Geschichtliche Parallelen Geschichte und Anekdoten von Bremm und Kloster Stuben
Dr. Paul Lehfeldt, 1886 Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz

Die Bau- und Kunstdenkmäler
des Regierungsbezirks Coblenz

Auszüge aus dem Buch
von Dr. Paul Lehfeldt, 1886
Privatdozent an der technischen Hochschule zu Berlin

Bremm Seiten 226 bis 228
Petersberg Seite 776
Stuben Seiten 779 bis 780
     

Bremm - Seiten 226 bis 228

6 km südwestlich von Cochem; 1025 erwähnt 1051 Brembe der Abtei Brauweiler überwiesen (s. Clotten), 1138 Breimpta, im 16. Jahrhundert Sitz eines Adelsgeschlechts von Br. – Bärsch, Eifel 3, 1, 2, 246 f. – Bärsch, Moselstrom 1841, 393. – Klein, Moselthal 1831, 245. 265.

Kirche, kath. h. Laurentius, (1360 Ablass. – Görz, M. Rh. Reg. 96) von regelmäßiger Anlage. Der Chor, Langjoch und Schluss aus fünf Seiten des Achtecks, das Langhaus breiter, zweischiffig, zweijochig, fast quadratisch, und die Sacristei in der südlichen Ecke zwischen beiden, sind aus dem 15. Jahrhundert, spätgotisch; der Westthurm, schmaler als das Langhaus, romanisch. – Im Chor sind als Consolen in den vier Schlussecken Engelsbrustbilder mit den Leidenswerkzeugen und Büchern, in den Wandmitten zwei Kirchenväter, in den Ecken am Chorbogen die Brustbilder der hh. Petrus und Paulus. Auf den Consolen die hohlprofilirten Rippen der Sterngewölbe. In der Sacristei ein Kreuzgewölbe auf Wandconsolen. Thür zur Sacristei mit profilirter Einfassung. Im Langhaus einfache Wandconsolen und die Mittelsäule, aus deren Schaft die hohlprofilirten Rippen der Kreuzgewölbe unmittelbar herauswachsen. Schlusssteine mit Wappen und Sternen. Emporen mit fünf Kreuzgewölben auf der Westseite, zwei daneben an der Nord- und Südseite, deren hohlprofilirte Rippen unmittelbar aus der Wand, bezw. sechs achteckigen Stützen herauswachsen; mit gefälligen Fischblasenmotiven der durchbrochenen Brüstung.

Aussen dreifach abgestufte Strebepfeiler; der an der Nordwestecke des Langhauses ist schräg gestellt, der der Südwestecke fehlt.

Fenster mit Fischblasenmasswerk, trefflich ausgeführt (restaurirt?).

Thurm fünfgeschossig, mit einem Zwischengesims unter dem obersten Geschoss. Die beiden unteren Geschosse hatten an der Nord- und Südseite Rundbogenöffnungen, von denen nur die gepaarte Blendbogenumrahmung erhalten ist, während auf der Südseite im Erdgeschoss eine neuere rechteckige Thür durchgebrochen, im ersten Obergeschoss die Oeffnung ganz zugemauert ist. In den drei folgenden Obergeschossen sind an jeder Seite dreifach auf zwei Zwischensäulen gepaarte Rundbogenfenster, die des zweiten und dritten Obergeschosses von drei die Rundbögen begleitenden Blendbögen begleitet. Unter dem Krönungsgesims ein Rundbogenfries. Helm modern.

Schöne Verhältnisse innen, wie aussen. Der Chor ist im Lichten 6,25 m breit, der Langchor 5,20 m lang, bis zum Gewölbescheitel 7,65 m hoch; das Langhaus 10,40 m breit, 9,45 m lang, 6,95 m hoch.

Klein, Moselthal 244 f. – Maass im Centralbl. d. pr. Bauverw. 1882, 57 mit Grundr., Querschn. u. Längsschn.

Hochaltar, von Anfang des 17. Jahrhunderts, barock (wohl aus Kloster Stuben); Säulen-Architektur, dazwischen kleinfigurige Reliefs, in der Mitte das Abendmahl, oben die Bestattung Christi, im Sockel Oelberg, Geisselung und Kreuztragung. Zu den Seiten Nischen mit den hh. Laurentius und Stephanus. Sandstein, neu bemalt. – Klein, Moselthal 245.

Seitenaltäre, gleicher Art; am nördlichen sind Scenen aus dem Leben Mariä in sehr kleinen Figuren, am südlichen in etwas grösserem Massstab Heilige und Scenen aus deren Leben. – Klein 245.

Pietas aussen links am Eingang; roh.

Kelch, 18. Jahrhundert, Roccoco, mit um die Schale gelegten Verzierungen. Silber, vergoldet.

Messgewand (aus Kloster Stuben), 17. Jahrhundert; auf der Vorderseite die Leidenswerkzeuge zwischen Goldornamenten; auf dem Rücken die Dreifaltigkeit, darunter h. Maria, von Johannes gestützt. Die Köpfe später durch Malerei ergänzt. – Messgewand, Ende des 18. Jahrhunderts, bunte Blumen und Vögel, in der Mitte das Lamm, in Plattstich.

Glocke: Maria heissen ich in Gotes Namen luet man mich im Jar 1580 Heinrich van Cossen gus mich.

Wohnhäuser, Fachwerk.

Moselstrasse Nr. 141, 1619 (J. am verzierten Pfosten); Köpfe als Fensterconsolen, geschnitzte Rosetten an den Brüstungen.

Altgasse Nr. 138, 1670 (J.) dem vorigen ähnlich; Schnitzwerk zum Theil sehr gut erhalten.

Mosel- und Altgasse-Ecke Nr. 111, 1695 (J. an dem malerisch hochgeführten Giebel); an den Fensterbrüstungen ein Kopf mit Monogramm und ein Adler mit Schlange, am Traufgesims farbige Decoration erhalten.

Petersberg - Seite 776

zwischen Neef und Stuben, 9 km von Zell.
Kapelle, h. Petrus
Altar, wohl aus Kloster Stuben, barock. In der Mitte Relief der Kreuzabnahme zwischen Säulen, zu den Seiten hh. Petrus und Johannes; oben die Auferstehung, zu den Seiten hh. Sebastian und Rochus. Halblebensgrosse Figuren, handwerklich tüchtig. Holz.

Stuben - Seiten 779 bis 780

10 km nordnordöstlich von Zell; ursprünglich auf einer Insel St. Nikolaus gelegen

Klosterruine eines einst berühmten Augustinerinnenklosters. Dasselbe wurde 1136 als Stuppa von dem Laien Egelolf gestiftet; 1139 bestätigt und dem Kloster Springirsbach untergeben (Beyer, M. Rh. Urk. 1, 550. - Beyer, Eltester und Goerz 2, 689. - Goerz, Reg. d. Erzb. S. 18. - Günther, cod. dipl. 1, 237 f. 292). Die Kirche 1146 - 56 gebaut vom Abt von Springirsbach, dann 1190 vom Erzbischof von Trier dem h. Nikolaus geweiht (Beyer, Eltester u. Goerz 2, 159. - Goerz, Reg. d. Erzb. 30). 1226 Ablassbrief, ebenso 1275 zum Neubau einer Kapelle (Goerz, M. Rh. Reg. 53). 1685 – 87 wurde an Stelle der alten eine neue Kirche gebaut, 1790 das Kloster in ein freies Jungfrauenstift verwandelt, 1794 ward dies aufgehoben und verfiel. Die Ruine gehört dem Fiscus. – Die Umfassungsmauern des letzten Kirchenbaues stehen bis etwas über Fensterhöhe. Die Kirche war einschiffig, mit ebenso breitem, in drei Seiten des Achtecks geschlossenem Chor. Je neun Spitzbogenfenster, deren Masswerk fehlt, sind an den Langseiten; zwischen jedem innen ein Pilaster, bis über die Mitte der Fenster reichend, mit toscanischem Capitell; die Pilaster im Chor zum Theil vorhanden, im Langhaus herausgebrochen. Unter den Fenstern einige rundbogige und flachbogige Blenden. – Aussen zeigen Balkenlöcher, dass sich einst Wohngebäude hier unmittelbar anschlossen. – Bärsch, Moselstrom 394 ff.Bärsch, Eifel 3, 1, 2, 254. – Delahaye, Moselle pittor 78 f. – Klein, Moselthal 241 f. 265 f. – Marienburg 1877, 33. – Marx, Gesch. d. Erzst. Trier 1, 1, 134. – 2, 2, 246 – 255. – Storck, Darstell. a. d. pr. Rh.- u. Mos. – L. 302 f.

[Altäre sind nach der Kapelle auf dem Petersberg, nach Gillenbeuren, Schmitt, Urschmitt, Uemen, wohl auch nach dem Petersberg, nach Bremm und Driesch im Kreise Cochem, und in andere Kirchen gekommen.]

[Reliquiar von Heinrich von Uelmen aus der Sophienkirche zu Constantinopel mitgebracht und 1208 dem Kloster geschenkt, nach mannigfachem Wechsel seit 1827 im Dom zu Limburg. – Bärsch, Eifel 1, 2, 1070. – Bärsch, Moselstrom 396.Klein, 242.Marx, Gesch. d. Erzst. Trier 2, 2, 251 f. u. Anm.]


Die Texte wurden vom Originaldokument (mit evtl. Fehlern) übernommen, ohne Anpassung an die aktuelle deutsche Rechtschreibung. Verlag von L. Voss & Cie., Königl. Hofbuchdruckern, 1886
Text zur Verfügung gestellt von Franz Josef Blümling, Zell (Barl)
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