Geschichtliche Parallelen Geschichte und Anekdoten von Bremm und Kloster Stuben
Ernst Wackenroder, 1959 Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem

Die Kunstdenkmäler
des Landkreises Cochem

BREMM

Auszug aus dem Buch
von Ernst Wackenroder, 1959
Band 1, Seiten 92 bis 104

Kath. Pfarrkirche St. Laurentius Seite 93
Kath. Kapelle St. Michael Seite 101
Wegekreuz Seite 102
Wohnhäuser Seite 102
Laufbrunnen Seite 104
Gartenhäuschen Seite 104
Privatbesitz Seite 104
     

Schrifttum: Klein, Moselthal, S. 244 u. 265. - Bärsch, Moselstrom, S. 393. - Schannat - Bärsch, Eiflia ill. III, 1, 2, S. 246. - Grimm, Weisthümer III, S. 806. - Fabricius, Mayengau, Reg.

Handschriftliche Quellen: Im Staatsarchiv Koblenz. Akten betr. klösterlichen Besitz vgl. Ausfeld, S. 85 u. 91. - Im Besitze von Frau Jos. Treis (Haus Nr. 46) "Familienchronik" des 18. Jh. aus dem Zehnthause (Turmstraße 44); bis 1930 auch eine "Chronik, bzw. Beschreibung" aus dem Kloster Stuben.

Vor- und Frühgeschichtliches: Vorgeschichte. Grabhügel, südwestl. Punkt 408,1 nördl. Straße Bremm - Beuren. - Römisch. Ziegel (Signalstation?) "Eulenköpfchen".

Zur Ortsgeschichte: Breme, genannt 1056 u. 1160 (MRUB I, Nr. 343 u. 620. - Förstemann - Jellinghaus II, 1, Sp. 568 / 69). Der Ort wird 1051 als Brembe, 1097 Brimben, Brimba, 1144 Bremba genannt (MRUB I, Nr. 355, 343, 392 u. 532). Unter den Gütern, die 1051 durch Richeza aus dem Erbe der Pfalzgrafen an die Abtei Brauweiler kamen (vgl. Klotten), befand sich auch eine Besitzung in Bremm. Besitz hatten ferner 1097 das Stift St. Simeon und 1144 die Abtei Springiersbach, deren Abt 1160 für das Kloster Stuben Güter in Bremme kaufte (MRUB I, Nr. 392, 532 u. 620). Seinen Besitz in B. verkauft Cuno, Ritter v. Ulmen, 1337 dem Erzbischof von Trier (CDRM III, Nr. 225), über weiteren Besitz an Weingefällen, über Anlage von Weinbergen, Verkäufe und Belehnungen vgl. Klein, Bärsch und CDRM III, Nr. 225, 468; IV, Nr. 77 u. 342. Güter des Kurfürsten von Pfalz-Bayern wurden 1804 und 1811 versteigert, ebenso ein dem Erzstift Trier gehöriges Haus, Besitz des Stiftes S. Florin zu Koblenz, des Herzogs v. Arenberg, des Trierer Domkapitels, des Klosters Stuben, des Grafen v. Metternich-Winneburg und des Frhr. v. Metzenhausen. - Auf die Wüstung Cales, westlich des Ortes, weisen aufgefundene Mauerreste.

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE ST. LAURENTIUS - Seite 93

Schrifttum: Lehfeldt, S. 226. - Jos. Maas, Zweischiffige Kirchen a. d. mittl. Mosel: Centralblatt d. Bauverw. 2, 1882, S. 57. - De Lorenzi II, S. 157 u. 167. - Gesch. Atlas V, 2, S. 184. - Handbuch 1952, S. 254. - Pauly, Kaimt-Zell.

Handschriftliche Quellen: Im Pfarrarchiv. Urk. v. J. 1351 betr. Dotierung des Marienaltars. - Urk. v. J. 1354 (nebst beglaubigter Kopie) betr. Abhalten der Messe durch einen Kaplan an Stelle des Vizepastors von Ediger. - Urkunden v. J. 1435 betr. Stiftung für den St.-Jacobs-Altar. - Erlaubnis v. J. 1507 betr. Errichtung eines Taufsteines in der Marienkapelle zu B. - Otto, Bischof von Azot, Generalvikar d. Erzbischofs v. Trier, schenkt der Pfarrkirche im J. 1656 eine Reliquienpartikel vom Goldfinger des hl. Laurentius. - Päpstliche Ablaßbreven von 1709, 1737 u. 1762 (vgl. Krudewig, S. 93 - 98). - Im Staatsarchiv Koblenz. Bauakten a. d. J. 1839 / 67 u. 1874 / 1907. (Abt. 655, 9, Nr. 152 und 158). - Akten a. d. J. 1832, 1940 betr. die Kirche. (Abt. 441, Nr. 32472). - Akten a. d. J. 1818 / 1863 und 1940 betr. kath. Pfarrgebäude (Nr. 32005).

Geschichte: Die im J. 1097 genannte Kirche zu "Brimba" war Filiale von Eller (s. d. u. MRUB I, Nr. 392 - MRR I, Nr. 1543). Wegen des Laurentiuspatroziniums dürfte ihre Entstehung in die durch Otto den Großen, bzw. mit der von ihm am Laurentiustage geschlagenen Ungarnschlacht von 955 eingeleitete zweite Blüteperiode der Laurentiusverehrung fallen (vgl. dazu W. Stüwer Die Patrozinien im Kölner Großarchidiakonat Xanten. 1938, S. 95). Sie erscheint als Kapelle zu "Breme" im Verzeichnis der Erzbischöflichen Rechte um 1220, dann im Register v. J. 1552 als Pfarrkirche, ebenso bei den Visitationen i. d. J. 1592 u. 1656 (L. u. C. V, S. 1, 135, 259). Mit der Dotierung des Marienaltars im J. 1351 erhält die Kirche einen Kaplan (s. o. hs. Qu.). Patronatsherr der Kaplanei war der Dompropst von Trier; Zehntherren waren der Erzbischof mit zwei Drittel, die Herren von Pirmont, das Stift St. Simeon und das Kloster St. Irminen in Trier zusammen mit einem Drittel. Chor, Schiff und das ganze Dach hatte der Erzbischof zu unterhalten, Turm und Sakristei die Gemeinde und die Filiale Beuren. Papst Innocenz VI. und Erzbischof Boemund verliehen der Kapelle im J. 1360 Ablaßprivilegien (Goerz, Reg. d. Erzb., S. 96), vermutlich für einen Baufonds. Auch die Stiftungen des 15. Jh. weisen auf den neuen Bau einer Kirche, die uns durch Aufmessung und Beschreibung von Jos. Maas und durch Lehfeldt in ihrer alten Form bekannt ist. Eine "größere Restauration" wurde vor 1860 durchgeführt (Statistik Kr. Cochem 1860 / 63, S. 10). Dann wurde die Kirche im J. 1895 nach den Plänen des Architekten Moritz aus Müden durch Baumeister F. J. Clemens aus Ediger verlängert. Dabei blieben alte Teile, das Schiff (s. u.) und der gegen den ansteigenden Weinberg gerichtete romanische Westturm stehen.

In erhöhter Lage über dem Dorf war die Kirche eine der für Mosel und Eifel typischen zweischiffigen Kirchen des späten 15. Jh. Das zweiachsige Schiff, mit einem Mittelpfeiler, war bei 10,40 m Breite und 9,45 m Länge fast quadratisch; der mit fünf Seiten des Achtecks geschlossene Chor war im Lichten 6,25 m breit und 5,20 m tief. Auf der Südseite der Kirche lag im Winkel zwischen Chor und Schiff die in Urkunden v. J. 1507 genannte Marienkapelle (zuletzt Sakristei). Hier wurde damals mit Erlaubnis des Erzbischofs Jakob von Baden ein Taufstein errichtet (vgl. Krudewig , S. 96, Nr. 25 u. 26).


Bremm, Kath. Pfarrkirche, von Südwesten

Baubeschreibung

Der Westturm wurde durch Brand im J. 1839 sehr beschädigt; der Wiederaufbau wurde auf 1095 Rthr. veranschlagt und "gemäß der bisherigen Gestalt" durchgeführt. Dabei erhielt er 1841 ein fünftes Geschoß, wie auch die auf das Turmgesims der Ostseite aufgemalte Zahl zeigt. Darunter steht im Blendbogen die Putzzahl 1862. Durch Bombenschaden am 27. Dez. 1944 entstand auf der Nordwestecke der Kirche ein Trichter; es wurde das Fundamentmauerwerk des Turmes aufgerissen, der 32 cm aus dem Lot geriet und weiter starke Risse zeigte. Die große Westempore wurde dabei durchschlagen. Beseitigung dieser Schäden im J. 1947.

Der fast ohne Verjüngung hochgehende romanische Westturm ist ungegliedert; das alte Abschlußgesims des vierten Geschosses besteht aus Rundwulst über Plättchen. Eine kräftig geschwungene Sima dient dem fünften Geschoß als mächtiges Hauptgesims, begleitet im Maueransatz von laufendem Kreuzband auf der Stirn des schweren Rundbogenfrieses, der auf Halbkreisklötzchen aufsetzt. Ein schlanker, wenig eingezogener Schieferhelm bildet den Abschluß. Für die Kanten des Turmes sind in unregelmäßigem Wechsel Buntsandsteinquader verwendet; davon liegen auf der Südostecke drei ornamentierte Bindersteine, verdeckt durch das angebaute Schiff. Der unterste, 75 cm lang, 2,2 cm breit, enthält auf der Läuferseite auf vertieftem Grund in Flachschnitt einen schreitenden Esel, dessen Ohren in die glatte Rahmung gelegt sind. Diese seltene, im Rheinland an dem Turm der romanischen Propsteikirche in Oberpleis wieder begegnende Darstellung ist als "messianischer Esel" zu deuten bei seinem dreimaligen Vorkommen im Leben Christi (vgl. dazu E. Staedler, Über das Eselsrelief am Dome zu Como: Theol. Quartalschrift 123, 1942, S. 177, mit eingehender Erläuterung; der Esel seit frühchristlicher Zeit Symbol der Demut). Ein achtteiliger Stern und ein Kreuz sind als Hinweis auf Geburt und Passion rechts untergebracht; auch ist die Binderseite mit einem lateinischen Kreuz belegt, dessen freie Flächen mit Abtstäben gefüllt sind, wobei an den Besitz der Abtei Brauweiler zu denken wäre. Die obere Kante dieser Seite des Steines ist mit Schrägkreuzen gemustert, die Läuferseite ist mit einem rhombenartigen Band besetzt. Der Binderstein oberhalb davon wieder mit einem durchgehenden Kreuz auf der Läuferseite; die Verzierung der Binderseite war nicht genau zu erkennen, wohl ähnlich wie der anschließende dritte Binderstein mit seiner eckig wirkenden Ornamentierung, die in kurzen Ranken endigt.


Bremm, Kath. Pfarrkirche, Inneres nach Osten

Die mit Flachtonne gewölbte Turmhalle war ursprünglich vom romanischen Schiff aus zugänglich; die vermauerte Türöffnung mit fast geradem Sturz in Bruchstein. Die beiden unteren Geschosse des Turmes sind auf der Süd- und Nordseite mit zweiteilig gekuppelten und gerahmten Blendbogen dekoriert. Der Blendbogen auf der Südseite wurde von einer aus der Zeit des Schiffes stammenden Turmtür durchbrochen, die 1896 ein neues Gewände erhielt. Im dritten und vierten Geschoß Klangarkaden auf allen Seiten als dreiteilige, genischte Rundbogenfenster, von Blendbögen begleitet und mit Bogenfries als Abschluß. Die dünnen Säulchen, aus grauem Sandstein, sind meist zugespitzt für das Auflager des steilen Kämpferkapitells, dessen Seitenflächen durch Abfasung der Rundung angeglichen sind und in Halbkreisrolle endigen. Eine niedrige Platte bildet den Abschluß. Ein Kapitell in niedriger Kelchform mit vier blattähnlichen Eckrollen und mit aufgelegten Rippen auf den glatten Flächen; eine Säule mit Halsring. Die Basen wechseln: attische Basen auf angearbeitetem Sockel, umgestürztes Schildkapitell und Basen in Drehbankarbeit, deren Spuren auch an den angearbeiteten Teilen zu sehen sind. Eine Basis als hohe Glocke, stumpf aufsetzend, oben in attischer Basisform endigend, eine in Form einer dickbauchigen Vase, eine in Topfform. Im vierten Geschoß sind die Kämpfer alle gleich, die Basen meist wie flach gehaltene umgestürzte Kämpfer bis auf zwei einfache attische Basen und (auf der Nordseite) eine stumpf auf den Sockel gestellte Basis, deren obere Profile (in Dreharbeit) an die Säule hinaufgerückt sind, ausgebildet wie das Hauptgesims als Wulst mit Plättchen unten und oben. Im aufgesetzten fünften Geschoß sind die Kämpferblöcke und gleichartigen attischen Basen nach den alten Mustern mit angearbeiteten hohen Sockeln ausgeführt. Vom romanischen Schiff stammen kleine rundbogige Fensterrahmen aus einem Stein, die in die Blendbögen als Schlitzfenster versetzt wurden. Auf den Rahmungen oben Kreiszierat: vierteilige Blüten und gleicharmige Kreuze im Kreise nebst eingeritzten Ranken, eine Ornamentierung, die zu den oben genannten Bindersteinen paßt.

Erhalten blieben bei der Verlängerung der Kirche nach Osten um zwei Achsen der Mittelpfeiler und das Gewölbe, ein Teil der Maßwerkfenster, die Emporenbrüstung und der mit dem alten Material wiederaufgebaute Chor nebst seinem figürlichen Steinmetzschmuck. Das Innere des Schiffes blieb im alten Charakter, nun mit drei Mittelpfeilern. Der alte Pfeiler, von etwa 48 cm Durchmesser, beginnt mit Hohlkehlanlauf am hohen Rundsockel und nimmt mit seinem letzten Stein die anlaufenden Doppelhohlkehlrippen des Netzgewölbes auf. An den Wänden setzen die Rippen auf neue, gleichartig gearbeitete halbfigurige Engelchen auf, die Spruchbänder in den Händen tragen. Alt sind die Engelfiguren am Westende, mit leeren Wappenschildern in den Händen, und folgende Schlußsteine: im Nordschiff mit Hochreliefs der Muttergottes, der Heiligen Eligius und Wendelinus; neu sind die der Heiligen Petrus und Katharina. Bei diesem Stein in einem benachbarten Knotenpunkt das Wappen der Haust v. Ulmen, willkürlich behandelt. Im Südschiff folgen als alte Schlußsteine, auf der Empore angefangen: das Antlitz Christi, in einem benachbarten Knotenpunkt ein Zimmermannsbeil mit der Inschrift NIKOLAUS ELLER, vermutlich dem damaligen Zimmermeister (wiederholt weiter östlich) und ein Schild mit einer Hausmarke, ähnlich einer Fußangel. Es folgen neue Schlußsteine mit Darstellungen der Heiligen Barbara, Nikolaus, Sebastian, Rochus und ein alter Schlußstein mit der Figur des hl. Laurentius. Ein geflügelter Engel hält einen willkürlich bemalten Wappenschild. Im Chor und dessen Vorjoch ist auch das alte Sterngewölbe mit seinen Doppelhohlkehlrippen wiederverwendet; es lag früher 70 cm höher als das des Schiffes; im Schlußstein des Vorjoches die segnende Hand Gottes. Wie schon im alten Chor dienen als Rippenkonsolen: vier Engelfiguren mit Leidenswerkzeugen auf Schilden, auf den Wandmitten zwei halbfigurige Propheten, auf große Schriftbänder weisend. Von geringerer Arbeit, aber ähnlich wie die in der Schwanenkirche (s. d.), sind sie mit ihren hohen Kappen und wilden Bärten als alte Männer gekennzeichnet; auch die Halbfiguren der Heiligen Petrus und Matthias in den Westecken sind handwerkliche Arbeiten. Sie wurden vom Anstrich des Jahres 1895 befreit und neu gefaßt. Von den Maßwerkfenstern, harter roter Sandstein, sind drei im Chor und das zwischen den beiden Südportalen alt, andere sind stark ergänzt, die übrigen sind neu. Mit ihrem abwechslungsreichen Fischblasenmaßwerk ähneln sie denen der Kirche zu Ediger (s. d.).

Die Westempore, roter Sandstein, wurde ebenfalls mit alten Teilen in der alten Form erneuert, dann durch Einsturz des Gewölbes des Schiffes an dieser Stelle (s. o. Turmschaden) beschädigt und instandgesetzt. Zwei achteckige Stützen tragen die Brüstung; ihre Wand findet Halt am Mittelpfeiler, eingesetzt in dessen Sockel. Sie ist in vier steilen Spitzbögen geöffnet. Die Brüstung selbst hat mit ihrem durchbrochenen geradlinigen Fischblasenmaßwerk ihr Vorbild in der Turmgalerie von Ediger. Die Emporenbühne über flacher Holzdecke.

Ausstattung

Reste von spätgotischer Wandmalerei sah man oberhalb des Südportals der Kirche auf weißem Kalkputz. Dargestellt war nach v. Fisenne das Martyrium des hl. Laurentius, "gut komponiert und voll Leben und Bewegung". Vorzeichnung in Rot, Kleidungsstücke waren gelb (Zs. f. christl. Kunst 3, 1890, Sp. 78. - Clemen, Rom. Wandm., S. 668. - Phleps, Farbige Architektur, S. 101).


Bremm, Kath. Pfarrkirche, Konsolfiguren

Bei der Kirchenerweiterung im J. 1895 wurden drei Steinaltäre des 17. Jh. leider entfernt und durch neugotische Holzaltäre ersetzt. Der dem hl. Laurentius geweihte Hochaltar, 2,50 x 3,80 m, Kalkstein, kam in die Sammlung der Familie Clemens, vererbt an Baronin Angelika v. Liebig, Schloß Gondorf a. d. Mosel (Kreis Mayen) und wurde neugefaßt. Im Mittelbild das hl. Abendmahl, in der dreiteiligen Predella Szenen aus der Passion, im Aufbau das Martyrium des hl. Laurentius. Diese Hochreliefs malerisch-unruhig, einfache Arbeit. Lebhaft bewegte Einzelfiguren in Muschelnischen, links hl. Laurentius, rechts hl. Stephanus. Oben Muttergottes mit dem Kinde. Kreiskartusche, aus der Gottvater halbfigurig vortritt. Madonna ist von knieenden Engelfiguren begleitet. Auf dem verkröpften Hauptgesims steht links die Figur eines Heiligen, mit einem Buch in der Rechten und geschlossener Linken für einen Palmzweig (?), rechts eine Heilige mit einem Buch in der Linken; ihre mit einem Rosenkranz behängte rechte Hand liegt andachtsvoll vor der Brust. Den seitlichen Randabschluß bildet Schnörkelwerk mit weiblichen Büsten, Fruchtwerk und Engelköpfchen. Über der Abendmahlsszene, in Verbindung mit einem Wandbehang ein ornamentaler Schriftstreifen, in dem sich der Künstler JO[HAN]ES GROS nennt; lateinische und griechische Buchstaben sind als besondere Eigentümlichkeit verwertet. Derselbe Meister verrät sich durch diese Buchstaben an Altarresten in der Dreifaltigkeitskapelle in Pommern. In Gondorf ein Steinaltar aus Gappenach, belgischer Savonette, durch Fuchs, Köln, 1895 restauriert und ohne Fassung, vom gleichen Meister. - A. Schippers, Ein unbekannter Altarplastiker d. mittl. Mosel: Köln. Volksztg. v. 30. Okt. 1932, Sonntagsbeil. Nr. 44.) Der Bremmer Altar ist aus der Hoffmann-Schule hervorgegangen. Das zeigen Figuren, Gerüst und Dekor. Im Halbrund über dem Aufbau des Steinaltars in Eller (s. d.) v. J. 1621 findet sich das gleiche Halbbild Gottvaters mit dem für die Weltkugel schräg vorgeschobenen rechten Arm. (Vgl. auch als Arbeit des Johannes Rupert Hoffmann den Steinaltar in Clüsserath v. J. 1622 [Kd. Landkreis Trier, S. 65]; nach Balke, S. 85, war dieser Bildhauer ein Enkel von Hans Ruprecht Hoffmann).

Von den Nebenaltären, nach Balke, S. 89, "letzte Arbeiten der Hoffmannschule", kam der Marienaltar, ehemals linker Nebenaltar, aus belgischem Savonette, bis auf ein Giebelrelief nach Schloß Calbeck bei Goch; er wurde 1945 mit dem Schloß zerstört. Frhr. v. Vittingshoff-Schell ließ geborgene Teile des Altares instandsetzen. Die Darstellung des Marienlebens ist kleinfigurig behandelt (schlechte Abb. vom alten Zustande im D.A.B.). Der ehemals rechte Nebenaltar, feiner Tuff, der sogenannte Stephanusaltar, 2,37 m breit und 3,76 m hoch, ist schon im Fragebogen von 1832 als St. Sebastianusaltar bezeichnet und ist mit 1631 datiert. Er kam 1909 als Schenkung des Regierungsbaumeisters Dr. Roettgen, Bonn, in das Rhein. Landesmuseum zu Bonn (Abb. in B. J. 119. 1910, Tafel. - Führer d. d. Prov. Mus. Bonn 1913, S. 22, 34). Es ist ein zweigestaffelter flacher Säulenaltar mit seitlichen Nischenflügeln und Sockelstreifen; in diesem gedrängte kleinfigurige Passionsszenen und dickes Fruchtwerk an Bändern. Das seitliche Rollwerk ist durch Engelköpfchen belebt. Dem überlieferten Namen nach wäre in der großen Mittelnische ein Martyrium des hl. Stephanus zu erwarten; es steht aber vor flachem, eingesetztem Rahmen eine nicht füllende stilverwandte Figur des hl. Sebastian (Nebenpatron) auf hohem Postament. In den Flügelnischen die bewegten Figuren der hl. Christophorus und Rochus, im Aufbau die seltene Schutzmantelfigur des hl. Jakobus d. Ä. (vgl. zum Thema Clemen, Rom. Wandmal., Textbd. S. 612 u. Fig. 424). Als Abschluß dienen die Figuren eines hl. Bischofs, des hl. Antonius Erem. und die Gruppe der hl. Anna. Die Figuren der Heiligen Eligius und Franciscus (?) auf den Gesimsen der Seitenflügel sind nicht zugehörig.

Eine neben dem Marienaltar angebrachte Figur der Muttergottes "mit ungeheurem Rosenkranz" wurde 1832 entfernt; vermutlich eine Arbeit des 18. Jh.

Von der alten Ausstattung blieben erhalten:

Zu Seiten des Sakristeischrankes zwei hohe Mittelteile von Beichtstühlen der 2. Hälfte d. 18. Jh.; die Pilaster mit Rokokozier.
Einfacher Kruzifixus des 18. Jh., Holz, dreiviertellebensgroß.

Kunsthandwerk

Monstranz, 17. Jh., 45 cm hoch, leichtes vergoldetes Kupferblech, reiche getriebene Arbeit. Auf dem sechsmal gerundeten Fuß abwechselnd Felder mit geflügelten Engelköpfchen und mit Fruchtwerk. Der ovale Schaubehälter ist von kurzen Strahlen umgeben, besetzt mit breit geflügelten Engelköpfchen, oben ein durchbrochen gearbeitetes Kästchen mit Aufschriften beiderseits: Ecce panis angelorum. Eine Figur des hl. Laurentius bildet den Abschluß.


Bremm, Wegekreuz an der Moselstraße
Strahlenmonstranz des 18. Jh., 58 cm hoch, Messing vergoldet, der Fuß in Silber. Der im Oval gebrochene Schaubehälter ist von großem, mit Bändern und Fruchtkorb besetztem Silberkranz umgeben, davor vergoldete figürliche Reliefs: Gott Vater und das Symbol des hl. Geistes, links der hl. Bernhard v. Clairvaux, rechts der hl. Laurentius, unten eine Immaculata. Der ovale, achtmal geeckte und geschweifte Fuß ist glatt belassen; der Griff in weichen gerundeten Formen.

Kupfervergoldetes Ciborium, 35 cm hoch, 17. Jh. Der Fuß ist sechsmal gerundet und getreppt, der Griff als Profilzusammenstellung. Die große Kuppa liegt in einem sechsteiligen, durchbrochenen Korb von Silber; es wechseln Rankenmotive und vereinfachte Knorpelkartuschen.

Gotischer Kelch, 16 cm hoch, glatter, ganz flacher runder Fuß und achtteiliger Griff in Melonenform. Die glatte Kuppa anscheinend erneuert.

Messingvergoldeter Kelch, 25 cm hoch, Anfang des 18. Jh. Der in Kurven gerundete Fuß in getriebener Arbeit, mit Feldern für Putten, die Leidenswerkzeuge halten; die Zier bildet an allen Teilen Blumenwerk, charakteristisch ist die steile Kurvenführung; der Korb in durchbrochener Arbeit, verziert mit Engelpaaren.

Silbervergoldeter Kelch , 25 cm hoch, in Empireformen vom Ende des 18. Jh.; Kölner Beschau, Meisterzeichen BJ im Rechteck, nicht bei R³. Der in Kurven gerundete, sechsmal geradlinig geteilte Fuß ist zweimal gebuckelt gewölbt, besetzt mit Lorbeergehänge und Ovalen für Sonnenblumen, wiederholt am vollen Korb.

Gotischer Leuchter von Bronze mit weichen Profilen, ohne den Dorn 17 cm hoch. Der Durchmesser des Fußes nicht viel größer als der des Kerzentellers.

Zwei Leuchter von Bronze, 41 cm hoch, 17. Jh. Die drei Füße als Klauen auf Kugeln mit Dreiecksendigung, die Schäfte in weicher Führung, oben etwas gedreht, der Teller glatt. - Zwei Leuchter derselben Art, 33 cm hoch.

Vorstellkreuz von Silberblech, 51 cm hoch, 2. Hälfte des 18. Jh., verziert mit Rosen und Volutenranken und vergoldeten Kartuschen, aufgelegt auf die glatte Fläche. Der elegant gehaltene Christuskörper ist vergoldet.

Zugehörig sind sechs dreifüßige Leuchter aus Silberblech, 60 cm hoch; reiche Preßarbeit in Rokokoformen.

Meßkännchenteller von Silber, 26,5 cm Dm., Kölner Beschau und Marke JG über sechsteiligem Stern im Renaissance-Wappenschild, nicht bei R³. Der flache, leicht vergoldete Rand ist mit einem symmetrischen Rankenmuster bedeckt, gerandet mit einem Zahnschnittmotiv.

Weißes Meßgewand, vielleicht aus Kloster Stuben. Der gewebte Grund mit bunten Blumen und Vögeln, 18. Jh.; die Stäbe, 17. ]h., in sehr guter Plattstichstickerei, mit dem Lamm Gottes im Kreuzungspunkt; buntblumig-breitflächig, darin große blaue kornblumenartige Blüten an goldenen Stengeln.

Weißes Meßgewand vom Anfang des 19. Jh., der Grund in der Art des vorigen, die rot grundierten Stäbe mit Silberranken und dem Lamm Gottes im Kreuzungspunkt. Zugehörig sind zwei Levitengewänder.

Glocke v. J. 1580: MARIA HEISSEN ICH, IN GOTES NAMEN LUET MAN MICH, IM JAHR 1580 HEINRICH VAN COLLEN GUS MICH.

Im J. 1830 wurden am Moselufer von Friedrich Bernhard aus Tiefenbach drei unbrauchbare Glocken gegossen, und Joh. Bapt. Nicolas Gaulard in Stadtkyll erhielt 1833 den Auftrag, die drei größten umzugießen; Inschriften von Glocken v. J. 1834 im Beschlußbuch des Kirchenvorstandes, S. 140; vgl. weiter Lagerbuchnotiz v. J. 1806.

KATHOLISCHE KAPELLE ST. MICHAEL - Seite 101

Wegen ihrer Lage an der Autostraße Bremm - Aldegund mußte 1940 die zur Mosel gerichtete offene Front um 2 m gekürzt werden; gleichzeitig wurde der Bau unter Aufsicht der Denkmalpflege in der Substanz gesichert. Verputzter Bruchsteinbau des 17. Jh., mit holzgerahmten Fenstern, die dreiseitige Chorwand oben in Holz, über der Chorabwalmung ein vierseitiger Dachreiter. Der ältere Teil ist 6 m, der jüngere jetzt 2,4 m tief, jeder mit einem Holzgitter abgeschlossen. Die spitzbogige Holztonne zeigt kassettierte Felder, wie z. B. die 1666 erbaute Marienkapelle in Ediger. Der Frontgiebel, mit beschiefertem Überstand, liegt auf vortretenden Balkenköpfen; sein Zuganker ist mit einer ornamental verwendeten heiligen Lanze belegt (vgl. Hofmeister, Die heilige Lanze, ein Abzeichen des alten Reichs: Unters. z. dt. Staats- und Rechtsgeschichte, 96, 1908, S. 8. - Stüwer, Die Patrozinien im Kölner Großarchidiakonat Xanten. Bonn 1938, S. 23/26 f.).

Bremm, Kath. Kapelle St. Michael

Ausstattung

Auf der Mensa steht ein einfacher verschließbarer Schrein, im Lichten 1,30 m hoch, mit ausgeschmiedeten Beschlägen. Auf dem Sockel in gemalter Kartusche eine Inschrift v. J. 1610 mit der an den hl. Sebastian gerichteten Bitte um Schutz vor der Pest.

Die zugehörige Holzfigur des hl. Sebastian, zuletzt an der Wand aufgestellt, wurde 1932 entwendet. Im Schrein dafür ein spätgotisches Vesperbild, 60 cm hoch, von Holz, in einfacher Arbeit. Vor der Giebelwand ein Holzaltar mit einem Altarblatt, den hl. Michael im Kampfe darstellend; einfache Arbeit, wohl vom Ende des 17. Jh., 1949 gereinigt und gefirnißt. Der mit gedrehten Säulen und seitlichem Rankenabschluß ausgestattete Altar ist im Unstande. Auf dem Sockel und im Giebel Inschriften mit Anrufungen des Heiligen um Schutz und Hilfe.
An den Wänden Holzfiguren der Heiligen Lambertus und Rochus, 1,10 m hoch, 17. Jh. Vor dem zweistöckigen Holzgitter des Chorraumes an hohen, schweren Holzkreuzen ein Kruzifixus und fast lebensgroße Figuren der beiden Schächer, 17. Jh., einfach gefaßt. Christus im Typus des 16.Jh. (vgl. die "Drei Kreuze" bei Cochem und in Pillig, Kr. Mayen, unterhalb der Burg Pyrmont, beide v. J. 1652).
Eine Muttergottes mit dem Kinde auf dem linken Arm, eine sog. schwarze Muttergottes, Eichenholz, ehem. vermutlich versilbert, wurde 1936 entwendet.

WEGEKREUZ - Seite 102

An der Moselstraße (beim Haus Nr. 10), Sandstein, 3 m hoch, gestiftet 1707. Der geschwellte und mit Fruchtwerk an Ringen behängte Schaft mit Konsolbalken für ein erweitertes Vesperbild in Hochrelief. Auf dem Balken eine Kreuzigungsgruppe.

WOHNHÄUSER - Seite 102


Bremm, Häuserfront an der Moselstraße

Sehr groß ist die Zahl kleiner Häuser, deren Fachwerk unter Putz verborgen ist. Einfache, aber ansprechende und gemeinsam wirkende Giebelhäuser des 17. und 18. Jh. in verputztem Bruchstein sind z. B. die Wohnhäuser an der Moselstraße Nr. 17, 18, 20, 21, 22 und 37.

Nr. 38 (Wwe. Josef Treis), 17. Jh., hochgelegtes Erdgeschoß, das Obergeschoß in Fachwerk, im Giebel drei Luken nebeneinander. Zusammen erbaut mit Nr. 39 (Geschw. Schmitz). überputzter Fachwerkbau von zwei Achsen über Kellerpodest. Im Sturz der Oberlichttür ein Wappenschild mit Hausmarke nebst J A C und 1650. Aufmessung von Fine v. J. 1925 im DAM.

Nr. 46 (Frau Josefine Treis). Erbaut nach den Ankern von W[ilhelm] P[ellenz] und M[argarethe] G[ietzen], nach der Türzahl im J. 1624. Zweigeschossiger verputzter Bruchsteinbau, die Erdgeschoßmauern 1,20 m dick, 80 cm die des Obergeschosses. Die Öffnungen in rotem Sandstein; die Fenster im Erdgeschoß pfostengeteilt, der Sturz der Oberlichttür wie bei Nr. 39 mit Dreieckschluß und Wappenschild, das Stubener Kreuz darin neu aufgemalt und mit dem Baujahr zur Seite. Unter dem Hauptgesims ein abschließender Rundbogenfries, dessen weicher Konsolübergang durch Eckzwickel bereichert ist.

Nr. 47 (Wwe. Wilh. Amlinger) besteht aus zwei dreigeschossigen Steinhäusern in Traufenstellung. Das zweiachsige Haus links war angeblich das Haus des Försters des Klosters Stuben; die jüngere Hoftür mit dem Stubener Kreuz, umstellt von ANNO 1742. Fenster und Haustür mit verkröpften Ecken (wie am Hause Nr. 46). Es ist mit unter dessen Satteldach gezogen, sein reiches Holzgesims liegt etwas höher als das Gesims des Mansarddaches des dreiachsigen Hauses rechts, mit ähnlichen Fenstern wie am linken Teil. Nach der Ankerzahl ist es im J. 1626 erbaut.

Nr. 167 , früher Nr. 149 (Jakob Pellenz d. Ä.), Ecke Moselstraße und Altgasse. Bekanntes, wirkungsvolles Fachwerkhaus v. J. 1695/96, Modell im Landratsamt. Der Kellerraum zu ebener Erde und das Erdgeschoß in Stein gehören vermutlich spätgotischer Zeit an wie der ungefüge Unterbau und die profilierte Kellertür zu zeigen scheinen. Erst als es um 1830 als Schulhaus benutzt wurde, kam ein schmaler Anbau hinzu. Das besonders durch die Brüstungen abwechslungsreich gehaltene Fachwerk des Haupthauses, mit wildem Mann und Eckstreben, sowie verzierten Krummhölzern, tritt dreimal nur wenig über. Die vor die Balkenköpfe gelegten profilierten Bohlen schaffen eine klare horizontale Gliederung. Die Hölzer sind verhältnismäßig dünn.
Bremm, Haus Nr. 167, vom J. 1695 / 96

Die starken Eckständer in reicher Kerbschnitzarbeit mit S-Voluten unten und oben. Der untere Eckpfosten mit AN[N]O 1695. Die unter Verwendung des Schuppenmotivs kerbgeschnitzten Fensterpfosten der zweiteiligen und eines dreiteiligen Prunkfensters bleiben in der Fläche. Der Sturz der Fenster ist gebrochen und profiliert. Die Brüstungsfelder mit gekreuzten und geschweiften Hölzern; auf der Seitenfront sind sie als Betonung der Brüstung seitlich fortgeführt. Das Prunkfenster ist durch volle Brüstungsfelder hervorgehoben, darin zwei auf die Spitze gestellte Vierecke: eins mit Wappenkartusche, darin die Bauzahl 1696 über W C und M T, mit einer Abwehrmaske darunter; im anderen Viereck ein Storch mit einer Schlange im Schnabel (Abb. 14 in Mitt. Rhein. Ver. f. D. u. H., I, 1907, S. 86). Nach dem Wörterbuch des Aberglaubens (8, S. 498) war auch der so dargestellte Storch ein Glücksbringer. Eine besondere Betonung gibt dem Hause der aus dem Satteldach herausgebaute Erker mit seiner doppelt geschweiften Giebellinie, begleitet von Hölzern mit Schachbrettmuster und dem nicht häufigen Fächermotiv. In der Mittelachse eine große Sonne oder Sonnenblume vor gekreuzten Hölzern; darunter die halbrund-geschlossene Heuluke (Heukeik) mit Rolle. Die Sockelfüllung mit Schild, wieder für die Erbauer W C und M M T, zur Seite Drachen, deren Köpfe abwehrend nach unten gerichtet sind. Überall Reste farbiger Behandlung.

Das Fachwerkgeschoß des Anbaues, mit wiederverwendeten Hölzern eines anderen Hauses, ist weit vorgestreckt, das dreiteilige Fenster darin tritt ein wenig vor mit Pfosten in reicher Kerbschnitzarbeit; grobe bebärtete Masken dienen als Pfostenendigungen. Auf der Mitte des Brustriegels ein Schild mit 1676, P C und G F. Die Brüstung mit Rosetten auf gekreuzten Hölzern. Das Rahmenholz mit einem Konsolfriesmuster, der verwitterte Eckpfosten ähnlich wie oben. Der alte Eingang des Haupthauses lag vermutlich an der Hofseite.

An der Stelle des jetzigen Wohnhauses Nr. 15 stand ein 1909 abgebrochener Fachwerkbau ähnlicher Art. Durch Brand zerstört wurden 1904 das an der Moselfront gelegene Fachwerkhaus Nr. 171 (Frau Schweißel) und das Nachbarhaus Nr. 172 (Philipp Treis), dessen übertretende Geschosse unter Putz lagen. Am Eckpfosten rechts von Nr. 171 stand die Bauzahl (wohl 1679); durch eine Ausmauerung verdorben (Zeichnung von A. v. Behr, in: Rhein. Fachwerkbauten ..., 1905, Abb. 7 und Photo im DAM). Ebenfalls ein Eckhaus, war es einfacher als das oben beschriebene Haus Nr. 167. Über hohem Steinunterbau zwei Geschosse in Fachwerk; der Giebel war zweimal gestaffelt und durch profilierte Bohlen horizontal betont. Das Fachwerk mit wildem und halbem Mann; durch die gekreuzten Hölzer und nasenverzierten Krummhölzer wirkte es bunt. Auf die Ecke gerückt im ersten Obergeschoß der Giebelseite eine vierteilige Fenstergruppe mit Schnitzwerk und mit rosettenverzierten vollen Brüstungen.

Wohnhäuser wohl des 17. Jh. sind Nr. 198 und 194 mit verputzten Fachwerkgiebeln; Nr. 196, in Traufenstellung, mit hohem Mansarddach, davor an der Straße ein hoch über Dach geführter Kamin; Nr. 193 mit zwei Achsen holzgerahmter Fenster, der früher beschieferte Giebel ist jetzt verputzt; Nr. 191 ist ein unverputzter Bruchsteinbau mit Fachwerkgiebel.

Zum Wohnhause Nr. 180 (Joh. Fischer) gehörte bei durchgehender Balkenlage das Haus Nr. 182, mit jüngerer Haustür v. J. 1810. Vermutlich 17. Jh. Das Erdgeschoß auch hier in Stein, das stark an der Traufenseite überstehende zweiachsige Fachwerk des Obergeschosses liegt unter Putz. Ein jüngerer kleiner Anbau lag vor dem auf die Straßengabel gerichteten Schiefergiebel. Auf Anraten der Denkmalpflege wurde dieser Giebel vor den 1949 errichteten größeren Anbau gelegt. Die Haustür mit Holzpfosten, in Biedermeierformen gehalten.

Nr. 177 (Joh. Schmitz) vom Anfang des 19. Jh. Zwei Geschosse in Schieferbruchstein, der dreiachsige Fachwerkgiebel in geraden Hölzern.

Nr. 162 (Wwe. Joh. Jos. Bartzen). Schrottür und Erdgeschoßfenster liegen auf der Mittelachse des zweimal vorgekragten (überputzten) Fachwerkgiebels; alle Fenster in Holzfassung.

Nr. 160 (Geschw. Theisen) ist ein zweiachsiges Giebelhaus in Fachwerk, wohl d. 17. Jh. Das Erdgeschoß in Stein; vorgebaut wurde später über dem Kellereingang eine Stube in Fachwerk. Das sehr veränderte Wohnhaus Turmstraße Nr. 44 (Carl Schmitz), 16. (?) Jh., wird noch Zehnthaus und "der Turm" genannt. Steinbau mit dreiachsigem Giebel, ungleich gesetzten Fenstern und Oberlichthaustür; die Langseite weist vier Achsen auf. Anstelle der neuen Scheune stand rechts davon ein Turm, dessen Erdgeschoß als Kelterhaus diente. Eine Verbindungstür führte in das heutige Wohnhaus, das unter dem Namen "Freihaus" noch bekannt ist. Vielleicht sind darin das kurfürstliche und das Isenburgische Kelterhaus zu sehen, "durch eine Mauer unterschieden", bei Gelegenheit von Instandsetzungsarbeiten genannt (St.-A. K., Abt. I C, Nr. 2676, Bl. 124).

Viehgasse Nr. 116 (Jos. Schlägel), bezeichnet als Haus des Hofmanns von Kloster Stuben. Zweigeschossiger Steinbau, mit breitem Fachwerkgiebel in geraden Hölzern, darin regelmäßig gesetzte Fenster und Heuluke. Auf der gerundeten Hausecke eine große Bildnische; auf dem Sturz der Kellertür die Zahl 1797. Die Haustür in schlichter Basaltfassung, die zugleich ein hohes Oberlicht einschließt. Man betritt eine kleine Dielenküche mit Badofen, rechts ein Spindchen, im Geschoß darüber die Schreibstube des Hofmanns. Ein früher rund geführtes Treppchen führt auf einen Verbindungsgang, das Geländer in einfachen Formen der Zeit um 1800.

Nr. 112 / 113 (Wwe. Nik. Kranz und Nik. Kranz d. J.), ein Zweifamilienhaus v. J. 1824. Zweistöckig und vierachsig, mit zwei Haustüren, die Enden der Front geschickterweise ohne Fenster. Das Haus sollen Hamburger Maurer und Zimmerleute erbaut haben. Das gebrochene Dach mit zwei Heuluken, die Giebel in Fachwerk, der linke beschiefert.

LAUFBRUNNEN - Seite 104

Aus schweren Steinquadern, aufgestellt 1813 Ecke Altgasse und Neustraße bei einer Linde. Zeitweilig an die Mosel versetzt, seit 1913 (eingemeißelte Zahl) wieder an der alten Stelle. Ein im Grundriß quadratischer, hoher Sockel trägt eine abgestumpfte Pyramide mit Kugelabschluß; früher beiderseits Wasserbecken. Ein ähnlicher Brunnen befand sich in Ediger.

GARTENHÄUSCHEN - Seite 104

(Wwe. Amlinger, Moselstraße 47) an der Straße nach Alf im Zuge der Gartenmauer. Verputzter Bruchsteinbau aus der Zeit um 1830, außen gemessen 3 x 3 m, mit einem Fenster an der Straße. Über hohem Holzgesims ein geschiefertes, gut geschweiftes Haubendach mit dreieckigen Lüftungsgiebeln darin.

PRIVATBESITZ - Seite 104

Ein Vesperbild vom Ende des 15. Jh., 45 cm hoch, Nußbaumholz, kam bei Auflösung des Klosters Nonnenwerth in Familienbesitz (Geschw. Deitel). Die Muttergottes mit ganz über den Kopf gezogenem Mantel.

KLOSTER STUBEN s. d.


Die Texte wurden vom Originaldokument (mit evtl. Fehlern) übernommen, ohne Anpassung an die aktuelle deutsche Rechtschreibung. Aus "Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem",
Deutscher Kunstverlag München, 1984
Abbildungen: Zum Teil aus dem Textdokument oder Rainer Pellenz, Bremm
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