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Nik. Jos.
Thome, 1926 |
Das
ehemalige Kloster Stuben bei
Bremm |
Das ehemalige
Kloster Stuben bei Bremm
von Nik. Jos. Thome, 1926
Gründung
des Klosters und die Lebensweise der
Nonnen
Kommt man moselabwärts in die
Schleife zwischen Neef und Eller, dann
tauchen plötzlich Bremm gegenüber am
rechten Moselufer die Umfassungsmauern
einer verfallenen Kirche auf: es sind die
Reste des ehemaligen
Augustinerinnenklosters Stuben.
Vor etwa 800 Jahren stand an der
Stelle, wo sich heute die
Umfassungsmauern der früheren Kirche im
klaren Wasser der Mosel wiederspiegeln,
ein Landhaus mit Ökonomiegebäuden und
einer Kapelle, welche einem frommen
Edelmanne namens Egelolf gehörten.
Gisela, sein einziges Kind, hatte sich in
Verachtung der irdischen Dinge dem
himmlischen Bräutigam vermählt und
wünschte, hier an dieser Stelle ein von
der Welt abgeschlossenes, gottgefälliges
Leben führen zu können. Der Vater gab
dazu seine Einwilligung und übergab sein
Besitztum dem Abte Richard vom
nahegelegenen Augustinerkloster
Springiersbach mit der Bedingung, daß an
die Stelle des Wohnhauses ein Kloster
für Jungfrauen und Witwen errichtet
würde. In alten Urkunden ist dieser Abt
geschildert als ein von Gott und
Menschen geliebter Abt, dessen Andenken
in ewige Zeiten gesegnet, dessen
Frömmigkeit, Bescheidenheit und Sanftmut
besser im Stillen bewundert, als würdig
genug beschrieben werden könne...
Er hat im Jahre 1107 das
Augustinerkloster Springiersbach, im
Jahre 1136 das Frauenkloster Marthental,
im Jahre 1146 das Kloster Marienburg bei
Alf gegründet, wird also mit Recht
Vater vieler Klöster
genannt. Mit Genehmigung des Erzbischofs
und Kurfürsten Albero zu Tier (1131
1152) als Legat des Papstes
Innocenz II. wurde mit dem Bau des
Klosters Stuben und einer Kirche im Jahre
1137 begonnen. Gisela, Egelolfs Tochter,
wurde die erste Vorsteherin, auch
Meisterin genannt. Albero bestimmte, daß
die Zahl der Nonnen hundert nicht
übersteigen dürfe; das Kloster muß
also sehr geräumig gewesen sein, wie
dies die Reste der noch vorfindlichen
Grundmauern beweisen. Es durften nur
Jungfrauen und Witwen aus adeligen
Familien dort eintreten. Sie nannten
sich: Sorores de insula beati
Nicolai in Stuppa (Schwestern auf
der St. Nikolausinsel in Stuben). Die
Schwestern lebten nach den Regeln des hl.
Augustinus, waren also Augustinerinnen.
Sie trugen ein weißes Kleid mit großem
weißen Kragen, schwarzen Mantel und
schwarzen Schleier und einen Rosenkranz
am Gürtel.
Ihre tägliche Beschäftigung war
folgende: Von morgens vor Sonnenaufgang
hatten sie die kirchlichen Tageszeiten,
die kanonischen Stunden, zu halten, d. h.
in gewissen Stunden gemeinschaftliche
Gebete zu verrichten, zu denen sie durch
Glockenschlag zusammenberufen wurden.
Nach der hl. Messe versammelten sie sich
zum Kapitel; dort wurden die Regeln des
hl. Augustinus vorgelesen und etwa
vorgekommene Übertretungen gerügt. Bei
der gemeinschaftlichen Mahlzeit wurde aus
der hl Schrift, dem Leben der Heiligen
oder einem Erbauungsbuche vorgelesen.
Während des größten Teils des Tages
mußte Stillschweigen beobachtet werden.
Bei Sonnenuntergang ertönten Vesper und
Komplet. Die übrige Zeit des Tages war
der Arbeit gewidmet. Alle vorschriebenen
Fast- und Abstinenztage wurden sehr
streng gehalten. Der Abt Absalon von
Springiersbach (1193 1196)
erschärfte das Fasten und die Abstinenz
und erließ die Vorschrift, daß nicht
nur die Brüder seiner Genossenschaft,
sonder auch die ihm unterstellten
Frauenklöster, also auch Stuben, sich
von jeglicher Fleischspeise zu enthalten
hätten; während der Fastenzeit war
sogar der Genuß von Milch und Butter
untersagt. Erst am 4. März 1530
erhielten die Klosterfrauen von Stuben
durch den Erzbischof
Richard von Greiffenklau zu Trier
(1511 1531) Dispens von diesen
strengen Vorschriften. Dazu erlaubte
dieser ihnen auch, aus
Ersparnis statt der weißen Röcke
solche von schwarzer Farbe zu tragen.
Das Kloster Stuben stand immer unter
der Aufsicht des Klosters Springiersbach,
denn Erzbischof Albero übertrug
dem adeligen Konvent in Springiersbach
die Sorge und Regierung über dieses neue
erbaute adelige Frauenkloster durch ein
sonderliches Patent. (Marx, Geschichte des
Erzstiftes Trier). Den Gottesdienst
und die übrige Seelsorge versah ein
Prior, der von Springierbach geschickt
wurde. Aus dem Jahre 1677 wird der Prior
Johann Peter Scheidt genannt, der in
seiner Behausung zu Ediger sein Vermögen
dem Kloster Stuben verschenkte. Demnach
scheint dieser in Ediger gewohnt zu
haben.
Der Patron des Klosters Stuben war der
hl. Nikolaus, der Patron der Schiffer,
dessen Bild wir an der Mosel sehr häufig
finden. Nach alten Moselbeschreibungen
floß in früheren Jahrhunderten ein Arm
der Mosel am Stubener Walde vorbei, so
daß das Kloster auf einer Insel,
Nikolausinsel genannt, stand. An dieser
Stelle findet man heute noch bei
Bearbeitung des Bodens Moselkies. Durch
Hochwasser und andere Einflüsse hat sich
die das Gelände im Laufe der
Jahrhunderte so verändert, daß heute
von diesem Arm kaum mehr etwas zu merken
ist.
Stuben und
die Peterskapelle
Auf dem an den Stubener
Wald anstoßenden Petersberg findet man
heute noch Rest von Ziegelsteinen mit
römischen Inschriften, geschmolzenes
Blei und andere Gegenstände, welche
darauf schließen lassen, daß dort eine
römische Niederlassung, ein Wachtposten
und eine damit verbundene heidnisch
Kultstätte war. Unter der Regierung des
Erzbischofs Hillin zu Trier (1152 - 1169)
wurde hier eine Kapelle
zu Ehren des hl. Petrus (Petruskapelle)
erbaut, welche Hillin dem Kloster Stuben
schenkte, nachdem schon Albero demselben
das Kirchenpatronat von Neef verliehen
hatte. Vom Kloster aus wurde nun durch
den Stubener Wald ein Verbindungsweg von
2 Kilometer Länge bis zur Petruskapelle
angelegt, der heute noch besteht und an
welchen in gleichen Abständen 7 noch gut
erhaltene Stationshäuschen stehen. Um
die Kapelle, die in den letzten Jahren
durch fromme Wohltäter im Innern
restauriert wurde, liegt der Friedhof der
Pfarrgemeinde Neef. Wenn dort oben eine
Beerdigung stattfindet, teilt das im
Turme der Kapelle befindlich Glöckchen
dies der ganzen Umgegend mit. Dann wird
man so recht erinnert an Uhlands
Droben stehet die Kapelle...
Der Petersberg mit seinem
Eulenköpfchen gilt als einer
der schönsten Punkte an der Mosel und
wird deshalb von Ausflüglern viel
besucht.
Andere
Schenkungen an das Kloster Stuben
Der Abt Richard von Springiersbach
erwarb für das seiner Fürsorge
unterstellte Kloster Stuben Güter zu
Neef und Bremm, und nach dem Erzbischof
Albero machten auch dessen Nachfolger
Hillin, Arnold I. und Johann I. dem
Kloster Schenkungen. Der Ritter Heinrich
von Ulmen, der um das Jahr 1208 lebte,
schenkte dem Kloster eine jährliche
Weinrente von ½ Fuder zu St. Aldegund.
Von den Rittern zu Ulmen erzählen die
Urkunden, daß sie um diese Zeit große
Güter in Aldegund besaßen. Im Jahre
1285 verkauften Goda, die Witwe des
Winand Mönch zu Senheim und ihre Kinder,
sowie Garsitius und Irmengard von Arras
dem Kloster Stuben ihre Gülten und
Renten zu Poltersdorf. Gülten waren
Abgaben, die für frühere Leistungen auf
einzelnen Gründstücken lasteten. Im
Jahre 1292 schenkten Silbert von Ulmen
und dessen Ehefrau Elisabeth dem Kloster
Stuben ihren Schmitthof bei Alflen und
einen jährlichen Zins von ½ Ohm Wein zu
St. Aldegund. Die Urkunde lautet in ihrer
Übersetzung: Ich und meine Frau
Elisabeth verschenken dem Kloster Stuben
auf der St. Nikolausinsel bei Bremm
unsern bei Alflen gelegenen Hof, genannt
Schmitthof, für ein jährliches
Anniversarium für mein und meiner Frau
ewiges Sehlenheil. Amen.
1300 schenkte der reiche Ritter Karl
von Monreal dem Kloster Stuben, in
welchem seine Schwester sich als Nonne
befand, Güter zu Poltersdorf. Die
Nutznießung dieser Güter war der
Schwester nur als Dote (Mitgift) bei
ihrem Eintritt ins Kloster mitgegeben
worden, die Güter sind nach ihrem Tode
an ihn wieder zurückgefallen. Nun
überließ er sie dem Kloster mit der
Bedingung, daß für ihn und seine
nächsten Angehörigen jährlich ein
Anniversarium sollte gehalten werden.
Außerdem schenkte er noch Güter zu
Kloster Laach und den Zins von einem
Wingert zu Valwig (1310). Cuno von
Bettingen schenkte dem Kloster Güter zu
Ernst (1316), Mechthildis von Cröv
Güter zu Senheim u. a. Zudem erwarb sich
das Kloster Weinberge zu Eller, Aldegund,
Neef, Bremm, Senheim, Kornrenten in
Polch, eine Mühle im Ellerbachtal u. a.
m.
So erhielt das Kloster viele
Schenkungen; auch brachten ohne Zweifel
manche Nonnen, da sie nur aus den
adeligen Familien stammten, bedeutendes
Vermögen mit, sodaß es nach und nach zu
einem umfangreichen Grundbesitz und
großem Wohlstande gelangte. Während der
ersten Jahrhunderte seines Bestehens
wurden die auswärtigen Güter des
Klosters verpachtet. Im 15. Jahrhundert
aber wurde ein Lehensverband
eingerichtet. Dies geht hervor aus einem
Protokoll über eine Rechnungsrevision,
welche der Abt Simon von Springiersbach
im Jahre 1414 auf Albanustag abhielt, in
welcher die Rückstände der Pächter und
Lehensmannen aufgeführt
sind. Dann heißt es später: Im 17
Jahrhundert kam zu den vorhandenen
Lehngütern noch ein solches in
Urschmitt. In dieser Gemeinde findet man
heute noch Grenzsteine mit dem
Hauszeichen des Klosters Stuben, das
griechische Doppelkreuz.
Karge und
traurige Zeiten
Trotz des großen Reichtums hatte das
Kloster Stuben auch recht karge und
traurige Zeiten durchzumachen, wie aus
nachstehenden Notizen zu ersehen ist:
Erzbischof Theoderich II. zu Trier
empfiehlt 1224 das Kloster allen
Gläubigen seiner Erzdiözese zu milden
Beiträgen, weil wegen Mangels an
Lebensmitteln das Personal der dortigen
Kirche nicht ernährt werden könne. 1225
sollte eine Kapelle zur Aufbewahrung und
Verehrung der Reliquien erbaut werden;
die Geistlichkeit wird von demselben
Erzbischof zu Beiträgen aufgefordert.
Erzbischof Balduin setzte durch
Verordnung vom 29. August 1352 auf
inständiges Bitten der Meisterin die
Zahl der Nonnen auf 40, später auf 30
herab, weil wegen andauernder Missernten
und anderer Ursachen der großen Zahl der
Nonnen nicht mehr hinreichender Unterhalt
gewährt werden konnte. Sein Nachfolger
Boemund II. bestätigte dies 1354.
Erzbischof Cuno II. von Falkenstein (1362
1388) suchte die Einnahmen des
Klosters dadurch zu verbessern, daß er
durch ein Breve vom 9. September 1374 der
Meisterin und dem Konvente des
Klosters Stuben uff der Inseln und nymand
anders gestattet, uff die Kirmesse Dage
daselbst zu verschenken und zu
zappen. Von dem Grafen von Sponheim
hatte das Kloster die Vergünstigung
erhalten, von Zeit zu Zeit mit 4 Eseln
Brandholz aus dem Walde
Contal, dem heutigen
Kondelwald zwischen Bertrich und
Springiersbach, nehmen zu dürfen. Dafür
sollte das Kloster jedes Mal eine Tonne
Heringe liefern. Das Kloster fand aber
bei diesem Abkommen seine Rechung nicht,
darum verzichtete es in Reil vor
Schöffen und Gericht auf diese
Berechtigung. Worüber genannter Graf im
Jahre 1393 eine Urkunde ausstellte. Laut
einem notariellen Akt vom 10. Mai 1537
mußte jede zur Meisterin gewählte
Jungfrau dem Konvent 2 Fuder Wein aus der
gemeinen Rente zur Steuer der Kleidung
und außerdem jeder Jungfer ein Paar
gedoppelte und ein Paar Sohlenschuhe
geben. Wir haben schon früher gehört,
daß Richard
von Greiffenklau den Nonnen erlaubte,
aus Ersparnis statt der
weißen Röcke solche von schwarzer Farbe
zu tragen.
Durch den dreißigjährigen Krieg und
andere unruhige Kriegszeiten hatte das
Kloster viel zu leiden. Die Schwestern
mußten öfters flüchten; dadurch gingen
Wohlstand, klösterliche Zucht und die
Ruhe und Ordnung des klösterlichen
Lebens verloren. Unzufriedenheit und
Zwistigkeiten unter den Nonnen zogen ein.
Dies geht hervor aus den vom Abt Daniel
zu Springiersbach am 10. August 1640
verfaßten, in alter Kopie im Archiv zu
Coblenz noch vorhandenen Vorschriften,
die er nach einer vorgenommenen Revision
erließ. Laut dieser Statuten
sollen die Nonnen pünktlich bei
Tisch erscheinen, keine Jungfrau soll
eine eigene Magd und eigenes Vieh halten,
sie sollen ihre geistliche Kleidung nach
der Klosterregel tragen; der Meisterin
sei Reverenz, Ehre und Gehorsam zu
leisten, ohne Vorwissen und Erlaubnis der
Meisterin dürfe keine Nonne während des
Tages außerhalb der Klausur gehen. Diese
Statuten sollen jedes Jahr zur
Nachachtung vorgelesen werden." Wenn
man bedenkt, daß eine Einschärfung der
Regel von Zeit zu Zeit notwendig war. In
solchen traurigen Zeiten war es auch
schwierig, die Finanzwirtschaft
haushälterisch zu führen. Als die
letzte Meisterin, Maria Ferdinanda von
Maffay de la Serra, dem Kloster 100 Taler
schenkte für 12 hl. Messen in der
Kreuzkapelle, mußte dieses Geld dem
Metzger als Abschlagszahlung für
geliefertes Fleisch gegeben werden.
Bau einer
neuen Kirche
Um das Jahr 1685 waren die bis dahin
benutzte Kirche und die daran angebaute
Kapelle (Kreuzkapelle) baufällig
geworden und zur Aufbewahrung und
Verehrung der wertvollen
Reliquien nicht mehr geeignet.

Reste der Kreuzkapelle, in der die
Staurothek 580 Jahre lang aufbewahrt
wurde
Die damalige ausgezeichnete Meisterin
Ottilia Anna von Ahr erbat und erhielt
von Erzbischof Johann Hugo zu Trier (1676
- 1711) die Erlaubnis zum Neubau einer
Kirche und Kapelle. 1687 waren beide
fertig und wurden am 14. Oktober
desselben Jahres vom Weihbischof Johann
Philipp Burkardt nebst drei Altären und
zwei Altären im Nonnenchor geweiht. Nach
den heute noch stehenden Umfassungsmauern
zu urteilen, war die Kirche im Innern 47
m lang und 13 m breit, Erzbischof Hugo
verschaffte ihr ein Ablaßprivilegium;
deshalb kamen von der Zeit an die
Wallfahrer von weit und breit herzu zur
Verehrung des hl. Nikolaus, welcher der
Patron der neuen Kirche war, und
besonders einer Partikel vom hl. Kreuze
Christi. Von der später noch die Rede
sein wird. Die Opfergaben der Pilger
waren für das Kloster eine bedeutende
Einnahme. Als Kaiser
Maximilian I. im Jahre 1512 die Mosel
hinunterfuhr, hielt er sich 1 ½ Tage im
Kloster Stuben auf. Erzbischof Balduin
pflegte auf seinen Moselfahrten nach
Coblenz dort einzukehren.
Eine Partikel
des hl. Kreuzes in Stuben
Der Ritter Heinrich von Ulmen machte
den vierten Kreuzzug mit und eroberte bei
der Erstürmung Konstantinopels 1204 ein wertvolles
Sanktuarium. daßelbe bildet eine
Kapsel mit Deckel, 47 cm lang und 42 cm
breit und der untere Querbalken 22 cm
lang. Dieses Kreuz ist von brauner Farbe
und in Gold eingefaßt. Außerdem
enthält das Sanktuarium viele Reliquien
unter goldnen Platten und eine Menge der
kostbarsten Edelsteine, die bald (je 7)
einen Ring, bald (je 9) eine römische
Fünf bilden. Die äußeren Randseiten
und die innere Rückenwand sind mit
Sprüchen in jambischem Versmaß in
griechischer Schrift beschrieben. Der
Jesuitenpater Christoph Brower zu Trier
( 1617) hat das ganze Sanktuarium
genau beschrieben und die Inschriften ins
Lateinische übersetzt. Er nennt es ein
byzantisches Wunderwerk von unendlichem
Werte. Eine Abbildung derselben findet
man in Die katholische Kirche in
Deutschland von P. M. Baumgarten
und J. Schlecht (Seite 87). Ritter
Heinrich schenkte dieses dem Kloster
Stuben; die Schenkungsurkunde ist
ausgestellt am Vorabende des St.
Laurentiusfestes 1208 und findet sich
abgedruckt bei Günther. Heinrich beginnt
sie mit den Worten: Zu seinem
Glücke besitzt irdische Schätze, wer
vermittels derselben ewige zu gewinnen
trachtet. Er nennt das Sanktuarium
einen Schatz, der weit über alle
Besitzungen hinaus seinem Herzen der
allerliebste sei, - er schenkt den
Schatz aber zum Heile seiner Seele
und der Seele seiner Gattin
Irmgardis mit der Bedingung,
daß derselbe von dem Kloster nie
veräußert oder auch nur verpfändet
werden solle. Dort wurde er jedenfalls in
der Kapelle aufbewahrt, daher die
Bezeichnung Kreuzkapelle. Im
Laufe der Jahrhunderte musste dieses
Heiligtum in unruhigen, kriegerischen
Zeiten von Stuben fortgeschafft und in
Sicherheit gebracht werden. Es befinden
sich in demselben Goldplättchen
verschiedenen Alters, aus deren
Inschriften sich schließen lässt, daß
es längere Zeit im Kloster Laach
aufbewahrt wurde, und daß der jeweilige
Abt zum Andenken an seine Regierungszeit
ein Plättchen einfügen ließ. Bei
Aufhebung des Klosters Stuben wurde das
Sanktuarium nach Limburg a. d. Lahn
geschafft und dem dortigen Domschatz
einverleibt, wo es sich heute noch
befindet. Im Oktober 1908 war es bei
Gelegenheit einer Generalversammlung der
Görresgesellschaft zu Limburg mit dem
übrigen Domschatz ausgestellt. Außer
der schon erwähnten Beschreibung von
Brower ist noch eine andere abgedruckt im
2. Heft der Mitteilungen des
historisch-archäologischen Vereins der
Diözese Trier, und in der Geschichte des Erzstifts
Trier von Marx wird eine
wunderbare Begebenheit erzählt, welche
sich mit einer Reliquie der Dornenkrone
des Heilandes zugetragen hat. Das
griechische Kreuz wurde das Hauszeichen
des Klosters Stuben; man findet es noch
auf Grenzsteinen der früher dem Kloster
zugehörigen Ländereien und Waldungen,
an den Überresten einer alten Kelter und
an der Einfassung einer Haustür in Bremm
und an einer alten, schön geschnitzten
Tür in Eller.
Die Aufhebung
des Klosters Stuben
Es ist schon erwähnt worden, daß
durch den dreißigjährigen Krieg und
spätere kriegerische Unruhen der
Wohlstand des Klosters und die Zucht und
Ordnung in demselben sehr gesunken waren,
und daß infolgedessen die
Finanzwirtschaft nicht haushälterisch
geführt werden konnte. Der letzte Kurfürst
zu Trier, Clemens Wenzeslaus, gab im
Jahre 1780 dem vorgesetzten Abte zu
Springiersbach die Weisung, sofort
schließen zu lassen und den Nonnen die
Spaziergänge zu ihren Verwandten zu
untersagen. In der Zeit von 1784 bis 1788
ließ er das Kloster zweimal bezüglich
seiner finanziellen Verwaltung
revidieren, und da diese Revisionen
ungünstig ausfielen, kam er zu dem
Entschluß, daßelbe in ein freies
Damenstift umzuwandeln, in welchem
die Nonnen nicht mehr zu Residenz
verpflichtet waren, es erhielt
jedes Fräulein 450 Florin als jährliche
Pension. Bei der Aufhebung waren im
Kloster außer der schon genannten
Meisterin Maria Ferdinanda von Maffay de
la Serra und der Priorin Maria Anna
Freiin von Berg zu Dürfenthal, noch acht
adelige Nonnen. Das war das Ende des
einst in so hoher Blüte stehenden
Klosters Stuben. Bald nach der Aufhebung
des Klosters wurde das ganze Erzstift
Trier von den Franzosen in Besitz
genommen. Die Güter, welche das Kloster
auswärts besaß, wurden eingezogen und
versteigert. Die Nonnen waren
größtenteils auf die rechte Rheinseite
geflüchtet und hatten alles Wertvolle
mitgenommen. Im Jahre 1797 befahl die
französische Regierung, daß die
rechtsrheinisch wohnenden Ordensleute von
den linksrheinischen Einkünften nichts
bekommen sollten. Dadurch gerieten manche
in Not, da das Kloster Stuben keine
rechtsrheinischen Einkünfte besaß. Sie
baten deshalb den nach Ehrenbreitstein
geflüchteten Erzbischof
Clemens Wenzeslaus, das nach Hanau
gebrachte Silberzeug verkaufen zu
dürfen, um nicht Not leiden zu müssen.
Aus der alten Klosterkirche sind noch
einige Altäre erhalten, von denen je
einer in der Pfarrkirche zu Eller, Ernst
und Urschmitt steht; ein vierter stand
früher in der Kirche zu Bremm, wurde
aber später verkauft und befindet sich
heute im Provinzialmuseum in Bonn. Manche
halten den Altar in der Peterskapelle
auch für einen aus dem Kloster Stuben.
Dieser Ansicht muß aber entschieden
widersprochen werden, denn 1. hat man
diese Kapelle sicher nicht ohne Altar
aufgebaut und dem Kloster geschenkt, und
2. war ich wiederholt mit den Fachleuten
dort oben, welche im Vergleich mit den
oben genannten Altären feststellten,
daß dieser Altar nie in der
Klosterkirche gestanden hat. Die aus
Schmiedeeisen hergestellte Kanzel aus der
Klosterkirche mit der Jahreszahl 1663
wurde bei der Aufhebung des Klosters
außerhalb neben der Türe der
Pfarrkirche zu Bremm aufgestellt. Nach
dem Wiederaufbau der Burg zu Cochem gegen
Ende der siebziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts wurde sie in der dortigen
Schlosskapelle aufgestellt, wo sie heute
noch zu sehen ist. Auch soll im Cochemer
Schloss ein Feuerhahl (Feuerhaken) aus
dem Stubener Kloster vorhanden sein mit
der Inschrift:
Oldear Anna von Ahr, Frau
Meisterin zu Stuben war,
hat mich bestallt und auch bezahlt als
man 1659 zahlt.
Diese Ottilia Anna von Ahr wird als
Meisterin von 1654 an genannt und sehr
gerühmt.
Veräußerung
der Klostergüter
Bei der Übernahme durch die Franzosen
hatte das Kloster Besitzungen in Eller,
Ediger, Neef, Bremm, Poltersdorf,
Aldegund, Düngenheim, Eulgem, Gameln,
Schmitt, Alflen, Urschmitt, welche für
79.882 Francs versteigert wurden; die
Wiesen, Gärten und Äcker in der Nähe
des Klosters, das sogenannte
Stubener Land, wurden
verpachtet mit Ausnahme des Stubener
Waldes. Als im Jahre 1815 die
Rheinprovinz zu Preußen kam, wurde das
ganze Gut eine preußische Domäne. Der
letzte Pachtvertrag, laut dessen die
Güter auf 3, 6, 9 Jahre verpachtet
waren, ist datiert vom 21. März 1815,
die letzten Pächter waren Johann Peter
Friedrichs und Peter Bartholomäus
Gietzen in Eller. Als Bürge hat
unterzeichnet Anton Schneck in Zell. Der
Flächeninhalt des Gutes betrug 4 ½
Hektar und die Pachtsumme 186 Taler 9
Sgr. gleich 558,90 Mark. Es standen 299
Obst- und Nussbäume darauf.
Durch Verordnung des königlichen
Finanzministers zu Berlin vom 7. April
1819 mußten die Domänen-Grundstücke im
Regierungsbezirk Coblenz veräußert
werden. Das Gut beim Kloster Stuben wurde
am 10. Juli 1820 in Zell, weil Bremm,
Eller und Ediger damals zum Amt Zell
gehörten, versteigert für 7.300 Taler
gleich 21.900 Mark. Im Auftrage von 25
Teilnehmern aus Eller, Ediger, Bremm und
Neef steigerten daßelbe an die Herren
Kaspar Friedrichs und Peter Bartholomäus
Gietzen in Eller und Thomas Löwen in
Ediger. Die Pachtzeit ging erst mit dem
Jahre 1824 zu Ende. Die Ansteigerer
mussten bis dahin den Pächtern die
Ländereien überlassen, dagegen mussten
die Pächter das Pachtgeld an die
Ansteigerer zahlen. Eine amtlich
beglaubigte Abschrift dieses
Versteigerungsprotokolls wird in einer
Familie zu Eller aufbewahrt. Dieser sind
die vorstehenden und nachfolgenden
Angaben entnommen. Dieses Buch enthält
genaue Vorschriften und Bedingungen
welche die Ansteigerer in Betreff der
Behandlung der Obstbäume, der Wege, der
Fußpfade, des Brunnens, der sich an der
unteren Spitze der Wiesen in der Nähe
der heutigen Eisenbahnbrücke befand, zu
beobachten hatten. Nachdem das Gut drei
Wochen nach der Versteigerung den
genannten Ansteigerern übergeben war,
schritt man zur Teilung. Man bestellte
zwei unparteiische Taxatoren von Bremm, Martin Pellenz und
Jakob Unzen. Diese teilten das Gut
zunächst in Abteilungen und begrenzten
diese mit roten Sandsteinen, von denen
man heute noch einzelne in den Wiesen
findet. Jede Abteilung wurde in 14 Lose
mit 28 Teilen geteilt, so daß ein ganzes
Los zwei Teile oder ¼ des ganzen Gutes,
½ Los ein Teil oder 1/28 des ganzen
Gutes oder ¼ Los ½ Teil oder 1/56 des
ganzen Gutes betrug. Nachdem die
einzelnen Lose taxiert und mit
Schiefersteinen begrenzt waren, fand am
27. Januar 1821 die Verlosung unter die
25 Teilnehmer statt.
Das oben erwähnte
Versteigerungsprotokoll enthält eine
tabellarische Darstellung und
Beschreibung der 13 Abteilungen und der
ganzen Verlosung. Man ist dabei sehr
genau und umständlich zu Werke gegangen.
Der Wald ist, wie gesagt, damals nicht
versteigert worden, sondern er ist bis
heute Staatseigentum geblieben und steht
unter dem Schutz des Gemeindeförsters zu
Neef. Die Wiesen und Gärten sind heute
größtenteils noch im Besitz der
Nachkommen der Ansteigerer.
Überreste
des Klosters Stuben
Nach dem Versteigerungsprotokoll
gehört das Klostergemäuer zu der
vierten Abteilung. Unter den Bedingungen
zu dieser Abteilung finden wir folgende:
...3. muß einer den anderen 5
Jahre den vorfindlichen Schutt und Steine
durch sein Land führen lassen, jedoch wo
es sich tun läßt, muss jeder auf seinem
Eigentum bleiben oder durch den
gemeinschaftlichen Weg an die Mosel
fahren; nach Verlauf obiger Zeit hört
diese Verpflichtung auf. ...5.
Es wird dem Heinrich Henrici
gestattet, das Gebäude, das Bandhaus
genannt (wahrscheinlich Küferhaus), zwei
Jahre von heute an, stehen zu lassen,
ohne daß ihm jemand etwas daran
beschädigen kann, nach Verlauf dieser
Frist muss es aber weggeschafft
sein. Demnach ist ein Teil der
Klostergebäude von den Besitzern selbst
abgebrochen worden, und was als
Baumaterial noch brauchbar war, hat man
als solches verwandt. An den
Umfangsmauern der Kirche sieht man, daß
alles brauchbare Bauwerk an Fenstern und
Türen, die Sockel in der Kirche
gewaltsam herausgebrochen sind.
Diese Mauerreste rufen uns zu: Hier
war Jahrhunderte lang eine Stätte des
Gebetes, des Gottesdienstes, der
Abtötung und jeglicher Tugendübung.
Hier sieht man aber auch den Verlauf des
Irdischen: Aufbau und Zerstörung,
Aufblühen und Verwelken, Entstehen und
Vergehen! Sie sind ein Denkmal früherer
Zeit und wert, daß man sie in ihrem
heutigem Zustande der Nachwelt zu
erhalten sucht und gegen jede Zerstörung
in Schutz nimmt.
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