung gaben.

Die Chronologie des Ausnahmezustands:

8.25 Uhr: Niemand kommt mehr hinein: Alle Zufahrtsstraßen nach Cochem sind gesperrt. Bis 9 Uhr sollen auch die Menschen, die sich noch in Cochem aufhalten, den Bannkreis mit Radius von einem Kilometer um den Fundort der Bombe verlassen haben.

8.50 Uhr: Bei der Polizei Cochem und am Feuerwehrgerätehaus machen sich die Kontrollteams bereit. Sie werden Straße für Straße überprüfen, ob die Stadt wirklich menschenleer ist. Dazu hat die Polizei den Bannkreis auf einem Luftbild in 30 Sektoren aufgeteilt. Erst wenn alle 30 roten Markierungen grün überklebt sind, wenn jeder einzelne Sektor als evakuiert gemeldet ist, dürfen die Entschärfer beginnen.

9.30 Uhr: Im Spitzweggässchen 24, oberhalb des Marktplatzes in Sektor 26 gelegen, klingelt Feuerwehrmann Björn Schürmann Sturm. Niemand meldet sich. Trotzdem verharren Schürmann und sein Team noch ein paar Minuten vor dem Haus. Sie lassen den Blick an der Fassade hochgleiten, schauen genau durchs Fenster. Bewegt sich irgendwo etwas? Ja, aber es sind nur Schildkröten. Im dritten Stock eines Gebäudes in der Oberbachstraße ist ein Fenster leicht geöffnet, wie viele Menschen es zum Schlafen mögen. „Doch wenn sich einer unterm Tisch versteckt, hat er im Notfall Pech“, sagt Polizistin Anica Roth. „Wir können nicht jede Tür aufbrechen.“

9.55 Uhr: Die Glocken der evangelischen Kirche Cochem läuten, rufen wie jeden Sonntag zum Gottesdienst. Doch heute wird niemand kommen. Still ist es aber auch nicht, als die Glocken verklungen sind: Vögel zwitschern in der ausgestorbenen Stadt, und alle fünf Minuten rollt ein Kleinbus durch die engen Gassen: Die Senioren des Altenheims St. Hedwig werden jeweils zu zweit für die Evakuierungszeit ins Cochemer Krankenhaus gebracht.

10.25 Uhr: Ein Frachter zieht auf der Mosel an Cochem vorbei – der letzte. Dann ist Cochem für den Schiffsverkehr gesperrt.

11 Uhr: Horst Lenz, Leiter des Kampfmittelräumdienstes Rheinland-Pfalz, ist mit fünf Kollegen eingetroffen. Er beginnt, sein Werkzeug parat zu machen.

11.10 Uhr: Die Kontrollteams der Altstadt packen auf dem Marktplatz Kaffee, Wurst und Brötchen aus. Doch zu früh gefreut: In zwei Wohnungen halten sich noch Menschen auf. Eine Familie hatte die Evakuierung vergessen, eine andere muss von der Notwendigkeit der Räumung erst überzeugt werden.

11.30 Uhr: „Es sieht aus, als ob die Entschärfung möglich ist“, schätzt Horst Lenz die Lage ein. Aber: „Gelacht wird immer später.“ Einer der Zünder ist durch den Aufprall aus mehreren 1000 Metern Höhe deformiert, das verkompliziert die Arbeit.

12 Uhr: Es rollen keine Züge mehr durch Cochem, die Lokführer dürfen Pause machen. Nur zwei Wanderer, ein Hubschrauber hat sie auf dem Conder Berg entdeckt, bewegen sich noch Richtung Stadt und müssen „eingefangen“ werden.

12.15 Uhr: Der Bannkreis ist bis auf die Kampfmittelräumer menschenleer. Die Entschärfung beginnt. Per Sandstrahler wird die Bombe zunächst gesäubert. Dann steigt Horst Lenz mit einem Kollegen in den Schacht hinab – dorthin, wo den Technikern niemand mehr zuschaut. „Wir wollen keine Nachahmer auf den Plan rufen“, erklärt Lenz, der weiß, wie gefährlich die Identifikation der Munition ist.

12.55 Uhr: Die Entschärfung ist geglückt, Heck- und Kopfzünder sind ausgebaut. Ein Bagger rollt an, hebt das Zehnzentnerstück an Seilen aus der Grube, und verlädt es auf einen Lkw.

13.10 Uhr: Die Polizei hebt die Sperrung Cochems auf. Es gibt Suppe für rund 400 Helfer. Obwohl Polizeisprecher Norbert Puth „Sonderlagen“ mag, kann er erst jetzt wieder etwas essen. Vorher war er zu angespannt.

15.30 Uhr: Nach und nach kehren die Cochemer zurück. Viele haben die erzwungene Räumung für einen Tagesausflug genutzt. Darum halten Raumschutzteams der Polizei noch Wache, bis die meisten Wohnungen wieder belebt sind.

Quelle: volksfreund.de vom 13.03.2011

Deutsche Bahn informiert Cochemer Bürger über die Unterfahrung der Oberstadt
  Baustellenfotos von Mitte Mai 2011
Immobilieneigentümer wurden persönlich angeschrieben - Beweissicherungsverfahren und Bauablauf werden vorgestellt

(Frankfurt am Main, 19. Mai 2011) Die Deutsche Bahn informiert am 24. Mai ab 19 Uhr im Kapuzinerkloster, Klosterberg 2 in 56812 Cochem über die Vorbereitungen für die Unterfahrung der Cochemer Oberstadt mit der Tunnelvortriebsmaschine ab kommenden Juli. Rund 60 Immobilieneigentümer, deren Häuser im Bereich oberhalb des Neuen Kaiser-Wilhelm-Tunnels liegen, wurden bereits persönlich angeschrieben und zu der Informationsveranstaltung eingeladen. Am Dienstagabend wird allgemein vorgestellt, wie an den Immobilien im Vorfeld eine Beweissicherung durchgeführt wird. Damit wird sichergestellt, dass Schäden an den Häusern, die durch den Tunnelbau entstehen, auch durch die DB behoben werden können. Außerdem erläutern die Vertreter der Deutschen Bahn und der bauausführenden Firma den Ablauf der Tunnelvortriebsarbeiten beim Unterfahren der Oberstadt Cochem. Neben den Anwohnern sind auch interessierte Bürger herzlich eingeladen.

Im Juni 2010 hatte der Bau der zweiten, 4.242 Meter langen Tunnelröhre in Ediger-Eller begonnen. Nach der Fertigstellung der neuen Röhre kann dann der alte Kaiser-Wilhelm-Tunnel erneuert und auf eingleisigen Betrieb umgebaut werden. Ab 2016 wird der Zugverkehr an der Mosel wieder zweigleisig, jedoch in zwei getrennten Tunnelröhren laufen.

In Cochem in der Endertstraße 8 befindet sich das InfoCenter für das 200 Millionen Euro schwere Jahrhundertbauprojekt „Neuer und alter Kaiser-Wilhelm-Tunnel". Auf 225 Quadratmeter Ausstellungsfläche können sich interessierte Cochemer und Besucher der historischen Stadt Cochem von Dienstag bis Samstag, jeweils von 13 bis 19 Uhr, über das Bauprojekt informieren. Besuchergruppen können nach Terminvereinbarung auch außerhalb dieser Öffnungszeiten die Ausstellung besichtigen.

Herausgeber: DB Mobility Logistics AG

Immobilien in der Cochemer Oberstadt oberhalb des Neuen Kaiser-Wilhelm-Tunnels
werden begutachtet Baustellenfotos von Ende Mai 2011
Eigentümer wurden persönlich angeschrieben - Umfangreiches Beweissicherungsverfahren und Überwachung während der Bauzeit

(Frankfurt am Main, 24. Mai 2011) Die Deutsche Bahn informiert heute ab 19 Uhr im Kapuzinerkloster, Klosterberg 2 in 56812 Cochem über die Vorbereitungen für die Unterfahrung der Cochemer Oberstadt mit der Tunnelvortriebsmaschine ab Mitte Juni. Rund 60 Immobilieneigentümer, deren Häuser im Bereich oberhalb des Neuen Kaiser-Wilhelm-Tunnels liegen, wurden bereits persönlich angeschrieben und zu der Informationsveranstaltung eingeladen. Neben den Anwohnern sind auch interessierte Bürger herzlich eingeladen.

Vorgestellt wird, welche Vorbereitungen in der Oberstadt getroffen werden, bevor im August die Tunnelvortriebsmaschine die dort vorhandene Wohnbebauung teils mit einem Abstand von nur 3,5 Metern unterfährt. Die Immobilien u.a. im Bereich der Straßen „In der Märtschelt“ und der Oberbachstraße werden ab Mitte Juni durch das externe Ingenieurbüro IFB Eigenschenk GmbH in ihrem baulichen Zustand dokumentiert. Vorhandene Auffälligkeiten und Schäden werden vermessen, schriftlich und in Fotos dokumentiert. Bei vorhandenen Rissen werden Beobachtungsmarken, sogenannte Rissmonitore, angebracht, die eine permanente Überwachung während der Bauarbeiten ermöglichen.

Die gewonnenen Erkenntnisse werden in einem Gutachten niedergeschrieben, das auch an den Gebäudeeigentümer übergeben wird. Einen Monat nach Ende des Tunnelvortriebes, also voraussichtlich im November, wird dann in der Schlussbeweissicherung festgestellt, ob an den Gebäuden Schäden entstanden sind, die im Auftrag der DB behoben werden müssen.

Aber auch während der Bauarbeiten wird der Zustand der Gebäude permanent überwacht. Lasergestützte Messgeräte und Bodensonden übertragen in Echtzeit die obertägigen Messungen auf den Steuerstand der Tunnelvortriebsmaschine, so dass bei Besonderheiten sofort gegengesteuert werden kann und Schäden vermieden werden können.

Im Juni 2010 hatte der Bau der zweiten, 4.242 Meter langen Tunnelröhre in Ediger-Eller begonnen. In Cochem in der Endertstraße 8 befindet sich das InfoCenter für das 200 Millionen Euro schwere Jahrhundertbauprojekt „Neuer und Alter Kaiser-Wilhelm-Tunnel“. Auf 225 Quadratmeter Ausstellungsfläche können sich interessierte Cochemer und Besucher der historischen Stadt Cochem von Dienstag bis Samstag, jeweils von 13 bis 19 Uhr, über das Bauprojekt informieren. Besuchergruppen können nach Terminvereinbarung auch außerhalb dieser Öffnungszeiten die Ausstellung besichtigen.

Herausgeber: DB Mobility Logistics AG

Nur wenige bohrende Fragen zur neuen Röhre Baustellenfotos von Ende Mai 2011


Cochem - Unaufhaltsam frisst sich der 1710 Tonnen schwere und 90 Meter lange Tunnelbohrer an die Stadtgrenze von Cochem heran. Von Ediger-Eller aus gräbt er eine zweite Röhre für den Kaiser-Wilhelm-Tunnel durch den Berg. 2321 von 4242 Metern sind geschafft. Im August soll er unter der Straße In der Märtschelt die Oberstadt erreichen. Dann wird's kritisch, weil die Deckschicht zwischen dem Bohrer und darüberliegenden Häusern auf den letzten Metern bis zum Durchbruch an der Endertstraße immer dünner wird. Mit einem Messsystem will der Bauherr, die Deutsche Bahn „ProjektBau“, kontrollieren, ob die Arbeiten unter Tage Schäden an Häusern und Straßen verursachen und, wenn ja, welche. Im Kapuzinerkloster erläuterten Fachleute jüngst vor rund 50 Gebäudeeigentümern die Pläne. Sie stellten auch das Versicherungskonzept vor, das in Schadensfällen greifen soll.

Geht es nach dem Willen der Bahn, sacken im Sommer keine Häuser in der Cochemer Oberstadt ab, obwohl der Boden respektive Fels unter ihrem Fundament merklich dünner wird. „Aber garantieren können wir das natürlich nicht“, sagt Bodo Tauch, Projektleiter der Arge Neuer Kaiser-Wilhelm-Tunnel. Schließlich frisst sich der Tunnelbohrer in Extremlagen nur 3,50 Meter unter dem Fundament von Häusern durch den Berg. Deshalb sorgt die Bahn vor, und zwar so:

Bohren im geschlossenen Modus: Wenn die gigantische Bohrmaschine unter der Märtschelt eingetroffen sein wird, wird das Unternehmen Alpine Bau sie kurzzeitig anhalten. „Wir warten und überholen sie dann noch einmal für die Arbeiten in der Oberstadt“, erläutert Mitarbeiter Marco Reith. Bis unter die Kelberger Straße gräbt das Gerät dann im offenen Modus weiter, danach im geschlossenen. Das heißt, in der Nähe des Bohrkopfs wird das Erdreich durch einen Erdbrei gestützt. Das ist nötig, weil im Gebiet Jahnstraße, Oberbachstraße, Auf dem Rähmchen bloß weiches Gestein zwischen Tunnelschacht und Erdoberfläche liegt. Der Abstand zu Hausfundamenten beträgt Reith zufolge in der Regel 10 bis 15 Meter, an den kritischsten Stellen jedoch nur 3,5 Meter.

Sechs Wochen – von Mitte August bis Anfang Oktober – soll die Maschine für die rund 500 Meter lange Strecke durch die Oberstadt benötigen, im Tag- und Nachtbetrieb bohren. Dann soll sie aus dem Berg brechen.

Beweissicherung: Von Dienstag, 14., bis Freitag, 17. Juni, sowie von Montag, 11., bis Freitag, 15. Juli, werden Fachleute des Ingenieurbüros „ifb Eigenschenk“ Rissmonitore, Beobachtungsmarken und andere Messinstrumente an Gebäuden in der Gefahrenzone anbringen. Dazu werden sie in den nächsten Wochen Termine mit insgesamt rund 60 Eigentümern vereinbaren. Zusätzlich registrieren Sonden während der Arbeiten Veränderungen im Erdreich, sodass Experten bei Bedarf jederzeit eingreifen können. Ein Teil der Messdaten wird, dank Internetverbindung ständig aktualisiert, auf einem Monitor im DB-InfoCenter an der Endertstraße ablesbar sein. In einer zweiten Phase der Beweissicherung – einen Monat nach Ende der Bohrarbeiten – nehmen die Eigenschenk-Mitarbeiter mithilfe des Messsystems mögliche Schäden auf. „Und was ist mit Schäden, die später auftreten, zum Beispiel erst nach einem halben Jahr?“, will ein Teilnehmer des Infoabends wissen. Projektleiter Tauch antwortet: „Wir rechnen nicht damit, dass Schäden später auftreten.“ Und falls doch, sei das individuell zu prüfen.

Schadensregulierung: Die Bahn richtet für Geschädigte ein Schadenregulierungsbüro ein. Dessen Kontaktdaten werden den Gebäudeeigentümern noch mitgeteilt.

Flucht vor Lärm: Oberstadtbewohnern, die wegen Bohrlärms unter ihren Häusern nicht mehr schlafen können, bietet die Bahn an, für ein, zwei Nächte in eine Pension oder ein Hotel umzuziehen. Ob das auch für seine Gäste gelte, möchte der Inhaber der Pension Hendriks an der Jahnstraße wissen. Tauch scheint von der Frage überrascht. Für solch individuelle Regelungen solle man sich an Jürgen Heling vom InfoCenter wenden.

Maschine nimmt Fahrt auf

200 Millionen Euro kosten der Bau des neuen und die Sanierung des alten Kaiser-Wilhelm-Tunnels. 170 Züge pro Tag befahren den 1879 eröffneten alten Tunnel. Der Bohrer, der seit Juni 2010 eine zweite Röhre gräbt, stand jüngst für sechs Wochen still: Der Bohrkopf war verschlissen, und er hatte sich festgefahren. Inzwischen läuft er wieder, seit gestern Tag- und Nacht, macht im Schnitt mehr Meter pro Tag als zuvor (16 statt nur 11 Meter), weil ein Teil des Abraums per Bahn in eine Schotterdeponie bei Wittlich gebracht werden kann. Das Gros landet jedoch in einer Tongrube im Westerwald.

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 26. Mai 2011

Welche Werte vernichtet der Bohrer? Baustellenfotos von Anfang Juli 2011
Cochem - Erfolgreich wehren sich derzeit circa 30 Cochemer Grundstückseigentümer gegen ihrer Ansicht nach zu niedrige Entschädigungszahlungen vonseiten der Deutschen Bahn.

Ihre Grundstücke und Häuser liegen genau über dem noch zu bohrenden Schacht für die zweite Röhre des Kaiser-Wilhelm-Tunnels zwischen Ediger-Eller und Cochem. Durch den Tunnelbau wird der Wert dieser Grundstücke gemindert. Dafür sind Entschädigungszahlungen zu leisten. Deren Höhe muss individuell festgesetzt werden. Das hat die zuständige Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in einem Gespräch unterstrichen, das am vergangenen Dienstag im Cochemer Rathaus geführt wurde. Daran nahmen außer Vertretern der Bahn und der SGD auch betroffene Cochemer teil.

Seit April vergangenen Jahres gräbt ein riesiger Bohrer von Ediger-Eller aus eine zweite Röhre für den Kaiser-Wilhelm-Tunnel. Im August soll er unter der Cochemer Oberstadt angekommen sein, genauer: unter der Straße In der Märtschelt. Von dort aus muss er sich unter Grundstücken und Häusern von 70 bis 80 Cochemern durch das Erdreich fressen. "Dafür brauchen wir eine zivilrechtliche Erlaubnis", erläutert DB-Sprecher Torsten Sälinger auf RZ-Anfrage. In einem Schreiben hatte die Bahn die Betroffenen im Frühjahr dazu aufgefordert, sich damit einverstanden zu erklären, eine sogenannte beschränkte persönliche Dienstbarkeit nach §1090 BGB zu leisten.

Was ist das? Es ist eine ins Grundbuch eingetragene Belastung. Sie erlaubt es der Bahn einerseits, die besagten Grundstücke mit der Tunnelbohrmaschine zu unterfahren. Andererseits legt sie fest, was die Eigentümer künftig auf ihren Grundstücken nicht mehr dürfen. Zum Beispiel dürfen sie keine Tiefenbohrungen für eine Erdwärmeleitung anstellen, oder sie dürfen ihre Grundstücke nicht unterkellern. Schließlich könnte das den Tunnel beschädigen. Selbstverständlich mindert das den Wert der betroffenen Grundstücke, weshalb die Bahn deren Eigentümer entschädigen muss.

Wie hoch die jeweiligen Entschädigungen ausfallen sollten, das ließ die Bahn einen von ihr bestellten Gutachter prüfen. Der scherte bei seiner Arbeit "alle über einen Kamm", sagt einer der betroffenen Grundstückseigentümer, der namentlich nicht genannt werden möchte. Dessen Grundstück liegt zu 90 Prozent direkt über dem künftigen Tunnelschacht. Der Wert seines Besitzes (Grundstück und Haus) war im Jahr 2000 auf 180 000 Euro geschätzt worden. 3000 Euro sollte er als Entschädigung für die Wertminderung erhalten. Das war ihm zu wenig. Etwa dreißig anderen Betroffenen ging es genauso.

Nach Auskunft der Bahn kommt "eine Handvoll" Grundstücksbesitzer hinzu, die sich generell weigert, eine beschränkte persönliche Dienstbarkeit zu leisten. Dem genannten Anwohner zufolge sind es "mindestens zehn". Er sagt, bei dem Gespräch am Dienstag schrieb die SGD der Bahn deutlich ins Stammbuch, "was geht und was nicht geht". Die Behörde leitete ein individuelles Entschädigungsfestsetzungsverfahren ein.

In den nächsten Wochen wird sich nun ein unabhängiger Gutachter in den genannten Fällen die jeweiligen Grundstücke anschauen und für jedes eine angemessene Entschädigungssumme bestimmen. Ob mehr Geld auch jene Cochemer umstimmt, die sich strikt gegen einen entsprechenden Eintrag ins Grundbuch aussprechen? Fest steht jedenfalls, wie die Bahn bestätigte: Falls nicht, kann die SGD diesen Eintrag auch ohne deren Zustimmung vornehmen lassen. Und zwar wohl deshalb, weil das Interesse der Allgemeinheit am Bau der zweiten Tunnelröhre schwerer wiegt als das Eigentumsrecht des Einzelnen.

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 7. Juli 2011

Beton soll die Bohrschäden minimieren Baustellenfotos von Ende Juli 2011


Cochem - Eine sogenannte Bodenverbesserung lässt die Deutsche Bahn „ProjektBau“ derzeit in der Cochemer Oberstadt vornehmen. Über Bohrkanäle wird Beton unter jene Häuser gepumpt, die direkt über dem bald entstehenden Schacht für die zweite Röhre des Kaiser-Wilhelm-Tunnels liegen. So sollen mögliche „Schäden an den Gebäuden minimiert werden“, erläutert Bodo Tauch, Projektleiter der Arge Neuer Kaiser-Wilhelm-Tunnel. Zudem lassen Fachleute des Ingenieurbüros „ifb Eigenschenk“ an der Jahnstraße Sensoren in den Boden ein, die während der Tunnelbohrarbeiten Erschütterungen und Veränderungen im Erdreich registrieren sollen. Nach Angaben der Deutschen Bahn werden die Arbeiten noch bis ungefähr Mitte August dauern.

Unterhalb eines Parkplatzes an der Jahnstraße in Cochem klafft ein großes, etwa 15 Meter tiefes Loch im Boden, dessen Wände aus Beton sind. Es sieht aus wie ein etwas überdimensionierter Brunnen. Nur dass dieses Loch nicht dazu dient, dem Erdreich eine Kostbarkeit wie Wasser zu entlocken. Im Gegenteil, mit dessen Hilfe wird Beton in dasselbe hineingespritzt.

Von dem Loch aus führen Bohrkanäle in den Berg hinein, über die er mit Beton unterfüttert wird. Warum? Weil sich bald die gigantische Vortriebsmaschine, die von Eller aus eine zweite Röhre für den Kaiser-Wilhelm-Tunnel gräbt, unter der Oberstadt herfressen wird, der Bahn zufolge an den kritischsten Stellen nur 3,50 Meter unter dem Fundament von Häusern. Und dabei sollen an diesen Häusern möglichst keine Schäden entstehen.

Der Beton soll das weiche Gestein unter der Oberstadt stabilisieren, ein mögliches Absacken der Häuser infolge der Tunnelbauarbeiten verhindern helfen.

„Von dieser Maßnahme habe ich nur rein zufällig gehört“, sagt Günter Bleser, Inhaber der Pension Hendriks an der Jahnstraße. Dabei waren und sind es vor allem seine Urlaubsgäste, die unter dem Baulärm leiden müssen. Zum Glück habe deswegen noch keiner von ihnen das Weite gesucht. Mit der Informationspolitik der Bahn ist er alles andere als glücklich. „Die sagen nur: wenn etwas ist, dann melden sie sich bei uns'.“

Von der Bodenverbesserung hätte er gerne früher gewusst. Auf die Frage, wie teuer dieses Verfüllen des Berges mit Beton ist, antwortet die Bahn: „Das ist Teil der Gesamtbaumaßnahme.“ Die soll etwa 200 Millionen Euro kosten. In den Häusern, die über dem künftigen Tunnelschacht liegen, sollen es Rissmonitore und Beobachtungsmarken ermöglichen, zu dokumentieren, ob die Bohrarbeiten die Wände beschädigen und, wenn ja, in welchem Ausmaß. Zusätzlich werden während des Tunnelbaus Sensoren ständig über Erschütterungen und Veränderungen im Erdreich Auskunft geben. „Von den Ist-Messwerten, die diese Sensoren liefern“, hängt es ab, mit welcher Geschwindigkeit die Vortriebsmaschine unter der Oberstadt hindurchfahren wird, erläutert Bodo Tauch. Fünf bis zehn Metern pro Tag soll sie zurücklegen, circa 500 Meter lang ist die Strecke.

An der Kelberger Straße und zum Teil auch an der Jahnstraße wurden schon Sensoren in den Boden eingelassen. Auch mit diesen Arbeiten war und ist Lärm verbunden. „Wir werden hier derzeit sozusagen von allen Seiten zugelärmt“, klagt Günter Bleser. Immerhin hielten sich die Arbeiter daran, nicht vor 8:00 Uhr mit den Bohrarbeiten zu beginnen.

Etwas mehr als 3000 Meter hat der Tunnelbohrer von Eller aus inzwischen zurückgelegt. Mitte oder Ende August soll er unter der Cochemer Oberstadt eintreffen. Unter ihr fährt er dann im geschlossenen Modus her. Das heißt, in der Nähe des Bohrkopfs wird das Erdreich durch einen Erdbrei gestützt. Ohne Belästigungen wird das Ganze für Oberstadtbewohner und die Gäste der Pension Hendriks wohl auch nicht vonstatten gehen. Immerhin: Mit dem Angebot, die Pensionsgäste für die Dauer der Arbeiten anderswo unterzubringen, hat sich die Bahn schon an Günter Bleser gewandt. Details stehen allerdings noch nicht fest.

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 19. Juli 2011

Tunnelbau: Ob's die Cochemer erschüttert? Baustellenfotos von Mitte August 2011


Cochem - Wie ein Maulwurf gräbt sich der Riesenbohrer der Deutschen Bahn bald unter der Cochemer Oberstadt durch. Die Maschine macht den Weg frei für die zweite Röhre des Kaiser-Wilhelm-Tunnels.

Das Unterfangen ist heikel. Denn die Strecke, die die Bahn unterwandert, führt durch Lockergesteinsschichten – und nur wenige Meter unterhalb der Hausfundamente hindurch.

In diesem letzten Bauabschnitt der 200-Millionen-Euro-Maßnahme geht es für die Tunnelbauer um die 1000 anspruchsvollsten Meter. „Wir müssen unter bewohnter Fläche hindurch“, sagt Projektleiter Bodo Tauch. Am Abend zuvor hat er den Anwohnern erklärt, was sich unter ihren Häusern tun wird. Tauch hat dabei von dem modernen Sicherheitskonzept gesprochen, das Erschütterungen aller Art vermeiden soll. Die Bahn geht dabei mehrgleisig vor.

In der Cochemer Oberstadt ist ein 30 Meter breites Areal untersucht worden, auf dem 80 Häuser stehen. „Da könnten Einflüsse erwartet werden“, sagt Bodo Tauch vorsichtig. Um Risse oder ein Absacken zu vermeiden, wird bereits unterhalb von fünf Gebäuden der Baugrund stabilisiert. Das geschieht mit Betoninjektionen, die den Boden verfestigen.

Im Erdreich und an bestimmten Häusern werden Messgeräte installiert, die die Werte in Echtzeit zum Maschinenführer des Riesenbohrers übertragen. Bei Auffälligkeiten kann er schnell reagieren. „Er sieht eine Absackung sofort“, sagt Bodo Tauch.

Noch ist die Tunnelvortriebsmaschine 500 Meter von der Oberstadt entfernt. Mitte September wird sie die Häuser unterfahren – und das einen Monat lang. Unter bewohntem Gebiet legt sie nur fünf bis zehn Meter am Tag zurück; zurzeit sind es noch 18 bis 20 Meter.

Wie ein „mahlendes Geräusch“ wird es für die Bewohner klingen, wenn der Bohrer unter ihrem Haus ist. Immerhin hat der Bohrkopf einen Durchmesser von zehn Meter. Pressesprecher Torsten Sälinger sagt: „Wir versprechen niemandem, dass es keinen Lärm macht.“

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 5. August 2011

Cochemer Oberstadt wird untergraben - Tunnelbauprojekt in entscheidender Phase
Grundstabilisierung durch Beton Baustellenfotos von Mitte August 2011


Licht am Ende des Tunnels: Die Vortriebsmaschine für den Neuen Kaiser-Wilhelm-Tunnel befindet sich derzeit einen Kilometer vor ihrem Ziel. Vergangene Woche informierte die Deutsche Bahn betroffene Hauseigentümer und Anwohner der Cochemer Oberstadt.

COCHEM. Derzeit wird in der Oberstadt umfangreiche Messtechnik sowohl in das Erdreich als auch an und in bestimmten Häusern zur Beobachtung von möglichen Setzungen im Bereich oberhalb des künftigen Neuen Kaiser-Wilhelm- Tunnels eingebaut.

Die gemessenen Werte werden bei der Unterfahrung - voraussichtlich im Zeitraum Mitte September bis Mitte Oktober - in Echtzeit zum Maschinenführer auf der Tunnelvortriebsmaschine übertragen, so dass bei abweichenden Werten gezielt gegengesteuert werden kann. Unterhalb von fünf Gebäuden, überwiegend im Bereich der Oberbachstraße, wird vorbereitend der Baugrund wie geplant mit Beton stabilisiert. Dazu wurde ein Schacht ausgehoben, der nach Abschluss des Tunnelvortriebes wieder aufgefüllt wird. Während der Unterfahrung bietet er die Möglichkeit, Setzungen durch gezieltes Einbringen von Mörtelsuspension bereits im Entstehen entgegenzuwirken.

Speziell für die Anwohner der Oberstadt hat die DB jetzt einen eigenen Ansprechpartner vorgestellt. Der Cochemer Eckard Weiß, seit März 2010 auch Leiter des InfoCenters, wird künftig erste Anlaufstelle der Anwohner sein.

„Er wird die Anliegen der Anwohner aufnehmen, schriftlich festhalten und an die richtige Stelle bei der Bahn, der Baufirma, der Bauoberleitung, der Bauüberwachung oder der Versicherung leiten“, erklärt Bodo Tauch, Projektleiter der DB ProjektBau. „Er ist nicht nur das offene Ohr und sucht die richtigen Ansprechpartner für die verschiedenen Themen, sondern er verfolgt auch Vorgänge und gibt Rückmeldungen“. Unterstützt wird er von Hannah Clemens, Geographiestudentin, aus Ediger-Eller. Für die Anwohner wird das InfoCenter in der Endertstraße 8 zusätzlich mittwochs und samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. An dem Jahrhundertprojekt interessierte Cochemer und Besucher der Stadt können sich weiterhin von Dienstag bis Samstag von 13 bis 19 Uhr informieren. Besuchergruppen können nach Terminvereinbarung auch außerhalb dieser Öffnungszeiten die 225 Quadratmeter große Ausstellung besichtigen.

Im Juni 2010 hatte der Bau der zweiten, 4 242 Meter langen Tunnelröhre in Ediger- Eller begonnen. Nach der Fertigstellung der neuen Röhre kann dann der alte Kaiser-Wilhelm-Tunnel erneuert und auf eingleisigen Betrieb umgebaut werden. Ab 2016 wird der Zugverkehr an der Mosel wieder zweigleisig, jedoch in zwei getrennten Tunnelröhren laufen.

Quelle: Cochemer Wochenspiegel vom 10. August 2011

Cochem: Bohrarbeiten im Kaiser-Wilhelm-Tunnel in kritischer Phase
  Baustellenfotos von Mitte September 2011
Die Bohrarbeiten für die zweite Tunnelröhre des Kaiser-Wilhelm-Tunnels gehen jetzt in eine kritische Phase. Die Bohrungen führen zum Teil nur wenige Meter unter den Häusern in der Oberstadt durch. Nach Angaben der Deutschen Bahn verlaufen die Arbeiten bisher planmäßig. Die Bohrungen gelten als kritisch, weil zwischen den Hausfundamenten und der Tunneldecke an manchen Stellen nur viereinhalb Meter liegen. Anwohner und Hausbesitzer befürchten deshalb Risse oder gar ein Absacken des Hauses. Um dies zu verhindern, hat die Deutsche Bahn bereits im Vorfeld den Baugrund von fünf Häusern mit Beton stabilisiert. Außerdem wurden Sensoren an den Häusern installiert, die den Maschinenführer während der Bohrarbeiten sofort über Änderungen informieren. Sollten dennoch Schäden an den Häusern auftreten, würden diese von der Deutschen Bahn in vollem Umfang erstattet, sagte ein Sprecher dem SWR. Die Bohrarbeiten auf einer Länge von rund 430 Metern werden voraussichtlich bis Ende Oktober dauern.

Quelle: www.swr.de

Mit Zug kollidiert: Autofahrer in Lebensgefahr, Bahnstrecke Limburg-Montabaur
gesperrt Baustellenfotos von Ende September 2011


Westerwald - Lebensbedrohlich verletzt wurde am frühen Freitagmorgen ein 25-jähriger Autofahrer, der an einem unbeschrankten Bahnübergang zwischen Girod und Steinefrenz mit seinem Wagen in einen Güterzug gefahren ist. Das Gleisbett wurde dabei derart in Mitleidenschaft gezogen, dass die Bahnstrecke zwischen Limburg und Montabaur vorerst gesperrt bleiben muss.
An einem unbeschrankten Bahnübergang bei Girod ist dieser Wagen mit einem Güterzug zusammengestoßen. Der Fahrer (25) wurde lebensgefährlich verletzt.

Gegen 5.28 Uhr hatte der junge Mann vermutlich den von rechts aus Richtung Limburg kommenden Güterzug übersehen. Sein Pkw prallte gegen den letzten von 17 Waggons. Dieser sprang dann aus dem Gleis. Der Zugführer, der offenbar nichts von der Sache mitbekommen hatte, fuhr weiter bis in den Bahnhof Montabaur. Der Autofahrer wurde eingeklemmt und von der Feuerwehr befreit. Es waren 50 Kräfte aus Girod, Großholbach und Nentershausen im Einsatz. Der junge Mann wurde in ein Krankenhaus nach Koblenz verbracht An dem Pkw entstand Totalschaden. Zur weiteren Klärung des Unfalles wurde ein Gutachter angefordert. Die Bundespolizei sowie der Bahn-Notfallmanager waren vor Ort. Die Schadenshöhe steht noch nicht fest.

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 30. September 2011
Foto: Hans-Peter Günther

Tunnelbohrer rumort unter Häusern Baustellenfotos von Anfang Oktober 2011
Ediger-Eller/Cochem - Es rumort in der Cochemer Oberstadt. Der Riesenbohrer der Deutschen Bahn hat sich bis unter die Häuser vorgearbeitet, und damit hat die problematischste Phase des Projektes begonnen. Denn die Arbeiten für die zweite Röhre des Kaiser-Wilhelm-Tunnels gehen unter bewohntem Gebiet hindurch.

Der letzte Bauabschnitt der 200-Millionen-Euro-Maßnahme ist zugleich der anspruchsvollste. 80 Häuser stehen in dem Cochemer Gebiet, das die Tunnelvortriebsmaschine unterirdisch durchquert. Zwischen den Fundamenten und der Tunneldecke liegen meistens 10 bis 15 Meter, an manchen Stellen aber nur 4,50 Meter. Messungen haben ergeben, dass fünf Häuser eine sehr geringe Überdeckung haben. Entsprechend befürchten die Bewohner Risse oder gar ein Absacken ihres Hauses.

Um das zu vermeiden, ist unterhalb von diesen fünf betroffenen Gebäuden bereits der Baugrund stabilisiert worden – mittels unterirdischer Betoninjektionen. Um ganz sicher zu gehen, sind oberirdisch, nämlich an den Häusern in der Oberstadt, Sensoren installiert worden.

Sie reagieren, sobald sich ein Haus absenkt – auch wenn es nur im Millimeterbereich ist. Die Informationen gehen in Echtzeit zum Maschinenführer. Er kann sofort reagieren – und regulieren. Entstehen trotz der Sicherheitsmaßnahmen Schäden an den Häusern, werden sie von der Bahn erstattet.

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Etwa einen Monat lang wird die Unterquerung der Cochemer Oberstadt dauern. Pro Tag legt der Riesenbohrer fünf bis zehn Meter zurück. Unter unbebautem Gebiet waren es immerhin 18 bis 20 Meter pro Tag. Dass es jetzt langsamer vorangeht, ist reine Vorsichtsmaßnahme. „Es wird eben mehr kontrolliert“, sagt Projektleiter Bodo Tauch. Der Bohrkopf hat einen Durchmesser von zehn Metern. „Wenn er unter dem Haus ist, muss man mit einer Belästigung rechnen“, warnt Tauch, „es klingt wie ein mahlendes Geräusch.“

Unter www.bremm.info/kaiser-wilhelm-tunnel wird der Baufortschritt dokumentiert. Hier gibt es die Position der Tunnelvortriebsmaschine auf einer Karte.

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 1. Oktober 2011

Schäden in Millionenhöhe an Bahnstrecke zwischen Girod und Montabaur
  Baustellenfotos von Anfang Oktober 2011


Von Hans-Peter Günther

Montabaur - Nach dem schweren Unfall am Bahnübergang in Girod in der vergangenen Woche nahmen die Gutachter der Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes (EUB) aus Karlsruhe die Ermittlungen auf.

Die seit 2008 bestehende Behörde des Bundesverkehrsministeriums hat bei schweren Unfällen im Eisenbahnbetrieb die Untersuchungen durchzuführen. Dabei stellte sie fest, dass die technische Sicherung des Bahnübergangs an der L 314, mit den beiderseits der Fahrbahn stehenden roten Blinkleuchten funktioniert hat.

Ungebremst war ein Autofahrer mit rund 100 Stundenkilometern in den 15. von 20 Waggons des aus Limburg kommenden Güterzuges gerast (die WZ berichtete). Bei dem Aufprall muss mindestens ein Drehgestell des unbeladenen, mehr als 20 Tonnen schweren Waggons entgleist sein. Der Lokführer des von zwei Diesellokomotiven (mit einer Motorleistung von je 2500 PS) gezogenen Zugs hat vom Aufprall und dem entgleisten Wagen, der im Verlauf der Fahrt noch zwei weitere zum entgleisen brachte, nichts gemerkt. Da die Luftleitung nicht beschädigt war, kam es zu keiner Bremsung. Die Wagen zerstörten rund 250 Meter hinter dem Arbeitsplatz des Lokführers fast alle Betonschwellen sowie Schienen, Weichen und Signaleinrichtungen.

Auf der Fahrt von Girod bis zum über sieben Kilometer entfernten Bahnhof Montabaur wurde an einer Weiche im Bahnhof Goldhausen eine erste Achse aus dem Drehgestell gerissen, die zweite in Montabaur. Bei der Einfahrt in den Güterbahnhof verkantete sich der fünftletzte Waggon, die letzten drei bleiben jedoch im Gleis. Die Bergung erfolgt mit einem großen Autokran vom Fuß des Bahndamms aus. Nach ersten Schätzungen summieren sich die Kosten für die Wiederherstellung auf mehrere Millionen Euro.

Bereits am Samstag wurden in Hanau neue Betonschwellen verladen, die am Sonntagmorgen von einer kurzfristig angemieteten Güterzug-Dampflokomotive der Museumseisenbahn Hanau über den Taunus bis zum Bahnhof Steinefrenz transportiert wurden. Von dort erfolgt der Weitertransport mit Tiefladern nach Montabaur. Am wichtigsten ist zunächst die Wiederherstellung des kurzen Abschnitts von der Stichstrecke nach Wallmerod bis zum Bahnhof Montabaur. An der ehemaligen Westerwald-Querbahn liegen die meisten Verladestationen der Tonindustrie und die Deponie für das Aushubmaterial des neuen Cochemer Tunnels. Auch Baufahrzeuge zur ICE-Strecke benötigen die derzeit beschädigte Weichenverbindung. Momentan ist der Regionalbahnhof von Montabaur nur von Siershahn aus erreichbar. Die Strecke bleibt bis Steinefrenz mindestens noch eine Woche gesperrt. Ein Gleisumbauzug muss den Abschnitt komplett erneuern.

Für den Personenverkehr gilt ab heute ein Sonderfahrplan, der zwischen Steinefrenz und Siershahn einen Schienenersatzverkehr mit Bussen vorsieht. Auch die ICE-Züge sollen zwischen Montabaur und Limburg Süd für den Regionalverkehr freigegeben sein.

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 3. Oktober 2011

Bohrer bricht bald durch den Beton - Tunnelbau Maschine fährt morgen weiter
- Schon Risse in Häusern Baustellenfotos von Mitte Oktober 2011


Von David Ditzer und Kevin Rühle

Cochem. Seit ein paar Tagen ist vorübergehend Schicht im Schacht respektive Ruhe in der Röhre: Die riesige Vortriebsmaschine, die eine zweite Röhre für den Kaiser-Wilhelm-Tunnel durch den Berg zwischen Ediger-Eller und Cochem frisst, steht derzeit still unter der Cochemer Jahnstraße, genauer: unter der Pension Hendriks.

Grund für die Pause: Im Zwischenlager in Eller muss Platz geschaffen werden für Abraum. Denn: Von morgen an soll der Bohrer mit einer Geschwindigkeit von 15 Metern pro Tag den heikelsten Abschnitt der Oberstadt zwischen Jahnstraße und Friedhof unterfahren. Über die Schiene kann die Deutsche Bahn aber nur so viel Abraum in die Tongrube Anton bei Berod (Westerwald) transportieren, wie der Bohrer bei einer Geschwindigkeit von 12 Metern pro Tag hinterlässt. Was er auf jeden Fall auch schon hinterlassen hat: Risse in Gebäuden und von Lärm genervte Anwohner.

Gigantisch sind die Arbeiten am Jahrhundertprojekt Neuer-Kaiser-Wilhelm-Tunnel. Vor lauter Messsensoren und Lasern, die Bewegungen des Erdreichs registrieren, sieht es in der Cochemer Oberstadt zwischen Märtschelt, Oberbachstraße und Friedhof zum Teil ,,aus wie in einem Rotlichtviertel", sagt eine mit dem nötigen Galgenhumor ausgestattete Anwohnerin. Und die Sensoren hatten auf jeden Fall auch schon etwas zu messen. Nach RZ-Informationen sind an einem Wohnhaus in der Märtschelt Haarrisse entstanden, die Treppe eines Hauses an der Oberbachstraße hat sich erkennbar gesenkt. Die Frage nach Schäden, die der Tunnelbohrer schon jetzt an Gebäuden in der Oberstadt angerichtet hat, beantwortet die Bahn so: "Es gibt Haarrisse und Setzungen in dem zu erwartenden Umfang. Die auftretenden Schäden werden nach der Unterfahrung behoben."

Nach der Unterfahrung können von Bohrgeräuschen geplagte Cochemer dann auch versuchen, ihr Schlafdefizit auszugleichen - zumindest jene, die vor dem Lärm nicht die Flucht ergriffen haben. Dieselbe ergriffen hat ein 43-jähriger Anwohner der Straße In der Märtschelt. Schon seit dem 12. September wohnt er auf Kosten der Bahn in einer Pension seiner Eltern in Ediger. Wie lange er seinen vertrauten vier Wänden noch fernbleiben muss, steht nicht fest. Nicht nur die Geräusche des Bohrers, sondern auch die Sprengungen für die Verbindungsgänge zwischen alter und neuer Tunnelröhre seien ,,unerträglich" laut gewesen.

Voraussichtlich am 3. November wird der Tunnelbohrer an der Endertstraße in Cochem durchbrechen, damit rechnet zumindest Stadtbürgermeister Herbert Hilken. Momentan stehen des Bohrers Meißel, wie erwähnt, erzwungenermaßen still. Ende September gab es nach Auskunft der Bahn schon einmal eine fünftägige Zwangspause.

Damals war es auf einer Bahnstrecke bei Girod (Westerwaldkreis) zu einem schweren Unfall gekommen, bei dem ein Güterwaggon entgleist war. Infolgedessen stockte die Abfuhr des Abraums aus dem Tunnel, die Vortriebsmaschine musste angehalten werden. Ob sie von morgen an bis zum Durchbruch in Cochem in einem Rutsch bohren wird, entscheidet die Bahn „je nach Erfordernis".

Ist das 1700 Tonnen schwere Gerät, eigens für die Arbeiten zwischen Eller und Cochem gebaut, erst einmal aus dem Berg, muss der Bohrkopf am Ausgang in Cochem demontiert werden. Der Rückweg nach Eller ist ihm versperrt, da das Schneidrad größer ist als die dann fertige Betonröhre. Nur der Teil hinter der Förderschnecke kann nach Eller zurückfahren.

Der Bohrkopf ist für Brücke und Gleisbett zu schwer. Daher soll die riesige Maschine in Einzelteile zerlegt werden und auf Schwerlasttransportern Cochem verlassen. Das ist jedoch nicht ganz einfach, sagt Bürgermeister Hilken. Zwei Spezialkrane werden die Aufgabe übernehmen. Ein 400-Tonnen-Kran soll dafür einen 200-Tonnen-Kran auf die neu gebaute Eisenbahnbrücke setzen - eine spektakuläre Aktion bei engen Platzverhältnissen. Der 200-Tonnen-Kran verlädt schließlich die Einzelteile.

Quelle: Rheinzeitung vom 13.10.2011

Wie ein kleiner Vulkan in Cochem: Tunnelbohrer beschert der Oberstadt
eine Zement-Fontäne Baustellenfotos von Mitte Oktober 2011


Von David Ditzer

Cochem - Ein überraschender Zwischenfall bei den Bohrarbeiten für die zweite Röhre des Kaiser-Wilhelm-Tunnels hat am späten Sonntagabend die Cochemer Feuerwehr auf den Plan gerufen: An der Oberbachstraße, gegenüber einer Pizzeria, spritzte eine Fontäne aus Zement, Ton und Sand an die Oberfläche. Das Gemisch presst die Tunnelbohrmaschine vorweg in Hohlräume, um diese zu verfüllen. Feuerwehr und Bauhof benötigten Stunden, um die Stelle wieder zu reinigen. Nach Informationen der Stadt kommt es wegen des Zwischenfalls jedoch nicht zu Verzögerungen bei den Bohrarbeiten.

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"Es sah aus wie ein kleiner Vulkanausbruch", erzählt der Cochemer Stadtbürgermeister Herbert Hilken, was er am Sonntagabend gegen 21.55 Uhr an der Cochemer Oberbachstraße beobachtet hat.

Er wollte eigentlich nur mal durch die Oberstadt schlendern und schauen, ob bei den Bohrarbeiten für die zweite Röhre des Kaiser-Wilhelm-Tunnels alles glattläuft. Schließlich unterfährt der gigantische Bohrer derzeit eine besonders heikle Stelle: Das Gestein unter den Häusern ist weich, und zwischen den Fundamenten dieser Häuser und dem Schacht für die neue Röhre liegen nur wenige Meter Erdreich. Deshalb fährt der Bohrer derzeit im geschlossenen Modus, das heißt, er presst das Zement/Sand/Ton-Gemisch in Hohlräume, bevor er seine eigentliche Arbeit verrichtet. Dass dieser graue Brei sich an der alten Stadtmauer hinauf bis an die Oberfläche drücken würde, damit hatten die Projektverantwortlichen der Bahn und die Ingenieure des Unternehmens Alpine jedoch nicht gerechnet.

Die Fontäne an der Oberbachstraße überraschte auch den Stadtbürgermeister, und sie beschmutzte ihn von unten bis oben. Doch nicht nur der Stadtchef musste sich nach dem Breiausbruch waschen. Bauhofmitarbeiter und Feuerwehrleute reinigten noch bis etwa 1 Uhr die Oberbachstraße, spritzten sie mit Wasser ab. Sie mussten sofort handeln, da das ausgetretene Material ansonsten zu fest geworden wäre. Der weggespritzte Schmutz gelangte über die Kanalisation in den Märtscheltbach, ist jedoch Bürgermeister Hilken zufolge ungefährlich. Die Bahn bestätigte dies: Es seien ca. 800 Liter Bentonit an die Oberfläche gelangt, eine Mischung aus Tonmineralien und Zement, die für Anwohner und Umwelt ungefährlich sei.

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 17.10.2011

Güterzug kollidiert bei Winningen mit Pkw - Fahrer kann sich noch retten
  Baustellenfotos von Ende Oktober 2011
Winningen. Zu einer spektakulären Kollision zwischen einem Güterzug und einem Pkw ist es am frühen Sonntagmorgen auf der Bahnstrecke bei Winningen gekommen. Der Fahrer des Wagens konnte sich im letzten Moment in Sicherheit bringen.

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Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei war der 27-jährige Fahrer eines BMW gegen 6.15 Uhr von Koblenz aus kommend in Richtung Kobern-Gondorf auf der B 416 unterwegs, als er vermutlich aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit auf regennasser Fahrbahn in einer Linkskurve die Kontrolle über den Pkw verlor. Der Wagen kam nach rechts von der Straße ab, fuhr eine Böschung hoch, landete auf den Gleisen und blieb dort liegen.

Der Fahrer konnte sich noch aus dem Fahrzeug retten, bevor es vom herannahenden Zug erfasst wurde. Die Bergung des Pkw-Wracks dauerte rund drei Stunden. Danach konnte der Zug seine Fahrt fortsetzen. Bei der Überprüfung des Fahrers stellten die Beamten Alkoholgeruch fest. Ihm wurde eine Blutprobe entnommen und sein Führerschein wurde sichergestellt. Der Sachschaden wird auf circa 50 000 Euro geschätzt.

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 30.10.2011



Tunnelvortriebsmaschine erreicht Cochemer Innenstadt • 200 Millionen Euro Gesamtinvestition • Bevölkerung feiert Bauprojekt am Abend

(Frankfurt am Main, 7. November 2011) Die Tunnelvortriebsmaschine für den Neuen Kaiser-Wilhelm-Tunnel erreichte heute nach 547 Tagen und 4.242 Metern die Cochemer Innenstadt. Der Durchschlag erfolgte in Anwesenheit von Peter Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär, Dr. Jörg Sandvoß, Vorstand Vertrieb der DB Netz AG, Udo Wagner, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für die Länder Rheinland-Pfalz und Saarland, Tunnelpatin Roswitha Beck, Heike Raab, Staatssekretärin im Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur Rheinland-Pfalz, Herbert Hilken, Stadtbürgermeister Cochem, und des Geschäftsführers der Alpine BeMo Tunnelling GmbH, Josef Arnold.

Nachdem die Tunnelvortriebsmaschine in Cochem links neben dem Portal des Kaiser-Wilhelm-Tunnels zum Stillstand gekommen war, überreichten die Mineure einem alten Brauch folgend der Tunnelpatin Roswitha Beck die Statue der heiligen Barbara.

„Mit dem Neubau einer zweiten Röhre und der Erneuerung des alten Kaiser-Wilhelm-Tunnels schaffen wir ein Stück modernster Infrastruktur auf der wichtigen Strecke zwischen Koblenz und Trier“, erklärte DB Netz-Vorstand Sandvoß. „Von Beginn an war dieses Jahrhundertprojekt an der Mosel auch das Projekt der Bürgerinnen und Bürger in Cochem und in Ediger-Eller. Wie harmonisch dieses Zusammenwirken ist, zeigt sich auch heute in der gemeinschaftlichen Nutzung des Festzeltes im Herzen der Stadt Cochem im Anschluss an diesen Festakt.“

Die neue eingleisige Eisenbahntunnelröhre wurde seit Mai 2010 von Ediger-Eller aus durch den Berg nach Cochem gebaut. 900.000 Tonnen Gestein wurden ausgebrochen, die auf der Schiene abtransportiert und im Westerwald zur Renaturierung einer Tongrube eingesetzt wurden. 77.000 Tonnen Beton wurden für die Herstellung der Tunnelschale gebraucht. Parallel zu den Vortriebsarbeiten wurde eine neue Eisenbahnüberführung in Cochem gebaut. Damit sich diese harmonisch in das historische Stadtbild einfügt, wurden die Mauern mit moselländischen Natursteinen versehen. Nach der Inbetriebnahme der neuen Röhre kann dann der alte Kaiser-Wilhelm-Tunnel erneuert und auf eingleisigen Betrieb umgebaut werden. Ab 2015 wird der Zugverkehr an der Mosel wieder zweigleisig, jedoch in zwei getrennten Tunnelröhren laufen. Insgesamt werden 200 Millionen Euro investiert.

Die 90 Meter lange Tunnelvortriebsmaschine mit einem Durchmesser von zehn Metern wurde eigens für den Neuen Kaiser-Wilhelm-Tunnel gebaut. In den kommenden Wochen wird die 1.710 Tonnen schwere Maschine demontiert und in Einzelteilen abtransportiert.

Quelle: Deutsche Bahn AG vom 07.11.2011

Von David Ditzer

Cochem/Ediger-Eller - Es ist geschafft: Der 4242 Meter lange Kaiser-Wilhelm-Tunnel auf der Bahnstrecke zwischen Ediger-Eller und Cochem hat eine zweite Röhre: Um 12.57 Uhr krachten die letzten Reste der Betonverkleidung am Cochemer Tunnelausgang zu Boden, und die 1710 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine schraubte ihren Kopf aus dem Bergmassiv. Mithin ist eine wichtige Etappe des 200-Millionen-Euro teuren Bauprojekts auf der Moselstrecke zwischen Koblenz und Trier abgeschlossen.

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Krachend zerberstet die Betonwand, ehe sie mit einem dumpfen Knall zu Boden stürzt und eine große Staubwolke aufwirbelt. Jubel und Beifall branden auf - von Hunderten geladenen Gästen und Schaulustigen, die einen Blick auf das Jahrhundertereignis erhaschen wollen. Und dann, der erste Staub hat sich verzogen, ist der Blick frei auf den Kopf des tonnenschweren Stahlungeheuers. Seit dem 10. April vergangenen Jahres frisst es eine zweite Röhre für den Kaiser-Wilhelm-Tunnel zwischen Ediger-Eller und Cochem durch den Berg. Kurz zuvor war es noch zu hören gewesen, laut schabend und mahlend meißelte es sich die letzten 79,5 Zentimeter durch das Gestein.

Viele Politiker, Vertreter der Bahn und der Medien und Hunderte Cochemer hören auf der anderen Seite, wie das Monstrum naht. Unter ihnen Roswitha Beck, Gattin des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck und Patin der neuen Röhre für den Kaiser-Wilhelm-Tunnel. "Ich habe großen Respekt vor Ihrer Leistung und gratuliere den Tunnelbauern und Mineuren dazu." In der Tat war es eine Meisterleistung, die Marco Reith vom österreichischen Bauunternehmen Alpine und sein rund 75 Mann starkes Team unter Tage vollbrachten. Schließlich fraß sich der mächtige Bohrer zum Teil nur rund drei Meter tief unter den Fundamenten der Häuser in der Cochemer Oberstadt hindurch. Da blieben kleinere Schäden in Form von Setzungsrissen nicht aus. Etwa zehn Häuser sind nach Bahnangaben davon betroffen.

"Wir bedauern diese Schäden, die an den Gebäuden entstanden sind", sagt Dr. Jörg Sandvoß, Vertriebsvorstand der bauverantwortlichen DB Netz. "Ich weiß, dass das für die, die betroffen sind, keine kleine Geschichte ist." Deshalb werde man sich bemühen, die Schäden schnell zu regulieren. Sandvoß dankt allen Einwohnern von Cochem und Ediger-Eller für ihre Geduld und ihr Verständnis in den vergangenen 18 Monaten. Lärm, Schmutz und viele andere Unannehmlichkeiten hätten sie zu erdulden gehabt. Diesen Dank sprechen alle aus, die ans Rednerpult auf der neuen Brücke in Cochem treten, die eigens zur Nutzung der zweiten Tunnelröhre errichtet worden war.

Es sind einige: Heike Raab (SPD), Staatssekretärin im Landesinnenministerium, spricht von einem wahrhaft "historischen Ereignis". Schließlich erhalte der mehr als 130 Jahre alte Kaiser-Wilhelm-Tunnel eine zweite Röhre. Dafür wurde es höchste Zeit, denn der alte Tunnel genügt aktuellen Sicherheitsstandards längst nicht mehr. "Heute müssen Tunnel ab einer Länge von einem Kilometer zwei Röhren haben", sagt Staatssekretär Peter Bleser (CDU), der im Auftrag von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer in Cochem ist. Diese zweite Röhre hat nun auch der Kaiser-Wilhelm-Tunnel, einer der längsten Bahntunnel Deutschlands. "Er verkürzt den Fahrweg zwischen Ediger-Eller und Cochem von 30 auf 5 Kilometer", hält Bleser fest. Der Tunnel "erschließt den Westen Europas" für die Bahn, hebt Udo Wagner, Konzernbevollmächtigter der Bahn für Rheinland-Pfalz und das Saarland, hervor.

Gewohnt humorvoll fasst Cochems Bürgermeister Herbert Hilken das "Jahrtausendprojekt" in Worte, vor allem "den arg gebeutelten Bewohnern der Oberstadt" dankend: Genau 79,5 Zentimeter stehe der Bohrer noch von der Durchschlagsstelle entfernt. "Das entspricht genau meiner halben Körpergröße", sagt Hilken lachend. Das bisschen Gestein dazwischen knackt die 90 Meter lange Bohrmaschine schnell. Ein kleiner Snack für sie, im übertragenen Sinne ein großer Happen für Cochem, Ediger-Eller und die Region. Da passt es, dass nach dem Durchbruch froh stimmende Blasmusik ertönt, gespielt vom Musikzug Rot-Weiß Ediger-Eller - Wohlklang statt Lärm.

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 09.11.2011

Der Bohrer ist durch, jetzt kommen Kräne - Straße gesperrt
  Baustellenfotos von Ende November
Von David Ditzer

Cochem - Seiner Meißel wurde der gigantische Tunnelbohrer nach seinem Durchbruch am Cochemer Ende des Kaiser-Wilhelm-Tunnels inzwischen schon beraubt. Doch von nächster Woche an demontieren die Arbeiter auch den Rest des Bohrkopfs, um die Einzelteile über die Straße abtransportieren zu können. Dazu müssen Brückstraße/Endertstraße (L 98) voraussichtlich in folgenden Nächten gesperrt werden, jeweils in der Zeit zwischen 21.30 und 4.30 Uhr: am 21., 22., 24., 28., 29. und 30. November sowie am 1., 5., 6., 7., 8., 14., 16., 19. und 22. Dezember. Für die Zeit der Sperrungen sind Umleitungen eingerichtet.

Es ist ein gigantisches Gerät, das da auf Cochem zurollt: der achtachsige Kranwagen LTM 1500-8.1 von Liebherr. Er verfügt wahlweise über einen vierteiligen, 50 Meter langen oder über einen siebenteiligen, 84 Meter langen Teleskopausleger, maximale Traglast: 500 Tonnen. Diese Mordsmaschine wird voraussichtlich am nächsten Dienstag, 22. November, von 21.30 Uhr an einen anderen Kranwagen auf die neue Bahnbrücke am Cochemer Kaiser-Wilhelm-Tunnel heben. Sinn und Zweck des Ganzen: Der kleinere Kranwagen kann den Kopf der Tunnelvortriebsmaschine, in Einzelteile zerlegt, Stücke für Stück auf Lastwagen verladen. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis zum 22. Dezember andauern.

Nicht nur das Bohren der zweiten Röhre für den Bahntunnel zwischen Ediger-Eller und Cochem war also eine Herausforderung für alle Beteiligten. Auch die Demontage der Maschine wird eine solche werden. „Viele Gespräche mussten vorab geführt werden“, sagt Udo Bukschat, Leiter des Ordnungsamtes der Verbandsgemeinde Cochem. Damit der Verkehr auf der L 98 infolge der Arbeiten nicht allzu stark beeinträchtigt wird, sperrt man die Straße in der Nacht. Der örtliche Autoverkehr wird über die Stadtwaldlinie und die Kreisstraße 18 umgeleitet, für den überörtlichen und den Schwerlastverkehr geht es über die Panoramastraße (B 259). Bukschat: „Ich rechne allerdings nicht damit, dass es zu diesen Zeiten viel Schwerlastverkehr geben wird.“

Doch für die Anwohner in der Nähe der Bahnbrücke dürften die Bauarbeiten nicht ohne Unannehmlichkeiten abgehen, denn: Zwischen dem heutigen 18. und dem 23. November müssen Arbeiten am Tunnel geleistet werden, die nur möglich sind, wenn keine Züge fahren, also nachts, jeweils zwischen 23 Uhr und 6 Uhr. Dadurch sowie durch die Abbau- und Verladearbeiten am Tunnelbohrer kann es phasenweise laut werden. Die Bahn bittet die Anwohner dafür um Verständnis.

Was die Zeitpunkte der Straßensperrungen angeht, können sich aus dem Bauablauf heraus kurzfristig Änderungen ergeben.

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 17.11.2011

84-Tonnen-Kran schwebt auf Brücke ein Baustellenfotos von Ende November

Von David Ditzer

Cochem - Es war Maßarbeit aller Beteiligten: Ein 96 Tonnen schwerer Autokran hat am späten Dienstagabend einen 84 Tonnen wiegenden anderen Autokran auf die neue Eisenbahnbrücke über der Brückenstraße (L 98) in Cochem gehoben. Grund für die aufwendige Aktion: Die beiden Kräne werden die Einzelteile des zerlegten Bohrkopfs verladen, der eine zweite Röhre für den Kaiser-Wilhelm-Tunnel durchs Gebirge zwischen Ediger-Eller und Cochem gefressen hat. Diese Arbeiten sollen bis kurz vor Weihnachten dauern. In einigen Nächten muss die Brückenstraße dafür gesperrt werden.

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Etwa 30, 40 Schaulustige applaudieren, sachte ist der 84 Tonnen schwere blaue Autokran des badischen Unternehmens MSG auf der neuen Brücke über der L 98 in Cochem gelandet. Der Applaus ist hochverdient, findet auch MSG-Geschäftsführer Björn Jatz: „Das gab es noch nie, dass wir einen 400-Tonnen-Kran mit einem 500-Tonnen-Kran auf eine Brücke gehoben haben.“ Mit den Zahlen beschreibt Jatz nicht das Gewicht der gewaltigen Maschinen. Sie stehen dafür, was für Mordsmassen diese mit ihren langen Teleskopauslegern in die Lüfte hieven können.

Der Mann, der das Kunststück in Cochem vollbracht hat, also der Fahrer des 500-Tonnen-Krans, heißt Michael Knackstedt. Er fährt schon seit dem Jahr 1980 Autokräne und sieht das alles ganz locker. „So etwas wie hier ist nicht gerade alltäglich, aber es ist alles im grünen Bereich“, sagt der 52-Jährige nach getaner Arbeit. In der engen Straße zu manövrieren, mitten im Ort, das sei schon etwas Besonderes – vor allem für die Leute.

Die schauen gespannt zu, als MSG-Mitarbeiter gegen 21.55 Uhr armdicke Stahlseile um die vier teilausgefahrenen Stützen des Siebenachsers legen, der vor dem Kino auf der Brückenstraße steht. Auf dem Platz vorm Tunnel-Infocenter der Deutschen Bahn und vorm Kino haben sich die Schaulustigen versammelt. Auch aus einer benachbarten Bar strecken sie neugierig die Köpfe heraus. An diesem Abend ist die Wirklichkeit spannender als jeder Kinofilm, unterhaltsamer als jedes Kneipengespräch.

Wie von Geisterhand hebt der Autokran wenig später vom Boden ab. Dank der Flaschenzugtechnik an der Seilwinde seines noch satte 12 000 Kilogramm schwereren großen Bruders geht es ganz locker und schnurstracks nach oben. Dieser größere Bruder hat übrigens noch 135 Tonnen Kontergewicht auf seinem Buckel. Vom Boden aus halten Arbeiter Seile straff. So verhindern sie, dass der schwebende Autokran hin- und herbaumelt und die Gebäude links und rechts der Straße beschädigt.

Das spektakuläre Schauspiel dauert nur eine knappe halbe Stunde. Die Landung des fliegenden Fahrzeugs verzögert sich nur noch einmal kurz, weil das provisorische Holzgeländer der neuen Bahnbrücke den teilausgefahrenen Stützen im Weg ist. Doch, um's mit Wilhelm Busch zu sagen, ritzeratze, mit Motorsäge, dafür ohne Tücke, schneiden Arbeiter ins Geländer der Brücke eine Lücke. Die Einflugschneisen sind frei, um 22.23 Uhr landet Michael Knackstedt den Autokran sicher auf der Brücke. Als der Beifall der Zuschauer verklungen ist, sagt er: „Dem kleineren Kran packe ich jetzt gleich noch 120 Tonnen Ballast drauf.“

Dieser Ballast dient ihm als Gegengewicht, damit er seinem größeren Bruder in den nächsten Wochen zwölf Teile der zerlegten Tunnelvortriebsmaschine auf die Mitte der Brücke hieven kann. Von dort aus hebt der sie dann auf einen Tieflader, und ab geht's über die Straße ins baden-württembergische Schwanau. Dort hat das Unternehmen Herrenknecht seinen Sitz, das die Vortriebsmaschine für den neuen Kaiser-Wilhelm-Tunnel gebaut hat. Dort werden die Teile fürs nächste Bohrprojekt aufbereitet.

MSG-Geschäftsführer Jatz sagt: „Kurz vor Weihnachten wollen wir fertig sein.“ Was den Zeitplan angeht, darf er auf Kranfahrer Knackstedt und seine Mitstreiter zählen. Zu seinem vermeintlichen Kunststück sagt Knackstedt am Ende bescheiden: Was die Flugstrecke des Autokrans angehe, habe er sich „blind auf die Kollegen verlassen“, die auf Brücke und Straße gestanden hätten. Per Funk wirkten sie als Fluglotsen.

Die Straße wird in mehreren Nächten gesperrt

Am Montag, 7. November, war die 1710 Tonnen schwere, 90 Meter lange Tunnelvortriebsmaschine in Cochem durch den Berg gebrochen. Bis zum 23. Dezember soll der Kopf des Bohrers in Cochem komplett zerlegt und abtransportiert sein. Für den Abtransport der Einzelteile, jedes wiegt ebenfalls Tonnen, müssen Brücken- und Endertstraße in folgenden Nächten komplett gesperrt werden, jeweils von 21.30 Uhr bis 4.30 Uhr: am 24., 28., 29. und 30. November sowie am 1., 5., 6., 7., 8., 14., 16., 19. und 22. Dezember. Für die Dauer dieser Straßensperrungen sind Umleitungen eingerichtet. Der örtliche Verkehr muss über die Stadtwaldstraße und die Kreisstraße 18 fahren. Der überörtliche Verkehr wird, von Kaisersesch kommend, über Laubach und die Bundesstraße 259 nach Cochem geleitet.

Quelle: www.rhein-zeitung.de vom 23.11.2011

  Letzte Aktualisierung dieser Seite am 01.06.2014