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Johann
Friedrich Schannat, 1739
Georg Bärsch, 1852 |
Eiflia
Illustrata oder geographische und
historische Beschreibung der
Eifel |
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Eiflia
Illustrata |
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oder
geographische und historische
Beschreibung der Eifel |
von
Johann Friedrich Schannat, 1739 |
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Auszug
aus dem latheinischen Manuscripte
übersetzt
und mit Anmerkungen und Zusätzen
bereichert
von Georg Bärsch, 1852 |
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Kloster
Stuben - Seiten 254 bis 258
Zwischen Bremm und Eller, am rechten
Ufer der Mosel, im Bezirke des vormaligen
Amtes Zelle liegen die Trümmer des
Klosters Stuben. Hier war sonst eine von
der Mosel umflossene Insel, welche nebst
einem Haus mit einer Kapelle, Weingütern
und Ländereien, Egilof, ein reicher
Edelherr, dem Abte Richard von
Springiersbach, unter der Bedingung
schenkte, daß der Abt auf dieser Stelle
ein Nonnenkloster errichten solle, in
welchem sich Gisela, die Tochter
Egilolfs, mit andern frommen Jungfrauen
und Wittwen dem Dienst Gottes widmen
könne. Diese Stiftung bestätigte der
Triersche Erzbischof Albero als Legat des
Pabstes Innocenz II. im Jahre 1137,
befreite das Kloster von Vogteirechten
und bestimmte die Zahl der Nonnen auf
einhundert. So entstand das adelige
Gotteshaus Stuben Can. Reg. St.
Augustini. In Urkunden werden die
Schwestern sorores de insula beati
Nicolai in Stuppa genannt. Schon im Jahre
1140 verlieh Erzbischof Albero dem
Kloster das Kirchenpatronat von Neef und
schenkte demselben den Wald Laer bei
Dünchenheim. Abt Richard von
Springiersbach erwarb für das seiner
Fürsorge übergebene Kloster Stuben
Güter zu Neef ( s. Nr. 184 bei Zell) und
zu Bremm und nach Albero machten auch die
Erzbischöfe Hillin, Arnold I. und Johann
I. dem Kloster Schenkungen.
Im Jahre 1208 schenkte Ritter Heinrich
von Ulmen dem Kloster Stuben eine
herrlich gearbeitete Tafel, worin eine
Partikel des h. Kreuzes, welche der
Ritter bei der Erstürmung von
Konstantinopel im Jahre 1204 erbeutet
hatte und welche sich wahrscheinlich in
der dortigen Sophienkirche
befanden.
Nach der auf dieser Tafel befindlichen
Inschrift waren es der Kaiser Konstantin
IX. Porphyrogeneta und dessen Mitregent
Romanus I. Lecapenus, welche das
Kunstwerk zu Ende des 10. Jahrhunderts
anfertigen ließen. (1) Dieses
soll bei der Annäherung der Franzosen
über den Rhein geflüchtet worden und im
Jahre 1808 im Besitze des Herzogs von
Nassau gewesen sein. Es konnte sich
vielleicht zu Limburg an der Lahn
befinden.
Außer den Reliquien schenkte Heinrich
von Ulmen dem Kloster auch noch eine
jährliche Weinrente von einem halben
Fuder zu St. Aldegund.
Die Reliquien veranlassten einen
großen Zulauf und brachten dem Kloster
reiche Opfer ein.
Im Jahre 1285 verkauften Goda, die
Wittwe des Winand Mönch von Senheim und
ihre Kinder und Garsilius und Irmengard
von Arras, dem Kloster ihre Gülten und
Renten zu Poltersdorf.
Im Jahre 1295 schenkten Sibert von
Ulmen und dessen Gattin Elisabeth dem
Kloster den Schmitthof bei Alflen (s. Nr.
181 bei Lützerath) und einen jährlichen
Zins vom einem halben Ohm Wein zu St.
Aldegund. Der reiche Ritter Karl von
Monreal schenkte im Jahre 1300 dem
Kloster, in welchem sich seine Schwester
Mathilde als Nonne befand, Güter zu
Poltersdorf.
Erzbischof Balduin setzte im Jahre
1352 die Zahl der Klosterfrauen von 40
auf 30 herab, und sein Nachfolger,
Erzbischof Boemund II., bestätigte dies
1354.
Von dem Grafen Johann von Sponheim
hatte das Kloster die Vergünstigung
erhalten, aus dem Kondelwalde Brandholz
mit vier Eseln holen zu dürfen, wogegen
aber das Kloster jährlich eine Tonne
Häringe entrichten sollte. Das Kloster
fand aber seine Rechnung bei diesem
Abkommen nicht und verzichtete vor
Schöffen und Gericht zu Reil auf die
Berechtigung, worüber der Graf Johann
1393 eine Urkunde ausstellte.
Der Flor des Klosters stieg immer
mehr. Die Töchter aus reichen adlichen
Familien traten in dasselbe und die Zahl
der Nonnen soll sogar schon einmal
einhundert betragen haben. Als Kaiser
Maximilian I. im Jahre 1512 die Mosel
herunter fuhr, hielt er sich auch einen
und einen halben Tag zu Stuben auf, um
seine Andacht am Altare des h. Nikolaus
in der dortigen Klosterkirche zu
verrichten.
Im Jahre 1568 gestattete der Abt von
Springiersbach, Kaspar Schutzpar, genannt
Milchling, dem Kloster die freie Wahl des
Beichtvaters.
Im Jahre 1685 ertheilte Erzbischof
Johann Hugo dem Kloster die Erlaubniß
zum Neubau der Kirche und verlieh
demselben ein Ablaßprivilegium.
Johann Philipp Burkardt, Bischof von
Tripolis, (in partibus infidelium) und
Weihbischof von Speier, weihte im Jahre
1687 die neue Klosterkirche und deren
Altäre ein und ertheilte
Ablaßprivilegien für dieselben. Einen
solchen Ablaß hatte schon im Jahre 1226
der Päpstliche Legat, Cuno Episcopus
Portunensis, dem Kloster ertheilt.
In den Kriegen, welche im 16. und 17.
Jahrhunderte die Moselgegend so hart
mitnahmen, mußten die Nonnen mehrmals
flüchten. Dadurch sank der Wohlstand des
Klosters, die Zucht verfiel immer mehr
und Zwistigkeiten unter den Nonnen
störten die Ruhe des klösterlichen
Lebens. Kurfürst
Clemens Wenceslaus sah sich daher
veranlaßt, das Kloster schon im Jahre
1788 aufzuheben. Die bedeutenden
Einkünfte des Klosters bestimmte der
Kurfürst zu einem weltlichen Stifte für
Töchter aus dem Rathsstande, welche aber
nicht zur Residenz verpflichtet sein
sollten. Einige Jahre darauf wurde aber
das Erzstift Trier von Frankreich in
Besitz genommen und die Güter, welche
ehemals das Kloster besessen hatte,
wurden eingezogen und versteigert. Aus
der Versteigerung oder vielmehr
Verschleuderung der Güter zu Ediger,
Eller, Neef, Bremm, Aldegund,
Dünchenheim, Eulgen, Gammeln, Schmitt,
Alflen, Urschmitt, Faid, Kenfus,
Gappenach und Kehrig, wurde die Summe von
79.882 Frs. (21.301 Thlr.) gelöset.
Außer der Meisterin und der Priorin
(Maria Anna Freiin von Berg zu
Dürfenthal) waren noch acht adliche
Nonnen bei Aufhebung des Klosters in
demselben. Als Vorsteherinnen
(Meisterinnen, Magistrae) des Klosters
sind bekannt:
Aleydis 1364
Ottilia von Kesselstatt 1515
Franziska von Metzenhausen 1558
Margaretha von Metternich
Anna Margaretha Cratz von Scharfenstein
1654
Ottilia Anna von Ahr 1654
Anna Elisabeth von Ellern 1725
Anna Margaretha von Wolfskehl 1725
Maria Charlotta von Eltz-Rodendorf
Sternkreuz-Ordens-Dame 1740 1755
Maria Ferdinande de Maffey de la Serra
1760 1787.
Eine Bildsäule des h. Nikolaus wurde
sehr verehrt und der Heilige zur Hülfe
in mancherlei Krankheiten angerufen.
Die Klostergebäude und die Kirche
sind schon längst verfallen und kaum
bezeichnen noch einige Mauern die Stätte
wo das reiche Kloster stand.
Dynasten
in Ulmen - Seite 1069 ff.
...Nahe bei Ulmen liegen zwei Burgen.
Die eine ist bereits in Trümmern
verfallen, die andere wird aber noch
jetzt bewohnt.
Diese Burgen wurden wahrscheinlich von
den Dynasten von Ulmen erbaut. Heinrich
von Ulmen wird schon in einer Urkunde vom
Jahre 1163, welche eine Schenkung
Johanns von Ebernach für das
Kloster Laach betrifft, unter den Zeugen
genannt. (Günter codes diplom.
Rheno-Mosellan. I. S. 377.) Er kommt noch
in einer andern Urkunde vom Jahre 1196
vor (Günther a. a. D. I. S. 476.) Ritter
Heinrich von Ulmen zog um das Jahr 1204
oder 1205 nach Palästina, und nahm an
der Eroberung Constantinopels durch die
Kreutzfahrer, am 12. April 1204, in deren
Folge Graf Balduin von Flandern, von den
Kreutzfahrern zum Kaiser ausgerufen
wurde, Theil.
Bei dieser Gelegenheit erbeutete
Heinrich von Ulmen, mehrere kostbare
Reliquien aus der Sophienkirche und
brachte solche in sein Vaterland. Dem
Kloster Stuba, auf der Insel des heiligen
Nicolaus, schenkte Heinrich von Ulmen,
unter mehreren Kostbarkeiten, besonders
eine Tafel von bewundernswürdiger
Arbeit. Diese Tafel war 2 Fuß lang 1 ½
Fuß breit. Reihen der kostbarsten
Edelsteine und Gemmen waren auf Gold und
Silber befestigt. Zwischen diesen
Edelsteinen sah man das Bild des
Erlösers, mehrere Engel und Heilige. Am
Rande angebrachte Griechische Verse
sagten, daß Basilius Prölpus, diese
Kapsel des heiligen Kreutzes verfertigt.
Schlug man diese aus zwei Flügeln
bestehende Kapsel auseinander, so zeigte
sich im Glanze der kostbarsten Perlen und
Edelsteine, eine Partikel de heiligen
Kreutzes. Griechische Verse in der ganzen
Länge herab, Buchstabe unter Buchstabe,
bezeugten, daß die griechischen Kaiser,
Constantin VIII. und Romanus, aus
Dankbarkeit für erfochtene Siege über
die Barbaren, dieses Kunstwerk
verfertigen lassen.
Neben dieser Tafel hingen noch im
Kloster Stuba mehrere silberne Kapseln,
auch reich verziert, welche ein Stück
von der Dornenkrone Christi, einen Theil
des Schweißtuches und mehrere andere
Reliquien enthielten.
Auch dem Kloster St. Eucharius zu
Trier schenkte Heinrich von Ulmen im
Jahre 1207, ein Stück des heiligen
Kreutzes. Auch die Collegiatkirche des
heiligen Severus zu Münster Meinfeld und
das Kloster zu Laach empfingen
dergleichen fromme und kostbare Gaben von
dem Ritter Heinrich von Ulmen. Browerus
hat diese Reliquien ausführlich
beschrieben und gedenkt dabei des frommen
Ritters mit vielem Lobe. (Broweri annal.
Trev. Tom. II. S. 101.)
Heinrich von Ulmen stellte im Jahre
1208 eine eigene Urkunde über die
Schenkung aus, welche er dem Kloster
Stuben mit der von Constantinopel
mitgebrachten Kreutzpartikel, mit
Genehmigung seiner Gemahlin Irmgard
machte und fügte noch eine Weinrente
hinzu.
Nach der Auflösung des Klosters
Stuben wurde diese kostbare Reliquie auf
das rechte Rheinufer geflüchtet und kam
an den Herzog von Nassau, der sie noch
besitzen soll. (Günther a. a. D. II. S.
90.)
In der Urkunde des Trierschen
Erzbischofs Johann, über die
Verzichtleistung des Grafen Gerhard von
Ahr auf das Vogteirecht über die Abtei
Laach, vom Jahre 1210, werden unter den
Zeugen Heinrich und Sibert von Ulmen
genannt. Herr Günther glaubt aber, daß
diese nicht zu dem Geschlechte der
Dynasten von Ulmen, sondern zu dem
Rittergeschlechte gleiches Namens
gehören, welche Burgmänner von jenen
waren. Es scheint mir aber doch, daß
Heinrich jener Kreutzfahrer und Siebert
sein Bruder war. ...
...
... Im Jahre 1295 schenkten Sibert von
Ulmen, Ritter, und seine Gemahlin
Elisabeth dem Kloster Stuben den Hof
genannt Smitte (2) bei Alflen mit allem
Zubehör und einen jährlichen Weinzins
von einem halben Ohm Wein zu St.
Aldegund, wofür nach ihrem Tode, von den
Nonnen zu Stuben, viermal im Jahre
Anniversarien gehalten werden sollten.
Diedrich Herr von Ulmen besiegelte die
Urkunde. (Günther a. a. D. II. S. 509.)
...
Urkunden
- Seite 1121
Nro. 133.
Abbildung des Siegels Heinrichs
von Ulmen, an der Urkunde vom Jahre 1208,
durch welche Heinrich dem Kloster Stuben,
die Kreutzpartikel schenkte, (Günther a.
a. D. II. S. 90. Tafel IV. Figur XI.)
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