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Carl Schorn,
1988 / 89 |
Eiflia
Sacra oder Geschichte der
Klöster und geistlichen
Stiftungen der Eifel |
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Eiflia
Sacra |
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oder
Geschichte der Klöster und
geistlichen Stiftungen der Eifel |
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Auszug
aus dem Buch von
Carl Schorn, 1888 / 89 |
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Stuben -
Adliges Augustiner-Nonnenkloster
-
Seiten 607 bis 622 |
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Quellen und
Literatur: |
Coblenzer Archiv |
Metropolis I. Cap.
LII. |
Marx,
Geschichte der Trierer
Erzdiöcese |
Brower, Annalen II.
Nr. 54 |
Confluvium hist.
monast. B. M. V. (Marienburg)
tom. II. S. 817 - 842. |
Das Kloster Stuben,
auch Stuba oder Insula St.
Nicolai genannt, lag auf der
zwischen Bremm und Eller von der Mosel
umflossenen schmalen Landzunge, welche in
den ältern Schriften als eine Insel
bezeichnet wird. Von demselben sind heute
nur noch Ökonomiegebäude und ein Theil
der Kirche als malerische Ruine erhalten.
Egelolf
ein reicher, vornehmer und zugleich
frommer Mann hat, wie Erzbischof Albero
in seiner Bestätigungsurkunde vom Jahre 1137
(1) sagt, "ein Haus mit
einer Kapellen, Weingarten und Alles was
er an der Mosellen besaß zum Heil seiner
Seelen, seiner Hausfrau und Dochter
Gysele (welche alle vergengliche Dingh
verachtet und ihr einen unsterblichen
Bräutigam, nämlich Christus erwhelet)
der Kirchen Sprenkirsbach gegeben"
dergestalt, daß dort ein Kloster erbaut,
in welchem seine genannte Tochter mit
andern Jungfrauen oder Witwen "zu
Verachthung aller weltliche Wollust,
armseelig Christo nachfolgen solle",
nach den Regeln des Augustinus und unter
der Regierung des Abtes von Springiersbach
(2). Egelolf wie auch seine
Erben statteten das Kloster mit Geld und
Gütern genügend aus ad justam
domiclii formam und der Abt Richard
von Springiersbach, dem ja die Stiftung
unterbreitet wurde, vollendete das
Gebäude und baute mit den vorhandenen
Mitteln nebenan eine dem h. Nicolai
geweihte Kirche. Erzbischof Albero hat
als Legat des Papstes Innocenz diese
Stitung bestätigt, und bestimmt, daß
die Zahl der Jungfrauen über 100 nicht
hinausgehen dürfe. Dieser Bischof gibt
sodann im Jahre 1130 dem
Kloster "auf der Insel Nicolai
gent. Stuppa" die Kirche zu
Neef und den Novalzehnten des Waldes Lare
bei Dünchenheim (3).
Erzbischof Hillin bestätigt 1160
den von Abt Richard von Springiersbach
Namens des Klosters Stuben mit der Abtei
Arnstein gemachten Kaufvertrag über
deren Güter zu Neef und Bremm (4).
Laut Urkunde von 1179 (5)
verzichten Hermann von Arras und seine
Brüder, als Vögte von Eller (Elra) auf
das Recht, den Hof des Klosters Stuben zu
Thunegingin am Vorabend von Martinstag
mit 4 Reitern (militibus) zu
besuchen und ein Abendessen und
Frühstück daselbst zu begehren, weil
dies von dem Abte zu Springiersbach als resumptuosum
et justitiae contrarium reprobirt
worden sei (6). Im Jahre 1184
schenkt ein Herr von Helfenstein einen
Hof zu Lösenich. Erzbischof Johann zu
Trier überträgt (um 1193)
der Kirche Stuppa die Kapelle zu
Dünchenheim (Tünechyngen) und
bekundet, daß er die erstere geweiht
habe (7).
Im Jahre 1208
erfolgte sodann die Schenkung des Ritters
Heinrich von Uelmen mit dem Sanktuarium des
heil. Kreuzes und andern Reliquien,
zugleich sitiftete derselbe zu seinem und
seiner Frau Irmgard Sehlenheil ein
Anniversar mit ½ Fuder Weinrente aus
seinem Allod zu Adelgund (8).
Dieses Sanktuarium ist das berühmte
Siegeskreuz der Byzantinischen Kaiser
Constantin Porphyrogennetos und Romanos
aus der Mitte des zehnten
Jahrhunderts, ein Meisterwerk
der damals in Byzanz blühenden und von
dort auf uns gekommenen Emaillierkunst
(Email cloisonne) und in der gesamten
Kunstwelt als solches gekannt und
geschätzt.
Es wurde im vierten
Kreuzzuge nach Eroberung Constantinopels
durch die Kreuzfahrer, worunter der
erwähnte Ritter Heinrich von Uelmen (aus
einer bekannten Eifler Dynastenfamilie),
bei der schmählichen, so viele herrliche
Kunstwerke des Orients vernichtenden
Plünderung der Hagia
Sophia mit unzähligen andern
Reliquien aus dieser fortgenommen und
nach Deutschland gebracht. Heinrich von
Uelmen schenkte es, wie erwähnt, dem
nahe seiner Heimath gelegenen Kloster
Stuben in Erinnerung an Verwandte, welche
dort als geistliche Jungfrauen lebten,
und um diesem Kloster besonderen Glanz zu
verleihen (9).
Dieses angeblich aus
dem heiligen Kreuzesholze gefertigte
Siegerkreuz hat die Form des griechischen
Doppelkreuzes, liegt in einer
prachtvollen, 48 Ctm. hohen und
entsprechend breiten, mit Goldemaillen
und Edelstein verzierten, und mit
ähnlichem Deckel versehenen Lade. Auf
den Rändern dieser beiden sowohl, wie
auf der mit Goldblech bekleideten
Rückseite des Kreuzes, wenn man es aus
der Einfassungslade heraushebt, befinden
sich griechische Inschriften, von denen
die letztern in jambischem Versmaaße die
Kaiser "(despotai)
Constantinos und Romanos als diejenigen,
welche das Kunstwerk haben anfertigen
lassen, bezeichnen. "Ehemals, so
schließt der Text, hat dies Kreuz die
Thore der Unterwelt geöffnet, jetzt
bändigen die Fürsten mit ihm
geschmückt die Barbaren (10)".
In der Umfassungslade befinden sich in
kleinern Kapseln noch anderweitige kleine
Reliquien aus der Leidensgeschichte
Christi.
Dieser kostbare Reliquienschatz, von
Heinrich von Uelmen als "über
alle irdischen Besitzungen seines Herzen
der allerliebste" genannt,
wurde bei Aufhebung des Klosters Stuben
durch Kurfürst
Clemens Wenzel im Jahre 1788
in den Trierer Domschatz gebracht, sodann
vor den Räuberhänden der demnächst
einrückenden Franzosen mit den anderen
Domschätzen zuerst nach der Trierischen
Veste Ehrenbreitstein auf das rechte
Rheinufer geflüchtet. Sodann wanderte er
in die Herzoglich Nassauische
Schatzkammer nach Wiesbaden, da, zufolge
Reichsdeputationshauptschlusses von 1803,
alle auf der rechten Rheinseite im
Trierischen Gebiete befindlichen
linksrheinischen Güter zum Eigenthum der
dortigen Domäne erklärt wurden. Im Jahr
1827 schenkte der Herzog
von Nassau das Sanktuarium dem Dome zu
Limburg, und wird es zur Zeit nebst
andern ehemaligen Trierer Domschätzen
(Stab des h. Petrus) in der Sakristei der
mit dem bischöflichen Palais verbundenen
Franziskanerkirche aufbewahrt.
Obgleich nach den Berichten die
berühmten Reliquien bald zahlreiche
Wallfahrer an sich zogen und Wunder
verrichteten (11), scheint
dennoch schon im ersten Jahrhundert nach
der Errichtung des Klosters zeitweise ein
Nothstand daselbst eingetreten zu sein,
denn gemäß Urkunde vom December 1224
(12) empfiehlt Erzbischof
Theoderich von Wied (1212 - 1242)
das Kloster Stuben allen Gläubigen
seiner Diöcese zu milden Beiträgen,
weil wegen Mangels an Lebensmitteln (ex
defectu victulium) das Personal der
dortigen Kirche nicht mehr ernährt
werden könne "sine auxiliis
fidelium non possunt sustentari".
Bald wächst aber das Vermögen des
Klosters bedeutend, denn im Jahre 1245
vererbpachten Prior, Meisterin und
Convent den Gebrüdern von Sygenheim die
Wingerte, welche bisher unter ihnen
streitig waren.
Im Jahre 1251 theilt
Simon, Graf von Sponheim mit dem Kloster
bisher gemeinschaftlich gewesene Güter
zu Neef, Bullay, Bremm u. a. Im Jahre 1275
sollte eine neue Kapelle zur Aufbewahrung
und Verehrung der Reliquien gebaut
werden, und wird die Geistlichkeit des
Archidiakonats um Beiträge aufgefordert.
Im Jahre 1285 verkauft
Guda, Witwe von Winand, genannt Mönch
von Synheim im Einverständniß ihrer
Kinder dem Convent ihre Güter zu
Poltersdorf; Andere verkaufen Wingerte zu
Ediger. Ritter Sybert von Uelmen und
seine Hausfrau schenken ihren Hof gent.
Smitte bei Alflen mit ½ Ohm Weinzins aus
Adelgund. Ein Ritter von Monreal, dessen
Schwester Mettild Nonne im gedachten
Kloster ist, stiftet sein Anniversarium
und schenkt Wingerte zu Spey und
Poltersdorf. Das Kloster Laach verspricht
den Nonnen auf der Nicolausinsel den
bisherigen Zins von einem Wingert bei
Valwig (1310). Cuno
(Wepeling) von Bettingen gibt zur
Stiftung eines Anniversarium alle seine
Güter zu Ernst (1316);
Mechtildis von Cröv zu gleichem Zweck
Güter zu Senheim. Robert, Graf von
Birneburg und Christian, Pfarrer von
Monreal als Testamentarien einer Tochter
des Ritters von Eller überweisen dem
Convent jährlich 20 Talente oder Pfunde
Oel aus Gütern zu Poltersdorf (1325).
Das Kloster kauft sodann während der
Jahre 1332 - 1352
Wingerte zu Adelgund (13), Eller
und Dünchenheim.
Erzbischof Balduin stiftet 1346
eine Memorie und setzt am 29. August 1352
die Zahl der Klosterfrauen auf 30 herab.
In dieser Verordnung sagt Balduin, daß
andauernde Mißernten ("pro
fructuum sterilitate") und
sonstige Ursachen der großen Anzahl von
Nonnen einen hinreichenden Unterhalt
nicht mehr gewährten ("non
possunt sustentari") und er
daher auf Bitten der Meisterin und des
Convents sich zu genannter Reduktion
veranlaßt sehe. Dieser durch seine
Thaten und sein bewegtes Leben bekannte
Erzbischof Balduin war ein besonderer
Freund dieses Klosters, und pflegte auf
seinen Reisen zwischen Coblenz und Trier
gewöhnlich dort einzukehren.
Erzbischof Boemund bestätigt diese
Verordnung 1364 (14).
Nichtsdestoweniger sehen wir die Güter
des Klosters von Jahr zu Jahr wachsen. Es
erwirbt 1339 einen
Zehnten von den Gütern des Ritters
Richard von Buch in Neef und Bremm, und
zwei Wingerte im letztern Ort und in
Senheim, - Weinrenten zu Adelgund, Eller
und Ellenz, Kornrenten zu Pollich, eine
Mühle in der Ellerbach, 2 Stück Land in
Senheim, einen Hof zu Hane in Dünchingen
- sämmtliches in den Jahren 1351
- 1387. Außerdem finden wir zu Ende
des 14. Jahrhunderts eine Reihe
von 18 verschiedenen Rentverschreibungen
zu Gunsten des Klosters vor. Eine dieser
testamentarisch vermachten Kornrenten zu
Polch ist von dem Erzbischof Wernher zu
Trier, d. d. Stolzenfels 7. Juni 1392
bestätigt.
Erzbischof Cuno sucht die Einnahmen
des Klosters dadurch zu bessern, daß er
durch Breve von Ehrenbreitstein 9.
September 1374 aus
"besundrer Gnaden" der
Meisterin und dem Convente des Klosters
"Stuben uff der Inseln und
nymand anders" gestattet,
"uff di Kyrmesse Dage daselbst
zu verschenken und zu zappen"
(Weinzapf). Interessant ist noch eine
weitere Urkunde von 1393,
worin Johann Graf von Sponheim das Recht
des Klosters annullirt, mit 4 Eseln
Brennholz aus dem Contelwald zu holen und
ihm die dafür entrichtete Tonne
Härings-Gülte erläßt.
Während des 15. Jahrhunderts
scheinen die Verhältnisse des Klosters
sich wenig zu verändern; statt der
gewöhnlichen Pacht- und
Erbpachtverhältnisse tritt der
Lehnsverband und sind unter solchem auch
neu erworbene Güter zu Gappenach, Kerich
und Valwig verzeichnet. Ein urkundlich
seltenes Ereigniß ist eine
Rechnungsrevision seitens der kirchlichen
Obern. Eine solche fand in Stuben im
Jahre 1414 auf St.
Albanstag durch Simon, "von
Goitz Gnaden" Abt zu
Sprenkirsbach statt, und sind sodann in
dem Protokolle die vielen Rückstände
der Pächter und Lehnsmannen aufgeführt.
Im Laufe des 16. Jahrhunderts
bleibt der Besitz des Klosters nicht nur
gleich, sondern vermehrt sich durch
Erwerb von Höfen zu Beuren, Cledang,
Clotten, Schmitt und Senheim.
Im Jahre 1506
erfolgte die Collation der Pfarrei zu
Dünchenheim an den Priester Paul v.
Ellerbach auf die Präsentation der
Aebtissin zu Stuben durch den Archidiakon
zu Carden, sodann im Jahre 1515
als wichtiges Ereigniß die Versetzung der
Klosterfrauen vom aufgelösten Kloster
Marienburg nach Stuben. Wie wir oben
S. 136 ausgeführt haben, geschah die
Entfernung der Nonnen von Marienburg,
weil diese damals behufs Vertheidigung
des Landes in eine Festung verwandelt
wurde.
Der damalige Erzbischof
Richard von Trier vergönnt sodann
dem Kloster Stuben eine Schiffmühle auf
der Mosel zu bauen (Ehrenbreitstein 14.
Juli 1512), ertheilt ihm
1529 Indulgenz während
der Fasten Butter und Milchspeisen zu
essen, sowie die Erlaubniß (zur
Ersparniß) statt der weißen Röcke für
die gewöhnliche Zeit deren in schwarzer
Farbe zu tragen. Diese Zeit gerade
scheint überhaupt wieder eine karge für
die Klosterfrauen gewesen zu sein, denn
es liegt ein notarieller Akt vom 10. Mai 1537
vor, worin bestimmt wird, daß jede zur
Meisterin gewählte Jungfer dem Convent
jährlich 2 Fuder Wein aus der gemeinen
Rente zur Steuer der Kleidung und
außerdem jeder Jungfer ein Paar
gedoppelte und ein Paar Sohlenschuhe
geben soll (15).
Im Jahre 1568
gestattet der Abt Caspar von
Springiersbach den Conventualinnen zu
Stuben die freie Wahl eines Beichtvaters
und 1571 schließt Witwe
Antonia von Stein-Kallenfels, geb. von
Koppenstein mit ihren Söhnen Vertrag mit
dem Kloster wegen Aufnahme ihrer Tochter
resp. Schwester Amelen und Kunigunde. Im 17.
Jahrhundert kam laut der
vorliegenden Erblehnsbriefe zu den
frühern Lehngütern noch ein solches in
Urschmitt hinzu. Sodann entbrannte
zwischen Kloster und dem Erzbischof von
Trier der fast überall sich erhebende
Streit über die Investituren der
untergebenen Pfarreien und im Besonderen
der Pfarrei zu Dünchenheim, welche die
Meisterin zu Stuben selbstständig
besetzen zu dürfen behauptete. Es kam zu
einem Proceß vor dem päpstlichen
Nuntius Antonius zu Köln und wurde gegen
den Chorbischof von Trier durch Urtheil
von 1619 entschieden.
Der Chorbischof von Trier Hußmann von
Namedy als Vertreter des Erzbischofs
zieht nun vor, statt an die päpstliche
Curie zu appelliren, sich mit Meisterin
und Convent Stuben dahin zu vergleichen,
daß letztere nach dem Ableben des
zeitigen Pfarrers binnen Monatsfrist das
Präsentationsrecht habe. Diese
Vergleichsurkunde vom 3. Juni 1621
liegt in großer Ausfertigung seitens des
judex et commissarius Archidiaconalis
Phil. Jac. Schien vor (16).
In der Mitte des 17.
Jahrhunderts hatte die Disciplin
des Klosters sehr gelitten und der Abt
der vorgesetzten Abtei Sprinchirsbach
Namens Daniel erschien auf Befehl des
hochwürdigsten Fürsten und Herrn
Richard Erzbischof und Kurfürsten zu
Trier zur Visitation, "damit Ihr
(die Conventualinnen) in einem
tugendhaften geistlichen gottesfurchtigen
und ehrbarlichen Leben beharren möget".
Dieser Abt erläßt nun laut Urkunde vom
10. August 1640
Statuten, worin er bei Strafe gebietet
und befiehlt, die Ceremoniales der Kirche
zu halten, daß man pünktlich zu Tisch
im Revender (Refektorium) erscheine; wenn
Gäste kämen, denen man nicht entrathen
könne, soll man ein "eigen
Hauß dazu haben, und selbige darin
traktiren. Abends sollen die Gäste
auswendig des Klosters schlafen gehen,
keine Jungfrau soll eine eigene Magd oder
eigenes Vieh halten, dieselben sollen
ihre geistliche Kleidung nach der Regel
tragen", und soll nicht
gestattet werden "Traget, Sammet
oder dgl. seiderne Köller zu tragen",
- es soll der Meisterin Reverenz, Ehr und
Gehorsam bewiesen werden; jährlich soll
Rechnung gelegt, und "dieweilen
das umschweiffen auff dem Land nicht zu
geringen Scandal und Aergernuß der
Geistlichkeit und Jungfräulichen Zierde
gelanget", soll ohne Vorwissen
der Meisterin nicht erlaubt sein Freunde
zu besuchen, auch soll Tags keine der
Jungfrauen außßer der Clausur gehen
ohne Erlaubnuß der Frau Meisterin,
sodann sollen die Statuten alle Jahre
zweimal zu Nachachten vorgelesen werden (17).
Wenn man bedenkt, daß meist Töchter
hochadeliger Familien den Convent zu
Stuben bildeten, welche sich schwerlich
unter die Klosterzucht beugen und dem
Verkehr mit der Welt entsagen konnten, so
läßt sich die Einscharfung der
Disciplin leicht erklären. Es begegnen
uns z. B. in den Urkunden aus der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts
eine Margareta Catharina von Soetern als
Profeß (1661), welche
mit 1000 Thlr. eine Memorie stiftet; im
Jahre 1666 Ottilie Anna
von Ahr als Meisterin, Maria Catharina
von Eltz als Priorin.
Im Jahre 1677 testirt
der Prior Johann P. Scheidt zu Stuben
über sein Vermögen vor Notar in seiner
Behausung zu Ediger zu Gunsten seines
Klosters.
Schon lange war die frühere Kirche
baufällig und war es der vorgenannten
ausgezeichneten Meisterin Ottilie von Ahr
vorbehalten, den Neubau auszuführen. Am
30 . Januar 1685
ertheilte der Kurfürst Hugo von Trier
auf Ansuchen der Meisterin und des
Convents zu Stuben die Erlaubniß zum
Abbruch, weil der bisherige St.
Nicolai templum vetustat ruinosum
und angebaute Kapelle (adhaerens
sacellum) zur Aufbewahrung und
Verehrung der werthvollen Reliquien nicht
mehr geeignet sei. Er verordnet den
schönern Neubau Beider, unter Ertheilung
aller üblichen Prärogative, Privilegien
und Indulgentien.

Nach 2 Jahren war der
Bau der neuen Kirche, davon dach- und
fensterlose Ruinen heute noch stehen,
fertig und wurde dieselbe am 14. October 1687
durch den trierischen Weihbischof Johann
Philpp Burkardt nebst 3 Altären und 2
Altären im Nonnenchor (in Choro
Virginum) geweiht (18).
Die vorhandenen zahlreichen Reliquien
wurden, wie es in der Urkunde heißt, in
den Altären wieder eingeschlossen, aber
von dem werthvollsten Schatz Heinrichs
von Uelmen, welcher früher in der
Kapelle (Sacellum) war, ist
speziell keine Rede. Es heißt nur bei
dem einen Altar im Nonnenchor, daß
derselbe auch in honorem
victoriosisimae Crucis geweiht
worden sei. Aus einer spätern Urkunde
vom 1. Juni 1779 dürfte
zu folgern sein, daß die sogen.
Kreuzkapelle nicht mit unter den Neubau
gefallen, oder als solche wieder
aufgebaut ist. Laut Stiftung vom gnt.
Tage stiftet nämlich die Frau Meisterin
Maria Ferdinanda Freiin von Maffey da la
Serra in der "Kreuzkapelle"
jährlich zwölf Messen und schenkt zu
dem Zweck dem Kloster 100 Thlr. Diese
Stifungsurkunde hat den für die
damaligen finanziellen Zustände des
Klosters interessanten Schluß: "In
Betracht, daß unser Metzger auff geld
dringet die fleischliefferungen
continuiren zu können, solchem nach
bekennen Wir Priorin und samtliche
Fräulein Conventualinnen vor uns und
unsre nachkommende, daß wir den heiligen
An- und Vortrag unserer Hochwürdigen
frauen Meisterin in allem acceptiren und
bewilligen, daß soforth dem Liverant
Metzger besagte 100 Thlr. pr. abschlag
sollen gegeben werden können, wie dann
solches würklich geschehen."
Die Finanzwirthschaft scheint zu
Stuben eine nichthaushälterische gewesen
zu sein, da trotz des demselben durch
Jahrhunderte hindurch zugewandten
bedeutenden Vermögens zeitweise solche
Ebbe in der Kasse eintrat.
So hatte z. B. noch im Jahre 1724
Anna Elisabeth Gräfin Elter oder
d'Autel, Meisterin zu Stuben (19),
dem Kloster 2 ihr von Verwandten
zugefallene Legate, eins von 2000 Thlr.
Luxemburgisch und das andere von 6000
Thlr. nebst allen verfallenen und
rückständigen Zinsen - eine für die
damalige Zeit bedeutende Summe - durch
notariellen Akt vermacht, und hatte
ferner im Jahre 1742
eine Witwe Maria Johanna von Maffey geb.
von Kronach zu Ehrenbreitstein einer
Tochter, welche im Gotteshaus Stuben
Profeß war, ein ansehnliches Capital
vermacht.
Trotz dieser
Zuwendungen schwand laut der
Visitationsprotokolle in der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts nicht
bloß die innere und äußere Ordnung
sondern auch das religiöse Leben, und Clemens
Wenzel, dem die Reformation der
Klöster am Herzen lag, fand sich
genöthigt zum 1780 dem
vorgesetzten Abt zu Springiersbach die
Weisung zu ertheilen, zu Stuben die
äußern Eingänge zum Dormitorium sofort
schließen zu lassen, und sowohl
Verwandten wie Freunden den Zutritt zum
Dormitorium, sowie auch den Nonnen die
Spaziergänge zu ihren Verwandten zu
untersagen. Eine Visitation im Jahre 1784
ergab für Stuben wieder traurige
Resultate und ließ die Absicht aufkommen
das Kloster in ein domus emeritorum
et demeritorum für die Diöcese
Trier zu verwandeln. Die damalige
Meisterin, Ferdinande von Maffey, hatte
durch ungerechte und parteiische
Behandlung ihrer Mitschwestern Haß, Neid
und Zwietracht unter diese gesäet,
sodaß die gegenseitigen Erbitterungen in
Schmähungen ausarteten.
Der geistliche Rath von Pidoll wurde
mit nochmaliger Revision des Klosters
namentlich in Betreff der
Finanzwirthschaft aufgefordert, und als
diese wiederum zu Ungunsten ausfiel, kam
der Entschluß des Kurfürsten das
Kloster aufzuheben, im Jahre 1788
zur Ausführung. Es wurde zwar nicht zu
einem refugium demeritorum,
sondern in ein freies Damenstift
umgewandelt unter der Verwaltung eines
Commissarius, des geistlichen Raths
Arnoldi. Jedem Fräulein wurde eine
Pension von 450 Gld. ausgesetzt.
Nach dem letzten kurfürstlichen
Hofkalender 1794 war
damals in Stuben keine Aebtissin mehr,
sondern der geistliche Rath Arnoldi wurde
als "gnädigst angeordneter
Commissarius" an die Spitze
gestellt. Es folgen dann die Fräulein
Maria
Anna, Freiin von Berg zu
Dürffenthal |
Mar.
Antoinetta Freiin von
Breiten-Landenberg |
Mar.
Catharina Freiin Tünzler von
Leoberg |
Eleonore
Freiin von Boineburg zu Lengsfeld |
Auguste
Freiin von Wevelt |
Friederike
Freiin von Wiltberg |
Theresia
Freiin von Sohlern |
Cunigund
Freiin von Breiten-Landenberg |
Adelheid
Reiß aus Coblenz |
Cunigund
Linz aus Coblenz |
Elisabeth
Staadt aus Trier |
Beim Einrücken der
Franzosen mußten die Stiftsfräulein
flüchten und begaben sich meist auf das
rechte Rheinufer. Ihre Pensionen wurden
sistiert, und die Flüchtigen litten
Mangel. Fräulein von Boineburg wandte
sich an den Kurfürst um die Erlaubniß,
das nach Hanau geflüchtete Silber des
Klosters verkaufen zu dürfen, um mit
ihren Mitschwestern nicht Noth leiden zu
müssen, und wurde diese Noth durch die
Klagen der Fräulein von Berg in
Ehrenbreitstein und Wevelt in Wien
bestätigt. Wo das Silberzeug geblieben
ist nicht bekannt.
Ein einigermaßen zusammenhängendes
Verzeichnis der Meisterinnen zu geben,
ist erst seit dem 16. Jahrhundert
möglich; aus der vorhergehenden Zeit
sind nur einzelne Namen überliefert. Die
erste war Gisela, die Tochter des
Stifters, sodann sind urkundlich bezeugt 1208
Irmgard (20), Schwester des oben
genannten Heinrich vom Uelmen, 1253
wieder Irmgard (21) (ob
dieselbe?), 1285
Elisabeth (22). Für 1364
giebt die Metropolis Aleidis an. Dann
folgen nach dieser und der Liste der Marx (23):
Sophie
von Nickenig,
1506 |
Catharina
von Neuerburg,
1523 |
Johanna
von Nickenig |
Anna
von Nickenig |
Maria
von Nickenig |
Franciska
von Metzenhausen,
1558 |
Maria
von Zandt |
Margaretha
von Metternich |
Anna
Marg. Cratz von Scharfenstein,
1647 1654 |
Ottilia
Anna von Ahr, erwählt
15. April 1654,
eine ausgezeichnete Meisterin.
Sie erbaute 1685 Kloster und
Kirche (jetzige Ruine) neu,
regierte 44 Jahre, starb im 70.
Jahre nach dem abgelegten Profeß
und im 87. Jahre ihres Alters
1698 |
Anna
Elisabeth von Elter,
1724.
von ihr als Schenkgeberin war
bereits früher die Rede |
Anna
Maria von Wolfskehl aus
Brillingen, 1725 - 1727 |
Anna
Ottilia Beissel von Gymnich,
1727 - 1739 |
Anna
Charlotte von Eltz-Rodendorf,
seit 1740 Sternkreuzordensdame,
1755 |
Maria
Ferdinande Freiin von Maffey de
la Serra,
die letzte Meisterin 1760 - 1787 |
Von dem Kloster ist
nichts mehr vorhanden; von der Kirche
stehen, wie anfangs erwähnt, nur noch
die Umfassungsmauern und schauen den um
die Moselkrümmung vorbeifahrenden
Geschichtsfreund mit ihren hohlen
Fensteraugen mitleidig an. Diese Ruinen
sind auch von der Moselbahn aus zwischen
Eller und Neef aus der Ferne zu sehen.
Möchte doch ein Theil der während
des Culturkampfes zu vielen Millionen
angewachsenen, dem katholischen Clerus
entzogenen Sperrgelder zur Conservierung
alter Klöster- und Burgruinen verwendet
werden.
(1) |
Original im
Staatsarchiv Coblenz, abgedruckt
bei Günther I. S. 237. Alte
Uebersetzung in deutscher
Sprache. |
(2) |
Im Archiv zu
Coblenz befinden sich drei alte
Klosterbücher aus Stuben,
wahrscheinlich aus dem 17.
Jahrhundert, worin die
Gründungsgeschichte des Klosters
beschrieben und "die
vera relatio de sancta cruce,
quae asservatur in insula S.
Nicolai, vulgo Stuben"
enthalten ist. Eins dieser
Kirchenbücher ist der Aebtissin
Margar. Gratz von Scharfenstein
gewidmet. Der Inhalt ist
wiedergegeben in Marx, Geschichte
IV. S. 246 - 247 und 209,
sowie in Brower, Annalen II. S.
35 kurz erwähnt. |
(3) |
Original im
Coblenzer Archiv, abgedruckt bei
Günther I S. 259. |
(4) |
Copie im Archiv
Cobl., Günther I. S. 370. |
(5) |
Original in
Coblenz. |
(6) |
ebenso |
(7) |
Beide Urkunden
im Cobl. Archiv |
(8) |
Urkunde mit 4
Siegeln, aber unvollendet, ohne
Schluß im Archiv Coblenz,
abgedruckt bei Günther I. S. 90
u. 91. |
(9) |
Heinrich von
Uelmen, der mit Reliquien beladen
heimkehrte, schenkte einen Kelch
mit Kreuzespartikel der Abtei
Laach, eine fernere Partikel in
einer schönen griechischen Tafel
mit der Unterschrift "Hagia
Helene" enthalten, dem
Stifte Münstermaifeld, eine in
Deutschland nach dem Muster des
Stubenschen Siegeskreuzes in
vergoldetem Silber gefertigte
Reliquientafel, ebenfalls mit
einer Kreuzespartikel, dem heil.
Eucharius zu Trier, jetzt in St.
Mathias, ferner der Kirche St.
Pantaleon zu Köln das Haupt
dieses Heiligen. Wegen des
großen Kunstwerthes des Stubener
Sanktuariums haben wir daßelbe
näher beschrieben. |
(10) |
Das Kreuz ist
zunächst beschrieben in dem
erwähnten Klosterbuch von
Stuben, sodann von Brower in
seinen Annalen XV. Nr. 54 S. 101,
unter lateinischer Uebersetzung
des Textes, sodann in neuerer
Zeit von Marx
in seiner Geschichte IV. S. 250
u. ff., vom Domvikar Ibach zu
Limburg im zweiten Heft der
Mittheilungen des histor. Vereins
zu Trier, und endlich von E.
aus'm Weerth in seinem großen
Prachtwerk über dieses
"Siegeskreuz", mit
dessen polychromischer Abbildung
in natürlicher Größe. (Bonn,
1868.) |
(11) |
Brower, Annalen
II. S. 120 und 121. |
(12) |
Original in
Trier, abgedruckt im Rhein.
Urk.-Buch |
(13) |
Ueber alle
vorgenannten Schenkungen sind
Urkunden im Archiv Coblenz. |
(14) |
Beide Urkunden
im Archiv Coblenz. |
(15) |
Sämmtliche
Urkunden im Archiv Coblenz. |
(16) |
Die Urkunde ist
sehr schön erhalten und laut
Context mit dem großen
Archidakonatssiegel (sigillo
archidiaconali) versehen.
Dieses Siegel ist aber dasjenige
des Archidiakonus Sti. Castoris
in Cardona Josephus lib. B. a
Kesselstadt, mit dem
Kesselstadtschen Wappen und
darüber der h. Castor mit der
Kirche auf den Hand. Diese, wie
sämmtliche bezogene Akte, sind
original im Arch. Cobl. |
(17) |
Diese Statuten
sind in alter Copie im Archiv
Coblenz. |
(18) |
Beide Urkunden
im Archiv Coblenz. |
(19) |
Die Familien
d'Autel (Elter) vom Schloß Autel
(Elter) bei Arlon im
Luxemburgischen (jetzt Belgien),
war eine hochansehnliche und
reiche, deren Ursprung bis in das
13. Jahrhundert hinauf geht.
Mitglieder dieser Familie finden
sich öfter als Aebtissinnen und
Nonnen in dem luxemburgischen
Kloster Marienthal, vgl. oben S.
177. |
(20) |
Lacomblet II. S.
14. Vgl. Caes. Heisterb. Dial.
mirac. IV. 30. |
(21) |
Beyer III S.
876. |
(22) |
Urkunde des
Coblenzer Archivs. Goerz IV. S.
279. |
(23) |
Marx IV. S. 253. |
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