Geschichtliche Parallelen Geschichte und Anekdoten von Bremm und Kloster Stuben
Zeller Volksfreund, 1922 Kloster Stuben als Hospital und Gefängnis

Kloster Stuben
als Hospital und Gefängnis

Vielseitig verwendbar...

Das ehemalige Kloster Stuben bei Bremm a. d. Mosel wurde im Jahre 1788 vom Erzbischof und Kurfürsten Clemens Wenzeslaus zu Trier in ein adeliges Frauenstift umgewandelt, in welchem die Nonnen nicht mehr „zur Residenz verpflichtet waren“, d. h. sie konnten sich ihren Wohnort wählen, wo sie wollten.

Bevor im Jahre 1794 die Franzosen in den Besitz des linken Rheinufers gelangten, flüchteten die Nonnen, deren außer der Meisterin und der Priorin noch acht dort waren, meistens auf die rechte Rheinseite, einige nach Hanau. Die Franzosen besetzten das Klostergebäude und benutzten es als Hospital und als Prison (Gefängnis), wie aus einem vorliegenden Aktenstück aus dem Jahre 1794 hervorgeht, dessen Inhalt lautet wie folgt:

Am 6. Juli sind zwei Chasseurs von Coblenz mit einem Executionsschreiben von 21.660 Livres (Francs) in dem Kanton Zell angelangt, wo dann der Kantonverwalter am 7. Juli an die „Munitipalitäten“ (Gemeindeverwaltungen) eine Zirkularausschreibung hat ergehen lassen, um dieser Execution abzuhelfen.

Es wurde alsdann der Johann Löwen zu Eller mit Geld und Papier als Bevollmächtigteter abgefertigt, um das Geld in Moselweis abzuliefern. Die Frist war aber so kurz gestellt, daß es diesem unmöglich war, innerhalb derselben das Geld abzuliefern. Als er abends einhalb 9 Uhr in die Wohnung des Bürgermeisters zu Eller eintrat, trafen aus dem „Hospital“ Stuben zwei Dragoner und sechs Füßer (Infantristen) ein, um den Bürgermeister wegen „Nichterfüllung ihrer gemachten Requisitionen“ mit sich nach Stuben in Prison zu nehmen. In Abwesenheit des Bürgermeisters nahmen sie den Bevollmächtigten Johann Löwen mit, „ungeachtet der Vorzeigung des Geldes und seiner Bevollmächtigung“. Die Requisitionen bestanden in ganzen Fuder Wein, Kühen, Hämmeln, Brot, Butter, Mehl, Eiern, Baumöl usw..

Wir sehen daraus, daß unsere Ahnen zur damaligen Zeit vielen Ungelegenheiten ausgesetzt waren.


Die Texte wurden vom Originaldokument (mit evtl. Fehlern) übernommen, ohne Anpassung an die aktuelle deutsche Rechtschreibung. Aus dem Zeller Volksfreund vom 15. Juli 1922
Text zur Verfügung gestellt von Horst Werner, Zell (Barl)
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